Lovoo
Lovoo (Eigenschreibweise: LOVOO) ist ein soziales Netzwerk, das über die gemeinsame Nutzung einer App das Kennenlernen von Menschen aus der Umgebung ermöglicht. Lovoo basiert auf standortbezogenen Daten und wird vom gleichnamigen Unternehmen Lovoo GmbH betrieben. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in Dresden, Lovoo beschäftigt rund 100 Mitarbeiter.[4]
Lovoo | |
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Basisdaten | |
Entwickler | LOVOO GmbH |
Erscheinungsjahr | 27. Oktober 2011[1] |
Aktuelle Version | 98.1 (Android – Google Play Store) (Version variiert je nach Gerät.) 28. April 2021[2] |
Betriebssystem | Android, iOS |
Kategorie | Soziales Netzwerk, Flirt |
deutschsprachig | ja |
www.lovoo.com |
Seit September 2020 ist Lovoo Teil der ParshipMeet Group, in der das deutsche Medienunternehmen ProSiebenSat.1 Media ihre Dating-Aktivitäten bündelt.[5]
Geschichte
Die weltweit agierende Plattform wurde von einer Gruppe aus acht Personen entwickelt und erstmals unter dem Namen „Lovoo“ am 27. Oktober 2011 als Mobile-Dating-Anwendung veröffentlicht.[1] Ursprünglich war der Name „Kiss2go“ für die App vorgesehen, der schon kurz nach dem Start geändert werden musste, weil der Berliner Radiosender Kiss FM den Machern eine Markennamen-Verletzung vorgeworfen hatte. Die Gründer der App entschieden sich gegen einen Rechtsstreit und kreierten binnen 20 Tagen die neue Marke „Lovoo“.[8][9]
Der Name setzt sich zusammen aus „love“ (englisch Liebe) und zwei „O“, die angeblich einem Zufall zu verdanken sind: Inspirationsgeber sei ein Hund aus einem Webvideo, dessen Laut sich wie „Lovoo“ angehört habe.[10] Am 2. Februar 2012 wurde Lovoo mit dem Publikumspreis als beste deutsche Mobile App beim „Show your App Award“, im Rahmen der M-Days in Frankfurt am Main, ausgezeichnet. Grundlage war eine Onlineabstimmung.[11]
Das Start-up-Unternehmen wurde am 12. April 2013 als Teilnehmer in das „Silicon Valley Accelerator Program“ aufgenommen. Seit September 2013 bereitet die Lovoo GmbH in diesem Zusammenhang ihre Internationalisierung, mit Fokus auf den Markt der Vereinigten Staaten, vor.[12] Anfang März 2014 hat Lovoo seine „Matching-Funktion“ unter dem Namen „Voo“ als eine eigenständige App herausgebracht. Bezüglich der Funktionen ähnelt Lovoo stark der US-amerikanischen Dating-Applikation „Tinder“.[13]
Im September 2017 wurde Lovoo für rund 60 Mio. Euro (davon rund 4 Mio. Euro erfolgsabhängig) an den US-Wettbewerber The Meet Group verkauft.[4]
Im Frühjahr 2020 wurde verkündet, dass die ProSiebenSat.1 Media SE den US-App-Entwickler The Meet Group übernimmt. Die deutsche Unternehmensgruppe hat mit diesem Deal ihre bis dahin größte Übernahme verzeichnen können. Der Fall musste vom Bundeskartellamt genehmigt werden, da ProSiebenSat.1 bereits Parship und Elite-Partner gehören. Die Freigabe für den Kauf erteilte das Kartellamt im Sommer. Insgesamt flossen rund eine halbe Milliarde Dollar für den Kauf.[14]
Funktionsweise
Lovoos Funktionen entsprechen in weiten Teilen denen anderer Social Software. Zentrale Funktion ist das Live-Radar, das in der Umgebung des Nutzers nach anderen sucht, um mit ihnen ggf. Kontakt aufzunehmen. Die Suchergebnisse werden mit Entfernung und Richtung dargestellt.[15]
Der sogenannte „Feed“ ist neben dem Live-Radar eine weitere Möglichkeit, Menschen aus der Umgebung zu finden. In chronologischer Reihenfolge werden Fotos aufgeführt, die von Personen aus der Umgebung oder von eigenen Kontakten veröffentlicht wurden. Rückmeldungen erhalten Nutzer dabei in Form von Likes („gefällt mir“), sogenannten „Followings“ (eine andere Person abonniert Beiträge) oder Chat-Anfragen.
Die Nutzer können auch durch sogenanntes Social Tagging interagieren, dabei können Nutzer nach anderen Nutzern oder nach Fotos zu bestimmten Themen suchen.
Das Match (englisch für „Übereinstimmung“) ist eine spielerische Funktion der App, bei der Profilfotos anderer Mitglieder gezeigt werden, die auf dem Gerät mit einer Wischbewegung oder einer Berührung („tap“) bewertet werden können. Sobald eine neue Bewertung vorliegt, werden Mitglieder per Push-Mitteilung darüber informiert. Bei gegenseitigem Interesse entsteht eine Übereinstimmung (englisch „match“), eine direkte Kontaktaufnahme über Chat bzw. Nachrichtensystem ist möglich.
Kosten
Solange man sich auf die Grundfunktionen beschränkt, ist die Lovoo-App zunächst kostenlos. Zu den Grundfunktionen zählen: Das Nutzen der Suchfunktion, Mitglieder anzeigen lassen sowie eine Nachricht pro Tag. Kostenpflichtig werden aber sogenannte „In-App-Credits“ und „Premium-Abos“, die man benötigt,[16][17][18] z. B. um „Matches“ zu de-anonymisieren, d. h. das Profil der Person zu sehen, mit der eine Übereinstimmung festgestellt wurde.
Betrugsvorwürfe
Im September 2015 wurden in der Zeitschrift c’t und der Nachrichten-Website Heise online umfangreiche Artikel zu möglichen unlauteren Praktiken durch den Betreiber der Plattform veröffentlicht.[19][20] Dem Verlag waren über 50 Gigabyte Daten aus E-Mail-Postfächern, Screenshots und Quellcode-Ausschnitte zugespielt worden, die darauf hindeuten, dass gezielt und automatisiert Profile mit erfundenen weiblichen Personen erstellt wurden, die anschließend programmgesteuert echten Nutzern Interesse vorgaben[21] und sie animierten, gegen eine Gebühr den Kontakt herzustellen.
In einer Stellungnahme bezeichnet das Unternehmen die Herkunft der dem Artikel zugrundeliegenden Unterlagen als dubios und verweist darauf, dass gemeldete Fake-Profile gelöscht würden, ohne dem Vorwurf zu widersprechen, Fake-Profile selbst erstellt zu haben.[22] Zur Echtheit der Dokumente hat das Unternehmen ebenfalls keine Stellung genommen.[20]
Im Oktober 2015 veröffentlichte die c’t eine erweiterte Analyse der ihr zugespielten E-Mail-Postfächer. Danach betrieb Lovoo unter dem Namen „Chat Banana“ über 16.000 mit dem Chatverlauf echter Nutzer trainierte Chatbots.[23]
Am 8. Juni 2016 kam es zu einer Durchsuchung der Firmenräume durch das Landeskriminalamt Sachsen. Gegen die beiden Unternehmensgründer und Kaufleute Benjamin Bak und Alexander Friede aus Dresden lagen Untersuchungshaftbefehle vor.[24] Die Staatsanwaltschaft warf den Beschuldigten gewerbsmäßigen Betrug vor.[25] Insgesamt wurden 16 Privatwohnungen und Firmenräume durchsucht.[26]
Das Verfahren der Staatsanwaltschaft Dresden wurde daraufhin am 30. September 2016 gegen Zahlung von Geldauflagen, ohne Feststellung von Straftaten, eingestellt.[27]
Sicherheitslücken
Im August 2019 gelang es Journalisten des Bayerischen Rundfunks Bewegungsprofile von Nutzern zu erstellen, die Rückschlüsse auf Arbeits- oder Wohnorte zulassen. Das Unternehmen hat auf diese Kritik reagiert und die Genauigkeit der Standortdaten verringert. Nutzer können nun nicht mehr auf weniger als 1.000 Meter genau verortet werden, zudem soll Triangulation durch Unterdrückung wiederholter Abfragen verhindert werden.[28][29]
Weblink
- lovoo.com – offizielle Website
Einzelnachweise
- Flirt-App Kiss2go wird zu Lovoo und bringt exklusive Funktionen für sicheres Dating (Memento vom 28. September 2013 im Internet Archive), auf: Inside LOVOO. Pressemitteilung vom 27. Oktober 2011, abgerufen am 23. September 2013.
- Die App bei play.google.com, abgerufen am 28. April 2021.
- LOVOO — Live Video Chat & Dating App. App Store (iOS), abgerufen am 26. April 2021.
- Es hat gefunkt: Dating-Plattform Lovoo geht mit Morgan Lewis an US-Wettbewerber. Abgerufen am 1. Oktober 2017.
- P7S1-Tochter schließt Übernahme der Meet Group ab. In: DWDL.de. 4. September 2020, abgerufen am 9. November 2020.
- Martin Weigert: Lovoo macht Badoo Konkurrenz, auf: netzwertig.com. 22. Januar 2013, abgerufen am 20. September 2013.
- Martin Weigert: LOVOO wächst rasant (Memento vom 28. September 2013 im Internet Archive), auf: netzwertig.com. 10. April 2013, abgerufen am 2. Aug. 2021.
- Christina Cassala: 15 Fragen an Alexander Friede von Lovoo. In: deutsche-startups.de. 1. Februar 2013, abgerufen am 29. Oktober 2015.
- Flirt-App Kiss2go wird zu Lovoo und bringt exklusive Funktionen für sicheres Dating, In: frische-fische.com. 27. September 2011, abgerufen am 2. Mai 2015.
- Interview mit Tobias Börner – LOVOO App CMO & Co-Founder, 16. Januar 2014, abgerufen am 31. März 2014
- Der Markt ist reif für Flirt-Apps (Memento vom 27. September 2013 im Internet Archive), auf: gfm-nachrichten.de, 14. Januar 2013, abgerufen am 2. Aug. 2021.
- Yvonne Ortmann: German Silicon Valley Accelerator: Diese 12 deutschen Start-ups mischen bald das Silicon Valley auf!, auf: deutsche-startups.de, 15. April 2013, abgerufen am 23. September 2013.
- FLIRT-APP VOO: Tinder bekommt Konkurrenz aus Deutschland, 6. März 2014, abgerufen am 31. März 2014.
- heise online: Kartellamt: ProSiebenSat1 darf Lovoo übernehmen. Abgerufen am 14. Juli 2020.
- Flirten via Smartphone: 'Lovoo'-App bringt Singles an Ort und Stelle zusammen (Memento vom 28. September 2013 im Internet Archive), In: Inside LOVOO. Pressemitteilung vom 2. August 2011, abgerufen am 23. September 2013.
- http://praxistipps.chip.de/tinder-badoo-oder-lovoo-vergleich-der-dating-apps_35553
- http://date-guide.de/lovoo-test/
- https://www.heise.de/ct/ausgabe/2015-21-Dating-Plattform-Lovoo-im-Fake-Verdacht-2819596.html
- Holger Bleich, Ronald Eikenberg, Heiko Frenzel und Torsten Kleinz: Dating-Plattform Lovoo im Fake-Verdacht. In: c’t. 18. September 2015, abgerufen am 20. Oktober 2015.
- Holger Bleich: Verdacht auf Abzocke bei Dating-Plattform Lovoo. In: Heise online. 18. September 2015, abgerufen am 20. Oktober 2015.
- Holger Bleich: Abzock-Verdacht gegen Flirt-Plattform Lovoo erhärtet sich. In: Heise online. 25. September 2015, abgerufen am 20. Oktober 2015.
- LOVOO-Kommentar auf c’t-Artikel. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Lovoo. 18. September 2015, archiviert vom Original am 22. Oktober 2015; abgerufen am 20. Oktober 2015.
- „Promote-Bitches“ - Interne Mails bekräftigen Abzock-Verdacht gegen Dating-Plattform Lovoo, c't 22/15, S. 26 (erschienen am 1. Oktober 2015)
- heise online: Razzia und Festnahmen beim Dating-Dienst Lovoo. In: heise online. Abgerufen am 8. Juni 2016.
- Holger Bleich: Razzia und Festnahmen beim Dating-Dienst Lovoo. Heise online, 8. Juni 2016, abgerufen am 8. Juni 2016.
- Betrugsvorwürfe: Razzia bei Flirt-Portal Lovoo, Spiegel Online, 8. Juni 2016. Abgerufen am 9. Juni 2016.
- Dating-App: Ermittlungen gegen Lovoo eingestellt. In: Die Zeit. 30. September 2016, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 30. September 2016]).
- Nutzer der Dating-App Lovoo können geortet werden. Abgerufen am 9. August 2019.
- https://inside.lovoo.com/pressestatement-zur-berichterstattung-des-bayerischen-rundfunks-ueber-lovoo/