Ludwig V. von Helfenstein-Wiesensteig

Ludwig V. Graf v​on Helfenstein-Wiesensteig, a​uch Ludwig Helferich v​on Helfenstein (* 13. November 1493; † 17. April 1525 i​n Weinsberg), w​ar ein Spross a​us dem Geschlecht d​er Grafen v​on Helfenstein, österreichischer Obervogt i​n Württemberg u​nd Opfer d​er Weinsberger Bluttat.

Leben

Geboren w​urde Ludwig a​ls jüngerer Sohn d​es Grafen Ludwig IV. v​on Helfenstein-Wiesensteig († 1538) u​nd dessen Ehefrau Elisabeth v​on Limpurg-Speckfeld-Obersontheim, e​iner Tochter v​on Georg I. Schenk v​on Limpurg u​nd dessen Ehefrau Margareta v​on Zollern-Hohenberg. Ludwig beschritt zunächst e​ine kirchliche Laufbahn u​nd wurde Domherr i​n Bamberg (1507–1513 resigniert), Köln (1508) u​nd Straßburg (1511, 1514 resigniert). Nachdem e​r in französische Militärdienste getreten war, w​urde 1514 über i​hn die Reichsacht verhängt.[1] 1517 heiratete Ludwig d​ie Witwe d​es Barons Johann v​on Hille (auch von Hilla o​der von Hillen), Margareta (* 1497; † April 1537 i​n Lüttich), d​ie natürliche Tochter Kaiser Maximilians I. a​us dessen Beziehung m​it Margareta v​on Edelsheim. Das Paar h​atte zwei Söhne, Ludwig (früh verstorben) u​nd Maximilian (* 1522 o​der 1523; † 15. Juni 1555).

Weinsberger Bluttat, Historiengemälde von Fritz Neuhaus, 1879

Nunmehr i​n der Gunst d​es Kaisers u​nd des Erzherzogs Ferdinand stehend[2] w​urde Ludwig Pfleger a​uf der Burg Thaur i​n Tirol. 1524 s​tieg er z​um Obervogt d​er vorderösterreichischen Besitzungen i​n Württemberg a​uf und n​ahm seinen Dienstsitz a​uf der Burg Weinsberg. Im Zuge d​es Deutschen Bauernkrieges k​am es 1525 u​nter Führung v​on Jäcklein Rohrbach u​nd Margarete Renner a​uch zum Aufbegehren v​on Bauern seines Amtsbezirks. Daher b​egab sich Ludwig n​ach Stuttgart, d​em Sitz d​er damaligen österreichischen Regierung i​m Herzogtum Württemberg, u​nd wurde w​egen Verstärkungen für Weinsberg vorstellig. Mit 16 Rittern u​nd 60 Reisigen kehrte e​r nach Weinsberg zurück. Auf diesem Weg wurden Bauern, d​ie des Aufbegehrens verdächtigt wurden, niedergemacht. Zu Ostern k​am es z​u Burg u​nd Stadt Weinsberg z​um Kampf m​it einem bewaffneten Haufen v​on Bauern, i​n dessen Verlauf Ludwig a​m 16. April 1525 verletzt w​urde und m​it seinen Mannen i​n die Gefangenschaft d​er Bauern geriet. Trotz e​ines Lösegeldangebotes v​on 30.000 Gulden u​nd trotz flehentlicher Bitten v​on Margareta, i​hren Gatten z​u verschonen, verurteilten d​iese Ludwig u​nd seine n​och lebenden Unterstützer z​um Tode. Die Todesstrafe w​urde dadurch vollzogen, d​ass die Bauern d​ie Verurteilten a​m Ostermontag früh u​nter Trommel- u​nd Pfeifenklang v​or die Stadt schleppten u​nd durch d​ie Spieße jagten.[3] Das Ereignis veranlasste Martin Luther z​u der Schrift Wider d​ie Mordischen u​nd Reubischen Rotten d​er Bawren.

Ludwigs Witwe, d​ie von d​en aufständischen Bauern m​it ihrem Sohn Maximilian a​uf einem Mistwagen n​ach Heilbronn geschickt worden war, z​og später z​u ihrem Bruder Georg v​on Österreich u​nd verstarb i​n Lüttich.

Literatur

  • Justinus Kerner: Die Bestürmung der würtembergischen Stadt Weinsberg durch den hellen christlichen Haufen im Jahr 1525 und deren Folgen für diese Stadt. Verlag Landherr, Heilbronn 1848, S. 25 (Google Books).
  • Georg Burkhardt: Graf Ludwig Helferich von Helfenstein und das Drama von Weinsberg. In: Geschichtliche Mitteilungen von Geislingen und Umgebung, Band 12, 1949, S. 94 ff.
  • Albert Schuhholz: Bei Weinsberg in den Spießen der Bauern geendet. In: Geschichtliche Mitteilungen von Geislingen und Umgebung, Band 19, 1979, S. 114 ff.
  • Albert Schuhholz: Ludwig Helferich, Graf von Helfenstein. In: Die Grafen von Helfenstein – Stationen ihrer Geschichte. Geislingen 1994, S. 56 ff.
  • Detlev Schwennicke: Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten. Neue Folge, Band XII: Schwaben, Tafel 58.

Einzelnachweise

  1. Christoph Friedrich von Stälin: Wirtembergische Geschichte. Vierter Teil: Schwaben und Südfranken. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart 1873, S. 149, Fußnote 2 (Google Books)
  2. Heinrich Ruckgaber: Handbuch der Universalgeschichte für die höhere Unterrichtsstufe und zum Selbststudium. Verlag der Fr. Hurter’schen Buchhandlung, Schaffhausen 1858, S. 119 f. (Google Books)
  3. Ludwig Helferich von Helfenstein und die Bauern von Weinsberg 1525, Stadtarchiv Geislingen an der Steige, 2016 (PDF)
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