Ludwig Scabell
Ludwig Carl Scabell (* 25. September 1811 in Berlin; † 9. Juni 1885 ebenda) war der Gründer und von 1851 bis 1875 erster Leiter der Berliner Feuerwehr.
Leben
Ludwig Scabell wurde in der Friedrichstraße 204 geboren. Sein Vater war der Oberwasserbauinspektor Wilhelm Ludwig Scabell, Sohn des Magdeburger Architekten Johann David Scabell. Seine Mutter war Caroline Alberine Ulrike, geborene Eitelwein, Tochter von Johann Albert Eitelwein, Professor und Direktor der Königlichen Universität. Nach seiner Schul- und Lehrzeit heiratete Ludwig Scabell Franziska Wilhelmine Neander, Tochter des evangelischen Bischofs Daniel Amadeus Neander.
Stationen seines Berufslebens waren zunächst die Tätigkeit als Bauinspektor in Liegnitz und als Betriebsdirektor der Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft, bevor er in das preußische Innenministerium wechselte.
Berliner Feuerwehr
Auf Befehl des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. wurde Scabell am 1. Februar 1851 mit dem Aufbau einer Berufsfeuerwehr beauftragt und zum Königlichen Branddirektor ernannt.[1] Zuvor war er als Bauinspektor bei der Feuerwehr tätig. Das Amt, das sich damals Directorium der Feuerwehr nannte und in die Polizeibehörde eingebunden war, wurde von Scabell mit Leidenschaft geführt.
Innerhalb kurzer Zeit wurden die ersten achtzehn Feuerwachen gebildet, die von hauptamtlichen Feuerwehrmännern rund um die Uhr besetzt waren. Bemerkenswert war unter anderem, dass Scabell am 20. Juni 1851 einen Vertrag unterzeichnete, mit dem ein flächendeckendes Telegrafennetz für die Feuerwehr geschaffen wurde. Am 27. Dezember 1854 wurden in Berlin Brandinspektionen eingerichtet, denen die bestehenden Feuerwachen unterstellt wurden. Damit schuf Scabell eine damals moderne Behördenstruktur für die Feuerwehr. Außerdem veranlasste er die Entwicklung von gusseisernen Feuermeldern, die 1886 erstmals an verschiedenen öffentlichen Plätzen aufgestellt wurden.[2]
Die Berliner Feuerwehr war aber nicht nur Berlin im Einsatz, im Jahr 1870 rückten 150 Mann mit Löschgeräten und Löschfahrzeugen auch nach Havelberg aus, wo unter Leitung von Scabell der große Stadtbrand gelöscht werden konnte.[2] Auch nahm er am 27. Juli 1872 an der Gründungsfeier des Nassauischen Feuerwehrverbandes in Wiesbaden teil, zu der auch Carl Metz und sogar Kaiser Wilhelm I. zugegen war.[3]
Mit Erreichen des 64. Lebensjahres wurde der erste Leiter der Berliner Feuerwehr, bei der es sich somit um die älteste und auch größte deutsche Berufsfeuerwehr handelt, am 1. Oktober 1875 in den Ruhestand versetzt. Nachfolger Scabells wurde Branddirektor Gustav Witte.
Am 9. Juni 1885 verstarb der ehemalige Königliche Branddirektor und wurde in Berlin beigesetzt. Seine Grabstätte hat die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs jedoch nicht überstanden.
Ehrungen
Im Berliner Ortsteil Wannsee wurde 1976 an der südlichen Grundstücksgrenze der Feuerwache Wannsee eine zum Ostufer des Großen Wannsees führende Straße nach Ludwig Scabell benannt.[4]
Weblinks
Einzelnachweise
- Branddirekor Carl Ludwig Scabell (1851–1875). In: berliner-feuerwehr.de. Abgerufen am 30. März 2016.
- Information von einer Gedenktafel am Feuerwehrhaus in Havelberg am Salzmarkt. Gesehen und fotografiert von Benutzerin:44Pinguine im August 2016.
- Franz-Josef Sehr: Die Gründung des Nassauischen Feuerwehrverbandes. In: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2012. Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg-Weilburg 2011, ISBN 3-927006-48-3, S. 65–67.
- „18.06.1976 Umbenennung der Robertstraße in Scabellstraße“, Historischer Überblick, Berliner Feuerwehr: Berufsfeuerwache Wannsee (Memento vom 30. März 2016 im Internet Archive)