Liste der Stolpersteine in Frankenthal (Pfalz)

In d​er Liste d​er Stolpersteine i​n Frankenthal (Pfalz) werden d​ie vorhandenen Gedenksteine aufgeführt, d​ie im Rahmen d​es Projektes Stolpersteine d​es Künstlers Gunter Demnig i​n Frankenthal (Pfalz) bisher verlegt worden sind.

Adresse Inschrift Person Verlege­datum Bild Anmerkung
Bahnhofstraße 2-4
(Standort)
Hier wohnte
Moritz Nachmann
Jg. 1862
deportiert 1942
Theresienstadt
ermordet 27.12.1943
9. Sep. 2021[1]
Hier wohnte
Meta Nachmann
geb.Rosenmeyer
Jg. 1875
deportiert 1942
Theresienstadt
ermordet 28.4.1944
Hier wohnte
Ludwig Nachmann
Jg. 1899
Flucht 1937
Italien
Frankreich
1940 USA
Hier wohnte
Kurt Siegfried Nachmann
Jg. 1902
Flucht 1937
Italien
USA
Hier wohnte
Irene Irma Nachmann
Jg. 1904
unfreiwillig verzogen
1936 München
deportiert Auschwitz
Ravensbrück
befreit
Hier wohnte
Hans Arthur Nachmann
Jg. 1910
unfreiwillig verzogen
1937 Mannheim
Flucht 1938 USA
Bahnhofstraße 16
(Standort)
Hier wohnte
Bernhard Reinhard
Jg. 1866
deportiert 1940
Gurs
Récébédou
tot 31.10.1941
7. Apr. 2006[2]
Hier wohnte
Rosa Reinhard
geb. Auerbach
Jg. 1875
deportiert 1940
Gurs
überlebt
Hier wohnte
Friedrich Josef Reinhard
Jg. 1898
Flucht 1933
überlebt in
Palästina
Hier wohnte
Hans Siegfried Reinhard
Jg. 1901
ausgewandert 1938
Palästina
Bahnhofstraße 33
Landgericht Frankenthal (Pfalz)

(Standort)
Hier arbeitete
Ferdinand Georg
Altschüler

Jg. 1883
entlassen 1933
deportiert 1945
Theresienstadt
befreit
12. Apr. 2019[3] Ferdinand Georg Altschüler wurde 1931 Richter und Landgerichtsrat in Frankenthal. Im Jahr 1933 wurde er in den Zwangsruhestand versetzt. Im März 1942 kam er in Schutzhaft und Mitte Februar 1945 in das KZ Theresienstadt. Nach der Befreiung wurde er noch im selben Jahr Präsident des Landgerichts.
Hier arbeitete
Friedrich Jakob
Becker

Jg. 1866
zwangspensioniert 1933
gedemütigt/entrechtet
tot 3.1.1938
Wiesbaden
Friedrich Jakob Becker war von 1920 bis 1926 Präsident des Landgerichts. Er gehörte auch kurze Zeit dem bayerischen Landtag an. Als Präsident des OLG Zweibrücken trat er den neuen Machthabern entgegen und wurde 1933 zwangspensioniert. Seine Witwe beging 1943 Selbstmord.
Hier arbeitete
Dr. Isidor
Dreyfuss

Jg. 1869
gedemütigt/entrechtet
tot 25.12.1936
Mainz
Isidor Dreyfuss, im Ersten Weltkrieg mehrfach ausgezeichnet, war von 1912 bis 1920 Bezirks- und Landgerichtsarzt in Frankenthal. Seine Familie wurde 1938 in die Emigration gezwungen.
Hier arbeitete
Dr. Alfons Kalter
Jg. 1879
im Widerstand
verhaftet 1933
Arbeitslager Neustadt
Flucht in den Tod
29.10.1934
Mannheim
Alfons Kalter war Rechtsanwalt im Landkreis Frankenthal. Als Gegner der nationalsozialistischen Bewegung kam er in Schutzhaft, wo er versuchte, sich das Leben zu nehmen. Danach wohnte er in Frankenthal und erfuhr beruflich Schikanen. Vor einer Befragung durch die Kriminalpolizei beging er in Mannheim Suizid.
Hier arbeitete
Dr. Moritz Mayer
Jg. 1864
Berufsverbot 1938
verhaftet 1940
Gefängnis Preungesheim
entlassen 1941
deportiert 1942
Theresienstadt
ermordet 3.9.1942
Moritz Mayer war von 1891 bis 1920 und 1925 bis 1938 als Rechtsanwalt am Landgericht Frankenthal zugelassen. Er war vier Jahre lang Stadtrat und ehrenamtlich für viele Vereine und Institutionen der Stadt und der Pfalz tätig. Nach Haft in Frankfurt-Preungesheim starb Mayer im KZ Theresienstadt.
Hier arbeitete
Dr. Ludwig
Nachmann

Jg. 1899
Verzicht auf Zulassung
Flucht 1937 Italien
Frankreich
verhaftet/interniert
1940 USA
Ludwig Nachmann war im Ersten Weltkrieg Frontsoldat. Bis 1933 war er Präsident des Fußballvereins Frankenthal (FV) und von 1926 bis 1937 Rechtsanwalt in dieser Stadt. Im Jahr 1937 konnte er mit seinen beiden Brüdern emigrieren, seine Schwester Irma überlebte die KZ Auschwitz und Ravensbrück. Die Eltern wurden im KZ Theresienstadt ermordet.
Hier arbeitete
Ludwig
Ritterspacher

Jg. 1883
zwangspensioniert 1937
mit Hilfe überlebt
Ludwig Ritterspacher war seit 1925 Richter und Landgerichtsrat in Frankenthal. Er war dort Stadtrat und ehrenamtlich engagiert. Nachdem andere Versuche scheiterten wurde er 1937 als „jüdisch versippt“ aus dem Staatsdienst entlassen. Nach 1945 war er Landgerichts- und bis 1949 Oberlandesgerichtspräsident. Ritterspacher ist einer der Gründerväter des Landes Rheinland-Pfalz.
Hier arbeitete
Dr. Gustav Schulz
Jg. 1881
Flucht 1935
Frankreich
1936 Holland
USA
Der Frankenthaler Gustav Schulz ist Offizier im Ersten Weltkrieg. Von 1908 bis 1936 ist er am Landgericht Frankenthal als Rechtsanwalt zugelassen. Bereits 1935 ging er über Frankreich in die Emigration.
Hier arbeitete
Dr. Karl Schulz
Jg. 1875
„Schutzhaft“ 1933
Gefängnis Frankenthal
Arbeitsaufgabe erzwungen
Flucht 1934
Holland
1939 USA
Der Frankenthaler Karl Schulz, der ältere Bruder von Gustav, war von 1900 bis 1933 Rechtsanwalt am Landgericht Frankenthal. Als über die Pfalz hinaus bekannter Spezialist für Weinrecht wurde er 1933 in Schutzhaft genommen und zur Aufgabe seines Berufs gezwungen. Über die Niederlande und Kuba gelangte Schulz in die USA.
Eisenbahnstraße 20
(Standort)
Hier wohnte
Viktor Weil
Jg. 1871
deportiert 1940
Gurs
...
12. Apr. 2005[4]
Hier wohnte
Emma Weil
geb. Weil
Jg. 1880
deportiert 1940
Gurs
...
Hier wohnte
Elisabeth Weil
geb. Schwarz
JG. 1886
deportiert 1940
Gurs
...
Fischergasse
ehemals Kleine Färbergasse
(Standort)
Hier wohnte
Philipp Adler
Flucht 1938
Frankreich
deportiert 1942
ermordet in
Auschwitz
12. Apr. 2005[4]
Hier wohnte
Ludwig Adler
Jg. 1892
Flucht 1938
Frankreich
deportiert 1943
ermordet in
Auschwitz
Ludwig Adler war der Vetter von Ludwig Marum
Hier wohnte
Alice Adler
geb. Adler
Jg. 1900
deportiert 1940
Gurs
ermordet in
Auschwitz
Hier wohnte
Lotte Eva Adler
Jg. 1926
Flucht 1938
Frankreich
deportiert 1943
ermordet in
Auschwitz
Hier wohnte
Ludwig Marum
Jg. 1882
verhaftet 10.3.1933
KZ Kislau
ermordet 28.3.1934
7. Nov. 2006[5] Für Ludwig Marum wurden zwei Stolpersteine in Karlsruhe verlegt.
Foltzring 15
(Standort)
Hier wohnte
Dr. Ernst Rahlson
Jg. 1877
Berufsverbot 1938
deportiert 1944
Theresienstadt
ermordet 17.1.1944
18. Aug. 2014[6] Dr. Rahlson war Augenarzt.
Hier wohnte
Anna Rahlson
geb. Mehrle
Jg. 1888
gedemütigt/entrechtet
tot 27.10.1939
Frau Rahlson war katholisch, ihr Tod war die Folge ständiger Drangsalierung.
Hier wohnte
Erich Rahlson
Jg. 1913
Flucht 1939
USA
Gartenstraße 11
(Standort)
Hier wohnte
Heinrich Schottland
Jg. 1884
Flucht 1938
USA
18. Aug. 2014[6] Heinrich Schottland war 18 Jahre Rabbiner, nach der Emigration in die USA änderte die Familie ihren Namen in Shotland.[7]
Hier wohnte
Eugenia Schottland
Jg. 1880
Flucht 1938
USA
Hier wohnte
Dr. Alexander Schottland
Jg. 1907
Flucht 1938
USA
Hier wohnte
Dr. Edwin Schottland
Jg. 1908
Flucht 1937
USA
Edwin Schottland (* 18. Dezember 1908 in Rülzheim – † 26. September 1993 in Silver Spring/USA.). Unterlagen in der University of Chicago Library legen nahe, dass Edwin Schottland Anfang der 1930er Jahre bei Arnold Sommerfeld in München studiert hat.[8] Auf einer amerikanischen Webseite wird sein akademischer Werdegang wie folgt beschrieben: Bachelor of Science, University Munich, 1931. Master of Science, University Munich, 1932. Doctor of Philosophy in Phil., University Heidelberg, 1934.[9] Diese Dissertation trägt den Titel Über die topologische Struktur der 3-dimensionalen Mannigfaltigkeiten, insbesondere der Sphäre.[10] er soll zum Dr. rer. nat promoviert worden sein.[11]
Die zuvor zitierte amerikanische Webseite, von der die nachfolgenden Angaben stammen, behauptet, Schottland habe bis zu seiner Ausreise als Lehrer für Mathematik und Physik an Höheren Schulen unterrichtet, nennt aber keine Namen. Gesichert aber ist: „Dr. Schottland war Studienassessor und ledig, als er am 17. Mai 1934 aus Frankenthal/Pfalz nach Coburg gezogen ist um im Internat von Hermann Hirsch zu arbeiten. Am 9. April 1935 meldete er sich wieder ab und zog zurück nach Frankenthal.“[12]
Nach der Emigration der Familie Schottland im Jahre 1937 hat Edwin Schottland in den USA bis 1950 als Ingenieur gearbeitet, unterbrochen von seiner Zeit in der US-Army von 1942-1945. Von 1950 bis 1985 arbeitete er als Physiker und Forschungs-Projektleiter an der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore. Ab 1986 war er als Berater tätig.
Edwin Schottland war Mitglied der Washington Academy of Sciences, der Philosophical Society Washington, der American Physical Society und von Sigma Xi.
Seit dem 19. Mai 1946 war Edwin Schottland mit Marianne Hess-Blumenthal verheiratet. Das Ehepaar hatte zwei Söhne.[9]
Hier wohnte
Dr. Gertrude Schottland
Jg. 1910
Flucht 1938
USA
Hier wohnte
Hannah Schottland
Jg. 1922
Flucht 1937
England
USA
Heinrich-Heine-Straße 3
(Standort)
Hier wohnte
Heinrich Lurch
Jg. 1855
deportiert 1940
Gurs
tot 22.11.1940
7. Apr. 2006[2]
Hier wohnte
Flora Lurch
geb. Dosenheimer
Jg. 1864
deportiert 1940
Gurs
überlebt
Hier wohnte
Marie Luise Lurch
Jg. 1894
deportiert 1940
Gurs
überlebt
Kanalstraße 2
(Standort)
Hier wohnte
Edmund Kahn
Jg. 1877
deportiert 1940
Gurs
ermordet 22.8.1943 in
Noé
12. Apr. 2005[4]
Hier wohnte
Johanna Kahn
geb. Löb
Jg. 1878
deportiert 1940
Gurs
ermordet 28.10.1941
Hier wohnte
Emil Elias Kahn
Jg. 1905
Flucht 1937
Amsterdam
deportiert
ermordet 17.9.1943 in
Auschwitz
Pilgerstraße 2
(Standort)
Hier wohnte
Emil Dosenheimer
Jg. 1870
Berufsverbot
tot 16.2.1936
7. Apr. 2006[4]
Hier wohnte
Paula Dosenheimer
geb. Friedmann
Jg. 1884
Gurs
Flucht 1942
überlebt
Hier wohnte
Ernst Karl Dosenheimer
Jg. 1907
Flucht 1938
überlebt
Hier wohnte
Gertrud Helena
Dosenheimer
Jg. 1910
Flucht 1937
überlebt
Speyererstraße 34
(Standort)
Hier wohnte
Moses Blumenstiel
Jg. 1866
deportiert 1942
ermordet in
Theresienstadt
12. Apr. 2005[4]
Vierlingstraße 15
(Standort)
Hier wohnte
Siegfried Hirschler
Jg. 1887
deportiert 1940
Gurs
ermordet in
Rivesaltes
12. Apr. 2005[4]
Hier wohnte
Rosa Hirschler
geb. Baer
Jg. 1895
deportiert 1940
Gurs
Hier wohnte
Babette Hirschler
geb. Eisenmann
Jg. 1858
deportiert 1940
Gurs
ermordet 22.12.1940
Hier wohnte
Margot Hirschler
Jg. 1930
deportiert 1940
Gurs
Flucht Schweiz
Westliche Ringstraße 6
(Standort)
Hier wohnte
Jacob Wolf
Jg. 1885
Haft 1938 Dachau
deportiert 1940
Gurs-1943 Auschwitz
ermordet
7. Apr. 2006[2]
Hier wohnte
Claire Wolf
geb. Bieler
Jg. 1893
Gurs
Flucht 1942
überlebt
Hier wohnte
Heinz Wolf
Jg. 1924
deportiert 1940
Gurs-Rivesaltes
Auschwitz 1943
ermordet
Westliche Ringstraße 9
(Standort)
Hier wohnte
Dr. Richard Mann
Jg. 1873
Berufsverbot 1936
Flucht 1938
England
18. Aug. 2014[6] Justizrat Dr. Mann war Rechtsanwalt und seit 1936 verwitwet.
Hier wohnte
Dr. Friedrich Mann
Jg. 1907
Flucht 1933
England
Frederick Alexander Mann CBE war ein sehr bekannter Rechtslehrer und mehrfacher Ehrendoktor.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Stolperstein-Aktion am 9. September 2021
  2. Stolperstein-Aktion am 7. April 2006
  3. Stolpersteine für jüdische Juristen
  4. Stolperstein-Aktion am 12. April 2005
  5. Stolperstein-Aktion am 7. November 2006
  6. Aktion am 18. August 2014>
  7. Die Familie Schottland. Juden in Frankenthal
  8. Guide to the Harvey B. Plotnick Collection of the History of Quantum Mechanics and the Theory of Relativity 1911–1995 (Memento des Originals vom 27. Dezember 2017 im Internet Archive; PDF)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lib.uchicago.edu Box 2 Folder 4 Sommerfeld, Arnold and Edwin Schottland: 5-7 of 7 handwritten notebooks with notes and diagrams taken by Schottland during 3 of Sommerfeld’s advanced physics courses (some loose pieces), 1930-1931.
  9. Curriculum vitae Edwin Schottland (Edwin Shotland)
  10. Edwin Schottland im Katalog der DNB
  11. Jüdische Personen, die in der Zeit zwischen 01.01.1933 und 08.05.1945 in der Stadt Frankenthal (Pfalz) gewohnt haben (MS Excel). Weder der Eintrag im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek noch der im Katalog der Bibliotheken der Universität Heidelberg zu Edwin Schottlands Dissertation sagen etwas darüber aus, um welchen Doktorgrad es sich gehandelt hat. Die Dissertation wird aber in Heidelberg in der Bereichsbibl. Mathematik+Informatik aufbewahrt, was eher für den Dr. rer. nat. als für den Dr. phil spricht, und ebenso deuten die beiden Gutachter in diese Richtung: der Geologe und Mineraloge Otto Erdmannsdörffer und der Mathematiker Arthur Rosenthal.
  12. Kurzbiografie Erwin Schottland
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.