Liste der Ehrenbürger von Aichach

Das Ehrenbürgerrecht i​st die höchste Auszeichnung d​er schwäbischen Kreisstadt Aichach. Es k​ann an Persönlichkeiten verliehen werden, d​ie sich u​m das Ansehen u​nd die Geschicke d​er Stadt hervorragende Verdienste erworben u​nd die Entwicklung Aichachs entscheidend beeinflusst haben. Seit 1821 w​urde insgesamt 16 Personen u​nd weiteren 11 Personen i​n den zwischenzeitlich eingemeindeten Landgemeinden u​m die Stadt d​iese Ehrung zuteil.

Wappen der Stadt Aichach

Wie i​n vielen anderen deutschen Städten w​urde am 4. Mai 1933 i​m Stadtrat v​on Aichach d​er Antrag gestellt, hochrangige Politiker d​es Dritten Reichs m​it einer Ehrenbürgerschaft z​u ehren, o​hne dass d​iese Personen e​inen Bezug z​ur Stadt hatten. Dem Antrag w​urde stattgegeben. Mit Beschluss Nr. 45 d​es Stadtrates Aichach v​om 6. November 1945 wurden d​ie Namen Hindenburg, Hitler, Ritter v​on Epp u​nd Adolf Wagner a​us der Liste d​er Ehrenbürger gestrichen.[1]

Zur Einreichung v​on Vorschlägen s​ind die Bürgermeister u​nd die Stadtratsmitglieder berechtigt. Nach Begutachtung d​urch den Verwaltungs- u​nd Finanzausschuss entscheidet d​er Stadtrat i​n nichtöffentlicher Sitzung über d​ie Vorschläge. Ein Beschluss bedarf e​iner Zweidrittelmehrheit d​er stimmberechtigten Mitglieder. Ehrenbürger h​aben ein verbrieftes Recht, z​u repräsentativen Veranstaltungen d​er Stadt eingeladen z​u werden. Im Übrigen bestehen k​eine besonderen Rechte o​der Pflichten. Ehrenbürgern, d​ie sich i​n unverschuldeter wirtschaftlicher Notlage befinden, k​ann der Stadtrat e​ine Unterstützung o​der zur Abwendung dauernder Not e​in Ehrensold bewilligen. Die Aberkennung d​er bürgerlichen Ehrenrechte o​der unwürdiges Verhalten z​ieht die Aberkennung d​er Ehrenbürgerschaft n​ach sich. Auch hierüber befindet d​er Stadtrat m​it Zweidrittelmehrheit.

Hinweis: Die Auflistung erfolgt chronologisch n​ach Datum d​er Zuerkennung.

Die Ehrenbürger der Stadt Aichach

  1. Theodor Freiherr von Hallberg-Broich (* 8. September 1768 auf Schloss Broich; † 17. April 1862 auf Schloss Hörmannsdorf)
    Schriftsteller und Forschungsreisender
    Verleihung am 23. März 1821
    Der Eremit von Gauting wurde vom Magistrat der Stadt in Anerkennung seiner Verdienste um die Errichtung eines Nationaldenkmals auf der Burgstelle zu Oberwittelsbach zum Ehrenbürger ernannt.
  2. Georg Forster († 26. Februar 1838 in Neuburg a.d.Donau)
    kgl. Appellationsgerichtsrat
    Verleihung 1837
    Forster wirkte von 1818 bis zum 1. März 1837 als Landrichter in Aichach. Nachdem er als Appellationsrat ins nahe gelegene Neuburg gewechselt war, beschloss der Magistrat, ihm wegen seiner sämtlichen Bürgern der Stadt bewiesenen liebevollen Behandlung, schonenden Güte und erwiesenen nützlichen Dienste die Ehrenbürgerschaft zuzuerkennen.
  3. Karl Ludwig Wimmer († 1872)
    kgl. Bezirksamtmann
    Verleihung am 24. Mai 1864
    Wimmer bekleidete in Aichach zunächst das Amt des Landrichters, später das des Bezirksamtmannes. Anlässlich der Vollendung seines 25. Dienstjahres beschloss der Magistrat, ihm in dankbarer Anerkennung seiner Verdienste das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. Wimmer habe sich während dieser Zeit durch seine reichen Erfahrungen und seine Kenntnisse, durch rastlose Tätigkeit, mit der er die Interessen und Bedürfnisse aller Gerichtsangehörigen leitete, durch seine allbekannte Humanität und durch wohlwollendes, liebevolles Benehmen gegen den Armen, wie gegen den Reichen besonders ausgezeichnet.
  4. Max Grünberger (* Mai 1823 in Aichach; † Juli 1905 in Regensburg)
    kgl. Oberamtsrichter
    Verleihung am 29. Juli 1894
    Vom 1. September 1867 bis zum 1. August 1894 stand Grünberger als Landrichter und Oberamtsrichter dem örtlichen Gericht vor. Aus Anlass seiner Pensionierung wurde dem allgemein beliebten Beamten, der mit der Bürgerschaft stets in allerbestem Einvernehmen stand als ehrendes Zeichen der Anhänglichkeit und Hochachtung die Ehrenbürgerschaft zuteil.
  5. Johann Nepomuk Mulzer (* in Neunburg vorm Wald; † 1907)
    kgl. Bezirksamtmann und Regierungsrat
    Verleihung am 22. März 1897
    Mulzer war von 1880 an als Bezirksamtmann in Aichach eingesetzt worden und erwarb sich in dieser Position hohes Ansehen.
  6. Arnold Jacobi (* 8. September 1828 in Kempten (Allgäu); † 6. März 1900)
    Stadtpfarrer und Geistlicher Rat
    Verleihung am 8. September 1898
    Jacobi war vom 1. Februar 1882 bis zu seinem Tod Stadtpfarrer in Aichach. In dieser Zeit wurde die Pfarrkirche um ein neues Leichenhaus und eine neue Orgel ergänzt. 1883 weihte er einen neuen Kreuzweg ein. Für seine langjährige Seelsorge und das höchst dankenswerte Einvernehmen, das er zwischen Geistlichkeit und der Bürgerschaft pflegte, wurde ihm anlässlich seines 70. Geburtstags die Ehrenbürgerwürde verliehen.
  7. Johann Nepomuk Deller (* 15. Januar 1854 in Donauwörth; † 21. August 1916 in Pasing)
    Dekan und Stadtpfarrer
    Verleihung am 8. Juni 1915
    Deller war von 1884 Stadtprediger und nach dem Tod Jacobis von 1900 an Stadtpfarrer. Aus Anlass seines dreißigjährigen geistlichen Wirkens und in Anbetracht der großen Verdienste, welche er sich um Kirche, Schule und Gemeinde erworben hatte, wurde er zum Ehrenbürger ernannt.
  8. Franz Beck (* 30. April 1846 in Aichach; † 23. Oktober 1918 in Aichach)
    Kommerzienrat und Bürgermeister
    Verleihung am 30. Juli 1916
    Der weltläufige Geschäftsmann, der zeitweilig auch als Abgeordneter der Zentrumspartei im Reichstag saß, stand als Gemeindebevollmächtigter, Magistratsrat und die letzten sechs Jahre seines Lebens als Bürgermeister im Dienst der Aichacher Bürger. Mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft anlässlich seines 70. Geburtstages dankte man ihm besonders die Stiftung eines Altenheimes, sowie seine Zuwendungen an das Krankenhaus, das Waisenhaus und die Kirche.
  9. Anton Werlberger (* 10. April 1850 in Aichach; † 6. März 1929 in Aichach)
    Bürgermeister
    Verleihung am 10. April 1920
    Werlberger trat 1876 im Alter von 25 Jahren in das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten ein. Von 1891 war er dann als Magistratsrat tätig und wurde nach dem Tod von Franz Beck im Herbst 1918 zunächst zum stellvertretenden Bürgermeister und im Sommer 1919 zum Stadtoberhaupt gewählt. Nach Ablauf der Wahlperiode zog er sich am 31. Dezember 1924 aus dem Amt zurück. Der Stadtrat verlieh ihm aus Anlass seines 70. Geburtstages in dankbarer Anerkennung seiner uneigennützigen äußerst verdienstvollen 44-jährigen Tätigkeit in diesen Ämtern das Ehrenbürgerrecht.
  10. Josef Haselberger (* 5. September 1849 in Konstein; † 27. November 1935 in Aichach)
    Fleischwarenfabrikant
    Verleihung am 1. April 1925
    Haselberger war 1880 nach Aichach gekommen und eröffnete dort einen Fleischerladen. Sie baute er zu Beginn des 20. Jahrhunderts zusammen mit seinen Söhnen zu einer Fleisch- und Wurstkonservenfabrik aus, die im gesamten Deutschen Reich Feinkostgeschäfte, die Heeres- und Marineverwaltung sowie Schifffahrtsgesellschaften belieferte. Zum Ehrenbürger wurde er in dankbarer Anerkennung seines wiederholt bekundeten, edlen Wohltätigkeitssinnes und seiner Opferwilligkeit für die Stadt ernannt. So hatte Haselberger das Kriegerdenkmal der Stadt gestiftet und lange Jahre das Waisenhaus der Stadt verwaltet.
    Reichspräsident
    Verleihung am 4. Mai 1933, aberkannt am 6. November 1945
    Deutscher Berufssoldat und nationalsozialistischer Politiker
    Verleihung am 4. Mai 1933, aberkannt am 6. November 1945
    • Adolf Hitler (* 20. April 1889 in Braunau am Inn; † 30. April 1945 in Berlin)
    Reichskanzler
    Verleihung am 4. Mai 1933, aberkannt am 6. November 1945
    • Adolf Wagner (* 1. Oktober 1890 in Algringen; † 12. April 1944 in Bad Reichenhall)
    Staatsminister
    Verleihung am 4. Mai 1933, aberkannt am 6. November 1945
  11. Fritz Mayer (* 27. Dezember 1865; † 10. Dezember 1937)
    Buchdruckereibesitzer
    Verleihung am 19. April 1937
    Mayer war von 1903 an Inhaber der Druckerei Mayer & Söhne, in der unter anderem auch die Aichacher Zeitung erschien. Zeit seines Lebens setzte er sich für das gesellschaftliche Leben der Stadt ein. So diente er 48 Jahre lang als Vorsitzender des Turnvereins und war 31 Jahre lang Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr. Ende März 1933 wurde er zum 2. Bürgermeister gewählt. Zum Ehrenbürger wurde er in Anerkennung seiner uneigennützigen äußerst verdienstvollen Tätigkeit für das Gemeinwohl ernannt.
  12. Robert Haselberger (* 28. März 1884 in Aichach; † 29. September 1959 in Augsburg)
    Kommerzienrat und Fleischwarenfabrikant
    Verleihung am 2. September 1950
  13. Georg Beck (* 25. August 1878 in Aichach; † 30. März 1961)
    Kunstmühlenbesitzer
    Verleihung am 2. September 1950
  14. Gottlieb Schmid (* 24. Juli 1871 in Aichach; † 13. Juni 1964 in Kaufbeuren)
    Baumeister und Bürgermeister
    Verleihung am 2. September 1950
  15. Wilhelm Wernseher (* 11. Februar 1908 in Moos bei Vilshofen; † 10. August 1978 in Schrobenhausen)
    Bürgermeister
    Verleihung am 30. Juni 1972
  16. Alfred Riepl (* 8. Juni 1925 in Algertshausen; † 14. Juli 2014)
    Bürgermeister
    Verleihung am 30. April 1990
  17. Josef Kapfhamer (* 9. Januar 1911 in Aichach; † 23. Juli 1991 in Aichach)
    2. Bürgermeister und Bahnspediteur
    Verleihung am 25. Januar 1991
  18. Josef Bestler (* 13. Mai 1925 in Deubach; † 1. März 2018)
    Altlandrat
    Verleihung ??

Die Ehrenbürger der eingemeindeten Ortsteile

Ecknach
  • Franz Xaver Hafner
    Pfarrer
    Datum der Verleihung unbekannt
  • Kaspar Preisinger (* 19. April 1857 in Ecknach; † 20. Dezember 1928 in Ecknach)
    Bürgermeister
    Verleihung am 19. April 1927 (Samstag)
  • Lorenz Niedermaier (* 1. August 1892 in Sielenbach; † 27. November 1971 in Aindling)
    Landwirt
    Verleihung nach 1960
  • Leonhard Steinacker (* 19. April 1887 in Munsingen; † 24. November 1969 in Ecknach)
    Pfarrer
    Verleihung 1968
Griesbeckerzell
  • Max Gmach (* 26. Februar 1912 in Lauingen/Donau; † 9. Juni 1980 in Altötting)
    Pfarrer
    Verleihung am 19. November 1972
Klingen
  • Nikolaus Wagner (* 6. März 1907; † 11. März 1988)
    Rektor
    Verleihung am 1. September 1960
Oberbernbach
  • Hans Schindler (* 21. März 1891 in Reichertshausen; † 1983 in München)
    Oberlehrer
    Verleihung am 8. April 1954
  • Leonhard Schelchshorn (* 6. November 1908 in Oberbernbach; † 22. April 1979 in Aichach)
    Bürgermeister
    Verleihung am 6. November 1977
Oberwittelsbach und Unterwittelsbach
  • Bruno Bayer (* 10. August 1891 in Neuhausen bei Esslingen; † 2. April 1962)
    Benefiziumsvikar
    Verleihung am 12. August 1956
Unterschneitbach
  • Raimund Veith (* 1. April 1892 in Herrieden; † 8. Juli 1973 in Aichach)
    Oberlehrer
    Verleihung am 1. April 1962
Walchshofen
  • Martin Achter (* 28. Oktober 1905 in Walchshofen; † 24. Dezember 1995 in Augsburg)
    Bischofsvikar
    Verleihung am 25. Juli 1954

Literatur

  • Karl Christl: Ehrenbürger Aichachs und der Ortsteile. Aichacher Geschichte(n), Band I. Aichach 1990

Einzelnachweise

  1. Beschlussbuch der Stadt Aichach
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