Lueshit
Lueshit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Er kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der Zusammensetzung NaNbO3,[1] ist also chemisch gesehen ein Natrium-Niob-Oxid und als chemische Verbindung Natriumniobat bekannt.
Lueshit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
Igdloit |
Chemische Formel | NaNbO3[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Oxide und Hydroxide |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
4.CC.30 (8. Auflage: IV/C.10) 04.03.03.04 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol | orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m |
Raumgruppe (Nr.) | Pbma[1] (Nr. 57) |
Gitterparameter | a = 5,57 Å; b = 15,52 Å; c = 5,50 Å[1] |
Formeleinheiten | Z = 8[1] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 5 bis 5,5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 4,44; berechnet: [4,58][2] |
Spaltbarkeit | unvollkommen nach {001} |
Bruch; Tenazität | nicht definiert |
Farbe | schwarz, rötlichbraun bis braunviolett |
Strichfarbe | grau |
Transparenz | undurchsichtig, kantendurchscheinend |
Glanz | schwacher Metallglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | n = 2,29 bis 2,30[2] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Achsenwinkel | 2V = 46 bis 90°[2] |
Lueshit ist im Allgemeinen undurchsichtig und entwickelt meist würfelähnliche oder unregelmäßig oktaedrische Kristalle bis etwa 1,5 Zentimetern Größe von schwarzer Farbe bei grauer Strichfarbe. Dünne Ecken und Kanten sind allerdings rötlichbraun bis braunviolett durchscheinend.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Lueshit in der „Lueshe Mine“, etwa 180 km nördlich von Goma (Nord-Kivu) in der Demokratischen Republik Kongo und beschrieben 1959 durch Alexandre Safiannikoff,[3] der das Mineral nach seiner Typlokalität benannte.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Lueshit zur Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 2 : 3 (M2O3 und verwandte Verbindungen)“, wo er zusammen mit Barioperowskit, Isolueshit, Latrappit, Loparit-(Ce), Macedonit, Natroniobit, Perowskit, Tausonit und Uhligit (diskreditiert 2006) die „Perowskit-Reihe“ mit der System-Nr. IV/C.10 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Lueshit in die etwas erweiterte Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 2 : 3, 3 : 5 und vergleichbare“ ein. Diese ist dafür jedoch weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit großen und mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Perowskit die „Perowskit-Lueshit-Gruppe“ mit der System-Nr. 4.CC.30 und den weiteren Mitgliedern Barioperowskit, Lakargiit, Latrappit und Natroniobit bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Lueshit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Oxide“ ein. Hier ist er zusammen mit Barioperowskit, Isolueshit, Lakargiit, Latrappit, Loparit-(Ce), Perowskit und Tausonit in der „Perowskit-Gruppe“ mit der System-Nr. 04.03.03 innerhalb der Unterabteilung „Einfache Oxide mit einer Kationenladung von 3+ (A2O3)“ zu finden.
Modifikationen und Varietäten
Die Verbindung NaNbO3 ist dimorph und kommt in der Natur neben dem orthorhombisch kristallisierenden Lueshit noch als kubisch kristallisierender Isolueshit vor; möglicherweise auch als monoklin kristallisierender Natroniobit, wobei dessen Mineralstatus bisher noch fraglich ist.[4]
Bildung und Fundorte
Lueshit bildet sich in niobhaltigen Calcit-Karbonatiten. Als Begleitminerale können unter anderem Dolomit, Eudialyt, Fersmit, verschiedene Glimmer, Griceit, Ilmenit, Lovozerit, Perowskit, Pyrochlor, Sodalith, Steenstrupin, Thorianit, Ussingit, Vermiculit, Villiaumit auftreten.
Als seltene Mineralbildung konnte Lueshit bisher nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden. Seine Typlokalität „Lueshe Mine“ ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in der Demokratischen Republik Kongo.[5]
Weitere bisher bekannte Fundorte sind die Gruben „Demix-Varennes“ nahe Saint-Amable und „Poudrette“ am Mont Saint-Hilaire in der kanadischen Provinz Québec, einige Fundpunkte im Ilimaussaq-Komplex nahe Narsaq in Grönland, Afrikanda, Kowdor, Lowosero und Sallanlatvi auf der russischen Halbinsel Kola sowie die „Vermiculit Mine“ im Fremont County des US-Bundesstaates Colorado.[5]
Kristallstruktur
Lueshit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbma (Raumgruppen-Nr. 57, Stellung 5) mit den Gitterparametern a = 5,57 Å; b = 15,52 Å und c = 5,50 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Siehe auch
Literatur
- A. Safiannikoff: Un nouveau minéral de niobium. In: Académie Royal des Sciences d’Outre-Mer. Bulletin des Séances. Band 5 1959, S. 1251–1255.
- M. Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 46, 1961, S. 1004–1004 (PDF 80,9 kB)
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 519 (Erstausgabe: 1891).
Weblinks
Einzelnachweise
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 200.
- Lueshite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (PDF 71,6 kB)
- The minerals of the Democratic Republic of Congo. (Memento des Originals vom 29. Mai 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- IMA/CNMNC List of Mineral Names; Februar 2013 (PDF 1,3 MB)
- Fundortliste für Lueshit beim Mineralienatlas und bei Mindat