Lindenstraße (Parchim)

Die historische Lindenstraße i​n Parchim führt i​n der östlichen Altstadt i​n Ost-West-Richtung v​on der Langen Straße / Stiftstraße z​um Alten Markt u​nd zur Wallanlage. Sie i​st eine s​ehr alte Straße d​er Kreisstadt i​m Landkreis Ludwigslust-Parchim.

Nebenstraßen

Parchim im Mittelalter

Die Nebenstraßen u​nd Anschlussstraßen wurden benannt a​ls Lange Straße, Stiftstraße n​ach dem ehem. Kleinen-Heilig-Geist-Vicarium-Stift, Kirchgasse n​ach der Georgenkirche, Johann-Jacob-Engel-Straße n​ach dem Schriftsteller, Theaterdirektor u​nd Philosophen Johann Jakob Engel (1741–1802), Alter Markt u​nd Schuhmarkt, Marstall n​ach dem früheren Pferdestallungen d​es nur k​urze Zeit residierenden Landesfürsten, Tempelstraße n​ach dem ehemaligen Templum a​ls fürstliches Amtshaus u​nd Eingang z​ur ehem. Burg, Wocker­straße n​ach dem Eldenebenfluss u​nd dem ehem. Wocker-Thor i​n der Stadtmauer Parchim, Auf d​em Sassenhagen n​ach den Sassen a​ls Grundbesitzer i​n einem eingehegtem Hag (niederdeutsche, westfälische Ortsbezeichnungen), Alte Mauerstraße n​ach der Stadtmauer v​on 1310 u​nd Wallallee n​ach den a​lten Wallanlagen v​or der Stadtmauer (B 321).

Geschichte

Name

Die Lindenstraße wurde nach den Linden benannt und besteht seit dem Mittelalter. Sie lag außerhalb der inneren Stadtmauer um den Kern der Altstadt und wurde damals als Lint- oder Grenzstraße bezeichnet (niederdeutsch Lint = Band oder Borte). Hier war die Grenze zwischen dem fürstlichen und dem städtischen Gebiet.
Nach um 1939 bis 1945 hieß die Lange Straße und die Lindenstraße gemeinsam Adolf-Hitler-Straße und in der DDR-Zeit Straße des Friedens.[1]

Entwicklung

Lindenstraße: rechts Nr. 1 bis 6
Nr. 5
Nr. 38: Stadtmuseum

Im Frühmittelalter bestand e​ine slawische Siedlung. 1170 w​urde die Burg erwähnt, i​n der v​on 1238 b​is 1248 d​er Landesfürst residierte. 1289 brannte e​in Teil d​er Altstadt ab; d​ie Georgenkirche w​urde schwer beschädigt u​nd bis 1307 n​eu aufgebaut. 1612 vernichtete e​in weiterer Brand große Teile d​er Stadt.

Ab 1991 w​urde die historische Altstadt u​nd so a​uch die Straße u​nd ihre Häuser i​m Rahmen d​er Städtebauförderung saniert.

Gebäude, Anlagen (Auswahl)

An d​er Straße stehen zumeist zwei- u​nd auch dreigeschossige Häuser. Die m​it (D) gekennzeichneten Häuser stehen u​nter Denkmalschutz.[2]

Nordseite

  • Gotische dreischiffige neunjochige Georgenkirche von 1307 (D), 1612 wurden der Turm zerstört, Fassade bis 2001 saniert[3]
  • Nr. 1: 2-gesch. klassizistische Landessuperintendentur der Evangelischen Kirche von 1813 (D) nach Plänen von Johann Georg Barca, Sitz der Propstei Parchim
  • Nr. 2: 2-gesch. Wohn- und Geschäftshaus, Bäckerei und Cafė
  • Nr. 3: 3-gesch. Wohn- und Geschäftshaus als ehem. Brauhaus von 1583 und nach 1795 (D), Fachwerk-Giebelhaus mit Krüppelwalmdach, vorspringenden Obergeschossen, mittigem Eingang und ehem. Tordurchfahrt sowie 2-gesch. Flügelbau im Hof, 1866 Eigentum des Bierbrauers J. Hoffmann, Brauhaus bis nach 1920, dann bis 1945 Verlagsbrauerei der Lübzer Brauerei, mehrere Umbauten, nach 1991 15 Jahre Leerstand, 2008 saniert
  • Nr. 4: 3-gesch. Wohn- und Geschäftshaus (D), Fachwerkhaus, heute mit Restaurant
  • Nr. 5: 2-gesch. Wohn- und Geschäftshaus (D), Fachwerkhaus mit Satteldach, heute mit Restaurant
  • Nr. 6: 3-gesch. barockes Giebelhaus Parchim von 1604 bzw. 1650 (D) in Ständerbauweise, sogenanntes Giebelhaus mit 4-gesch. verklinkertem Giebel und seitlicher reichdekorierter Fachwerkfassade mit Dachhaus für Seilaufzug, Leerstand nach 1990, Sanierung 2018/20 durch die Wobau als betreute Wohnstätte für Behinderte und Begegnungsstätte[4]
  • Nr. 7: 2-gesch. Wohn- und Geschäftshaus (D)
  • Nr. 8: 2-gesch. Wohnhaus (D)
  • Nr. 9: 2-gesch. Wohn- und Geschäftshaus (D) mit drei Speichern
  • Nr. 12: Wohnhaus (D) als Eckhaus
  • Nr. 13: 3-gesch. Wohnhaus von 1697 (D), Eck- und Giebelhaus in Fachwerk- und Ständerbauweise, genutzt durch Tischler- und dann Malermeister bzw. als Laden, 2009–2015 saniert für reine Wohnnutzung
  • Nr. 14: 2-gesch. Wohn- und Geschäftshaus (D)
  • Auf dem Heiligen Geisthof Nr. 5: Neuapostolische Kirche Parchim
  • Nr. 22: 2-gesch. Wohnhaus (D), Fachwerkhaus
  • Wallanlagen an der Wallallee

Südseite

  • Nr. 33: 2-gesch. Wohnhaus (D)
  • Nr. 34: 2-gesch. Wohnhaus (D), Fachwerkfassade
  • Nr. 38: 2-gesch. klassizistisches Wohn- und Geschäftshaus (D) mit Walmdach und Dachhaus, seit 1974 Stadtmuseum mit Gewölbekeller und Museumshof
  • Nr. 39: 2-gesch. Wohn- und Geschäftshaus als Eckhaus
  • Nr. 40: 2-gesch. Wohnhaus (D)
  • Nr. 42: 2-gesch. klassizistisches Wohnhaus von 1802 (D), Eckhaus mit altem Speicherdach und Fachwerkfassade, 1920 umgebaut für Ladennutzung, längerer Leerstand, 2006/07 rekonstruiert und saniert auf Stand vor 1920
  • Nr. 43: 2-gesch. Wohnhaus (D) mit Praxen
  • Nr. 46: 2-gesch. Wohnhaus (D) mit zwei Hofgebäuden
  • Nr. 48: 2-gesch. Wohnhaus (D)
  • Nr. 50: 2-gesch. Wohn- und Geschäftshaus (D), Eckhaus zum Alten Markt
  • Nr. 51: 2-gesch. Wohnhaus (D), Fachwerkhaus mit Fledermausgaube
  • Nr. 52: 2-gesch. klassizistisches verputztes Wohnhaus (D) als Eckhaus

Denkmale, Gedenken

  • Liste der Stolpersteine in Parchim
    • Nr. 12: Für Emil Ascher (1882–1938 im KZ Fuhlsbüttel), Gertrud Ascher (1885–194?), Kurt Ascher (1920–194?), Rolf Ascher (1921–194?); alle ermordet in Minsk
    • Nr. 38: Für Leo Gumpert (1877–1945 im KZ Bergen-Belsen)
    • Nr. 52: Für Isaac Feilchenfeld (1872–1943, ermordet im KZ Theresienstadt), Emmy Feilchenfeld (1875–1941, Suizid), Fritz Feilchenfeld (* 1908), Flucht nach England

Literatur

  • Altes bewahren, Neues bauen. 25 Jahre Städtebauförderung. Stadt Parchim, Parchim 2016.
Commons: Lindenstraße (Parchim) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Otto Köhncke: Das Parchimer Wörterbuch. Hg: Heimatbund Parchim 2019
  2. Liste der Baudenkmale in Parchim
  3. Georg Christian Friedrich Lisch: Die Kirchen zu Parchim. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Band 8, 1843, S. 107–109
  4. Stadt Parchim: Sanierungskalender 2021.

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.