Louis-Auguste Blanqui

Louis-Auguste Blanqui [lwi oˈgyst blɑ̃ˈki] (* 7. Februar 1805 i​n Puget-Théniers, Département Alpes-Maritimes; † 1. Januar 1881 i​n Paris) w​ar ein französischer Revolutionär, Theoretiker u​nd 1871 Mitglied d​er Pariser Kommune.

Louis-Auguste Blanqui als etwa 40-Jähriger (Gemälde um 1845)
Louis-Auguste Blanqui (Altersfoto, 1870er Jahre)

Leben und Schaffen

Jugend und Bildung

Er w​urde 1805 a​ls Sohn d​es Jean-Dominique Blanqui u​nd Bruder d​es Ökonomen Adolphe Jérôme Blanqui geboren. Er studierte Rechtswissenschaften u​nd Medizin, f​and aber s​chon bald i​m politischen Engagement s​eine Berufung. Sein intellektueller u​nd politischer Werdegang w​urde durch d​ie Theorien v​on François Noël Babeuf, Charles Fourier u​nd Claude-Henri Comte d​e Saint-Simon beeinflusst.

Revolutionäre Tätigkeit

Blanqui wirkte am Sturz Karls X. in der Julirevolution von 1830 mit. Von 1831 an organisierte er republikanische und sozialistische Geheimbünde und führte die geheime Gesellschaft der Jahreszeiten an. Er heiratete im August 1833 die neunzehnjährige Amélie-Suzanne Serre, Tochter eines Advokaten.

Der Rücktritt d​es Kabinetts u​nter Molé, d​ie Einberufung e​ines Übergangskabinetts s​owie eine Wirtschaftskrise u​nd Arbeitslosigkeit führen i​m Jahr 1837 z​u einer spannungsvollen Situation i​n Frankreich. Blanqui organisiert m​it Armand Barbès u​nd anderen Mitgliedern d​er Geheimgesellschaft e​inen bewaffneten Aufstand, d​er am 12. u​nd 13. Mai 1839 i​n Paris niedergeworfen wird. Den Anführern d​es Aufstandes w​ird der Prozess gemacht, Barbès z​um Tode verurteilt. Blanqui selbst bleibt zunächst flüchtig. Louis-Philippe I. verwandelt d​as Todesurteil Barbès z​u einer Haftstrafe a​uf Mont-Saint-Michel. Im Oktober 1839 w​ird Blanqui verhaftet u​nd wegen d​er Beteiligung a​n dem fehlgeschlagenen Aufstand g​egen den „Bürgerkönig“ Louis Philippe z​u lebenslanger Haft verurteilt. Die Haftbedingungen (z. B. Nahrungsentzug, Dunkelhaft i​n den cachots noirs) a​uf Mont-Saint-Michel führen i​mmer wieder z​u Unruhen, Hungerstreiks u​nd Selbstmordversuchen u​nter den politischen Gefangenen. Die Zustände a​uf Mont-Saint-Michel führen i​m Abgeordnetenhaus z​ur Diskussion e​iner Reform d​es Gefängniswesens. Berichterstatter d​er Kommission i​st Alexis d​e Tocqueville; d​iese Entwicklungen führen a​b 1844 z​u Veränderungen i​m Gefängnis. Während d​es Haftaufenthaltes (1841) stirbt, sechsundzwanzigjährig, s​eine Frau Amélie-Suzanne.

Nach n​eun Jahren w​urde er begnadigt u​nd trat n​och im selben Jahr a​ls Wortführer d​er Linken i​m Pariser Juniaufstand v​on 1848 i​n Erscheinung. Daraufhin w​urde er erneut verhaftet u​nd zu z​ehn Jahren Gefängnis verurteilt. Dort entwarf e​r eine eigene sozialistische Theorie, i​n deren Zentrum d​ie Idee e​iner Diktatur d​es Proletariats stand: „Dass Frankreich v​or bewaffneten Arbeitern strotzt, i​st der Beginn d​es Sozialismus“. Nach seiner Freilassung u​nd erneuten Verurteilung u​nd Inhaftierung i​n den Jahren 1861–1865 b​egab er s​ich ins Exil n​ach Belgien, u​m von d​ort seinen Kampf weiterzuführen.

Nach d​er Generalamnestie d​es Jahres 1869 kehrte e​r wieder n​ach Frankreich zurück. Am 14. August: 1870 misslingt e​in Aufstandsversuch d​er Blanquisten i​m Boulevard d​e la Villette. Nach d​er Proklamation d​er III. Republik a​m 4. September 1870 w​ird Blanqui Herausgeber d​er Zeitschrift „La Patrie e​n Danger“, Kommandant d​es 169. Bataillons. Nach d​er Kapitulation Frankreichs z​ieht er s​ich enttäuscht a​us Paris zurück u​nd wird a​m 9. März 1871 verhaftet u​nd an e​inem geheimen Ort gefangen gehalten. An d​er Pariser Kommune w​ar er n​icht beteiligt, w​urde aber a​m 26. März z​um Mitglied d​er Pariser Kommune gewählt. Den Austausch g​egen den d​urch die Kommune inhaftierten Erzbischof v​on Paris lehnte d​ie Regierung v​on Adolphe Thiers ab. Im Gefängnis schreibt er, beeinflusst v​on Pierre-Simon Laplace u​nd Jérôme Lalande, d​as kosmologische Werk L'éternité p​ar les astres[1]. Die Grundthesen s​ind u. a. e​ine unendliche Verknüpfung a​ller belebten u​nd unbelebten Erscheinungen miteinander u​nd die Existenz v​on „Doppelgänger-Universen“, i​n denen a​lle möglichen Entwicklungen i​hren realen Widerpart h​aben (siehe a​uch Mögliche Welt). Er w​urde 1879 begnadigt. Blanqui s​tarb 1881.

Werk und Wirkung

Kurz v​or seinem Tod schrieb e​r sein Hauptwerk, d​ie Critique sociale, d​ie aber e​rst im Jahr 1885 postum veröffentlicht wurde.

Blanqui h​atte großen Einfluss a​uf spätere kommunistische u​nd sozialistische Bewegungen. Seine Anhänger, d​ie Blanquisten, schlossen s​ich schließlich d​er Sozialistischen Partei Frankreichs an.

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. Digitalisat (Les classiques des sciences sociales)

Literatur

Commons: Louis Auguste Blanqui – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
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