Leuchtturm Niechorze
Der Leuchtturm Niechorze (auch Leuchtturm Horst, polnisch latarnia morska Niechorze) ist das Wahrzeichen des polnischen Badeorts Niechorze (Horst-Seebad) an der Treptower Küste. Auf einem Küstenkliff stehend ist er von Schiffen aus einer Entfernung von 20 Seemeilen zu sehen.
Leuchtturm Niechorze | ||
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Ort: | Niechorze | |
Lage: | auf einem Kliff | |
Geographische Lage: | 54° 5′ 40,8″ N, 15° 3′ 50,1″ O | |
Höhe Turmbasis: | 22 m n.p.m. | |
Feuerträgerhöhe: | 45 m | |
Feuerhöhe: | 62,8 m | |
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Kennung: | Fl.W.10s | |
Nenntragweite weiß: | 20 sm (37 km) | |
Betriebsart: | elektrisch | |
Funktion: | Küstenfeuer | |
Bauzeit: | 1863–1866/1948 | |
Betriebszeit: | 1. Dezember 1866 bis 1945 und seit dem 18. Dezember 1948 | |
Internationale Ordnungsnummer: | C 2904 |
Er befindet sich zwischen dem Leuchtturm Kikut im Westen und dem Leuchtturm Kołobrzeg im Osten.
Beschreibung
Der Leuchtturm ist ein bis zur Höhe von 19 m viereckiger, darüber achteckiger gemauerter Turm mit einer Galerie in 36 m Höhe und einer weißen Laterne mit metallischer Kuppel. Während der 45 m hohe Turm im unteren Teil rot verklinkert ist, sind die Außenwände des mittleren Teils hell verputzt, die acht Kanten aber als rote Lisenen ausgearbeitet. Im Inneren des Turms führt eine Wendeltreppe bis zur Galerie. Der Austritt befindet sich landseitig.
Der Turm erhebt sich aus der Mitte eines zweistöckigen, unterkellerten, rot verklinkerten Leuchtturmwärterhauses. Dessen Eingang befindet sich in der nördlichen Fassade und wird über eine kurze Treppe erreicht. Die Tür wird von einem verglasten Bogen gekrönt und von zwei großen Bogenfenstern flankiert. Darüber befindet sich eine offene Terrasse mit einer Balustrade. Die Tür und alle Fensterrahmen und -sprossen sind wie die Fensterläden grün gestrichen.
Auf dem von einer roten Ziegelmauer umgebenen Hof an der Südseite des Leuchtturms befinden sich eine Scheune und ein Lagerhaus. Ein früher vorhandener Stall wurde am Ende der 1990er Jahre abgerissen.
Geschichte
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts hatte der Schiffsverkehr mit dem Hafen Swinemünde zugenommen. Nach dem Bau des Swinemünder Leuchtturms im Jahr 1857 blieb ein großer Teil der sich östlich anschließenden pommerischen Küste aber unbeleuchtet, da der nächste Leuchtturm im 160 km entfernten Jershöft stand. Auch um den Gefahren der in der Pommerschen Bucht liegenden Oderbank zu begegnen, reichte ein Leuchtturm allein nicht aus. Eine Regierungskommission kam 1863 zu dem Schluss, dass ein weiterer Leuchtturm in Hoff (heute Trzęsacz) oder Horst zu errichten sei. Am 15. Mai wurde die Ausarbeitung eines detaillierten Bauplans beauftragt. Bei der Suche nach dem am besten geeigneten Standort fiel die Wahl auf das Steilufer bei Groß-Horst. Da die Abbruchküste an dieser Stelle jährlich um die 30 cm an das Meer verlor, wurde der Turm 60 m landeinwärts gebaut. Neben der Fläche für den Leuchtturm und seine Nebengebäude wurden 11 Morgen Ackerland zur Versorgung der Leuchtturmwärter und ihrer Familien erworben. Am 1. Dezember 1866 wurde der Leuchtturm in Betrieb genommen. Er besaß einen von Ludwig Alexander Veitmeyer in Berlin ausgeführte Leuchtfeuerapparat mit einer Fresnel-Optik 1. Ordnung, der 10 Sekunden lang weiße Blitze zeigte, um anschließend 10 Sekunden dunkel zu bleiben. Als Lichtquelle diente eine Öllampe, die jährlich 1943 kg Rapsöl verbrauchte. Drei Leuchtturmwärter teilten sich den Dienst.
1945 wurde die Laterne mitsamt der Optik durch Artilleriebeschuss zerstört. Acht am Leuchtturm angebrachte Sprengladungen wurden von den abziehenden deutschen Truppen nicht gezündet und konnten nach Kriegsende entschärft werden. 1948 wurde der Leuchtturm nach alten Dokumenten wiederhergestellt. Er bekam eine aus Schweden importierte Optik und als Lichtquelle eine elektrische Glühlampe. Am 18. Dezember 1948 nahm der Leuchtturm den Betrieb wieder auf.
Im Frühjahr 1999 begann eine aufwändige Renovierung des Leuchtturms. Heute wird das Feuer von einer 1000-W-Glühlampe erzeugt. Alle 10 Sekunden wird ein weißer Lichtblitz ausgesandt, der eine Tragweite von 20 Seemeilen besitzt. Das Kliff ist durch Buhnen und eine Betonmauer vor Abtragung geschützt.
Tourismus
Der Leuchtturm ist ganzjährig für Besucher geöffnet. Über 200 Stufen gelangt man auf einer Wendeltreppe bis auf die Galerie, wo sich eine weite Aussicht bietet. Zu Füßen des Turms sind weitere touristische Einrichtungen entstanden: ein Wachsfigurenkabinett mit angeschlossenem Café, ein Schmetterlingszoo (Motylarnia) und ein Miniaturpark, der Modelle aller polnischen Leuchttürme im Maßstab 1:10 zeigt, inklusive derer auf Spitzbergen und in der Antarktis.
Sonstiges
Im Jahr 2006 gab die polnische Post den ersten Briefmarkenblock einer neuen Serie mit Leuchttürmen der polnischen Küste heraus. Eine der vier Briefmarken im Nennwert von 2,40 zł zeigt den Leuchtturm von Niechorze.[2]
Siehe auch
Literatur
- Heinrich Berghaus: Der Leuchtthurm bei Groß-Horst. In: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen: enthaltend Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teil 2: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin, Band 6: Kreise Kamin und Greifenberg, Dietze, Anklam 1870, S. 1133–1135.
- Małgorzata Rajchowiak: Latarnia Morska Niechorze. Wydawnictwo ZET, Wrocław 2001 (polnisch, deutsch, englisch). ISBN 83-88759-39-6
Weblinks
- Informationen zum Leuchtturm auf der Webpräsenz der Gemeinde Rewal (polnisch)
- Informationen zum Leuchtturm auf einer privaten Webseite über die Rewaler Küste (polnisch)
- Niechorze – Beschreibung, Leuchtturmfreunde (polnisch)
Einzelnachweise
- Urząd Morski w Szczecinie Seeamt Szczecin
- Latarnie morskie auf der Webseite des Katalog Znaków Pocztowych (Polnischer Briefmarkenkatalog), 11. Mai 2006, abgerufen am 11. April 2021 (polnisch).