Luxemburger Wort
Das Luxemburger Wort für Wahrheit und Recht ist mit einer Auflage von rund 67.000 Exemplaren die führende Tageszeitung in Luxemburg. Sie wird von Beginn an, seit 1848, von der Sankt Paulus Druckerei, heute Saint-Paul Luxembourg s.a. herausgegeben, welche bis 2020 mehrheitlich in Besitz des Erzbistums Luxemburg war. Die Zeitung stand historisch der Christlich Sozialen Volkspartei nahe, hat sich allerdings seit dem Ende der Ära von Premierminister Jean-Claude Juncker einer neutraleren Redaktionslinie verschrieben. Das "Wort" wird über die Pressehilfe vom Luxemburgischen Staat subventioniert. 2013 lag dieser Betrag bei 1.390.566 Euro.
Luxemburger Wort | |
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Beschreibung | größte Tageszeitung im Großherzogtum Luxemburg |
Sprache | Deutsch (einige Artikel Luxemburgisch, Französisch) |
Verlag | Saint-Paul Luxembourg s. a. |
Hauptsitz | Luxemburg (Stadt) |
Erstausgabe | 23. März 1848 |
Erscheinungsweise | Montag – Samstag |
Verkaufte Auflage | 67.301[1] Exemplare |
Chefredakteur | Roland Arens |
Herausgeber | Saint-Paul Luxembourg s. a. |
Geschäftsführer | Paul Peckels |
Weblink | www.wort.lu |
ZDB | 2421054-7 |
Geschichte
Die erste Ausgabe des Luxemburger Wort erschien am 23. März 1848, nur drei Tage nach der Einführung der Pressefreiheit im Deutschen Bund, in der vom Apostolischen Vikar von Luxemburg, Johannes Theodor Laurent und Eduard Michelis, gegründeten Sankt Paulus Druckerei.
Von Beginn an bekämpfte die Zeitung den von Samuel Hirsch mitbegründeten Volksfreund und den Judenrabbiner sowie das Subsidium für die jüdische Gemeinde. Im Zeitraum von 1849 bis 1880 erschienen durchschnittlich pro Woche zwei antisemitische Artikel.[2]
Ab 1938 stellte sich die Redaktion gegen das Dritte Reich. 1940, nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Luxemburg, wurde das Luxemburger Wort gleichgeschaltet. Der damalige Direktor Jean Origer und die Redakteure Batty Esch und Pierre Grégoire wurden verhaftet und kamen in Konzentrationslager. Von diesen überlebte nur Grégoire die Gefangenschaft.[3] Nach der Befreiung Luxemburgs titelte die Zeitung: Lëtzebuerg as fräi! (deutsch: „Luxemburg ist frei!“). Zugleich war dies auch eine der wenigen Ausgaben, die ausschließlich auf Luxemburgisch veröffentlicht wurden, der Presseverlag übersetzte auch gleichzeitig aus Protest seinen Namen ins Französische.
Zwischen dem 17. März 2005 und dem 21. März 2008 nannte sich die Zeitung d' Wort: Luxemburger Wort für Wahrheit und Recht.[4]
Das Verlagshaus verabschiedete am 11. Januar 2010 seinen Direktor und Chefredakteur Léon Zeches, der 42 Jahre lang die Zeitung mit seinen politischen Kommentaren repräsentiert hat. Auf ihn folgte der Generaldirektor Paul Lenert.[5] Seit September 2013 leitet Generaldirektor Paul Peckels den Verlag. Ebenfalls 2013 wurde Jean-Lou Siweck neuer Chefredakteur. Er war zuvor wirtschaftlicher Berater von Premierminister Jean-Claude Juncker.[6] Seit 2017 ist Roland Arens Chefredakteur.[7]
Im April 2020 verkaufte das Erzbistum Luxemburg seine Anteile am Verlag Saint-Paul Luxembourg an den belgischen Medienkonzern Mediahuis. Durch eine Minderheitsbeteiligung, die Lafayette SA, die Vermögensverwaltungsgesellschaft des Erzbistums, an Mediahuis hält, bleibt das Erzbistum Luxemburg dem Luxemburger Wort mittelbar verbunden.[8]
Das Luxemburger Wort ist seit Jahren einer der Hauptsponsoren der Luxemburg-Rundfahrt und sponsert dort das luxemburgische Gelbe Trikot.
Ende 2020 entlässt die Saint-Paul Luxembourg s. a. 71 der 330 Beschäftigten.[9]
Sprachen
Die Zeitung schreibt vorwiegend in deutscher Sprache, ein Teil der Artikel (etwa 16 %) ist auf Französisch, ein recht kleiner Teil (etwa 2 %) auf Luxemburgisch.
Nach einer Studie von Euromosaic, bei der das Wort zusammen mit dem Tageblatt untersucht wurde, entfallen auf Texte in Luxemburgisch bei diesen Zeitungen lediglich 2 % des Gesamtumfangs. Diese 2 % teilen sich wie folgt auf:
- Titelseite 0,1 %;
- Leitartikel, Nachrichten, Sport 0,0 %;
- Kunst 0,8 %;
- Lokalnachrichten 6,1 %;
- Unterhaltungstipps 50,6 %;
- Stellenangebote 1,9 %;
- Werbung 9,5 %;
- Geburtsanzeigen 81,8 %;
- Hochzeitsanzeigen 80,1 %;
- Todesanzeigen 52,8 %.
Einzelnachweise
- 2. Quartal 2012; Romain Hilgert: "Der zögerliche Abschied der Parteiblätter." d'Lëtzebuerger Land Nr. 38, 21. September 2012, S. 6.
- Tanja Muller: „Nichts gegen die Juden als solche …“ (PDF; 1,1 MB) Forum für Politik, Gesellschaft und Kultur, Nr. 312, November 2011, S. 54ff.
- Edda Humprecht: Luxemburger Wort für Wahrheit und Recht. Institut für Medien- und Kommunikationspolitik.
- D' Wort: Luxemburger Wort für Wahrheit und Recht in der Zeitschriftendatenbank: ZDB-ID 2184157-3
- "Luxemburger Wort" verabschiedet Chefredakteur. Luxemburger Wort, 11. Januar 2010.
- Saint-Paul Luxembourg: Neuer Generaldirektor und neuer Chefredakteur Luxemburger Wort, 26. Juli 2013.
- Führungswechsel: Roland Arens neuer Chefredakteur Wort.lu, 25. September 2017.
- Pressemitteilung von Mediahuis: Mediahuis verwerft Luxemburgse mediagroep Saint-Paul Luxembourg, 27. April 2020.
- Artikel von Pierre Leyers im Luxemburger Wort Saint-Paul: Sozialplan gescheitert, 29. Oktober 2020.
Literatur
- Luxemburger Wort 1900–2000. Luxemburg und die Welt ein Jahrhundert im Rückblick. Éditions Saint-Paul, Luxemburg 2000, ca
Siehe auch
Weblinks
- Internetpräsenz und Online-Zeitung Wort.lu
- Euromosaic, eine Studie der Europäischen Union über die Medien und den Sprachgebrauch in der Europäischen Union (hier das Kapitel über Luxemburg)
- Rezension des Buches Luxemburger Wort 1900–2000 und sehr kritischer Blick auf das Wort
- Edda Humprecht: Luxemburger Wort für Recht und Freiheit, Rezension beim Institut für Medien- und Kommunikationspolitik gGmbH, Berlin, auf mediadb.eu
- Digitale Ausgaben 1848–1950 auf eluxemburgensia.lu der Nationalbibliothek Luxemburg