Leopold Westen
Leopold Joseph Anton Cyriakus Westen (* 10. April, anderes Datum 15. April 1750 in Bamberg; † 19. Oktober 1804 ebenda) war ein deutscher Offizier und Hochschullehrer.
Leben
Leopold Westen entstammte einem dänischen Geschlecht; sein Vater, Kaspar Westen († 19. November 1762), war zum Katholizismus konvertiert und wurde fürstbischöflicher Hofrat; seine Mutter war Agnes Katharina (geb. Haumann).
Er studierte bereits ab 1763 in Würzburg und besuchte dort auch die Zeichnungs- und Ingenieursübungen der Oberstleutnante Michael Anton Müller (1700–1781)[1] und Johann Baptist Veit Koch (* 1717)[2][3]. Seine Fächer an der Universität Würzburg waren Mathematik und Physik, Ballistik und Fortifikationswesen, Architektur und Malerei.
1768 trat er als Freiwilliger in Würzburgische Militärdienste ein, 1772 wurde er Feuerwerker in Bamberg. Seit 1775 gehörte er der Artillerie des Fränkischen Kreises an, im Jahr darauf wurde er Stückjunker, 1783 Unterleutnant und Leutnant.
Er wurde Offizier der Reserve und erhielt ein entsprechendes Gehalt. 1793 wurde er zum Oberleutnant, 1795 zum Hauptmann und 1797 zum Major befördert.
Seit 1775 gab er Privatunterricht in der Artillerie- und Zeichnungslehre; er setzte den Unterricht bis 1786 fort und nahm ihn 1788 wieder auf.
Als bei der Hochwasserkatastrophe vom 27. Februar 1784 die Seesbrücke (heute: Kettenbrücke) und die anderen Bamberger Brücken und viel Bausubstanz zerstört wurden, nahm er eine genaue Schadensdokumentation vor. Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal entsandte ihn daraufhin vom 9. März 1786 bis 17. Januar 1787 an den Rhein und in die Niederlande und ab 20. Juli 1787 nach Wien, Prag und Dresden; Ende 1788 war er wieder in Bamberg. Er sammelte auf diesen Reisen einschlägige Erfahrungen, um diese in Bamberg zu verwerten. Während der Reise, bei der er anfangs ein ausführliches Tagebuch führte, erstellte er viele Zeichnungen von Gebäuden und Maschinen.
Bereits während seines Studiums in Würzburg entwickelte er einen Plan, der vorsah, eine Schule, ähnlich dem Lehrstuhl für Zivil- und Militärbaukunst an der Universität Würzburg, in Bamberg einzurichten. 1794 legte er dem Fürstbischof den Plan zur Gründung einer entsprechenden Akademie vor. Der Stadtmagistrat erkannte die Bedeutung der Gründung insbesondere für das Handwerk und Gewerbe und stellte einen Saal im Hochzeitshaus samt Heizung und Reinigung zur Verfügung. So erfolgte am 16. Oktober 1794 die Gründung der Ingenieur- und Zeichenakademie. Der Fürstbischof band die Neugründung von der Person her, an die Universität Bamberg an, indem er Leopold Westen bereits am 7. Oktober 1794 zum öffentlichen und ordentlichen Lehrer der Ingenieur- und Zeichnungswissenschaften ernannte, wodurch dieser die Eigenschaft eines Professors erhielt. Der Senat wies am 13. Oktober 1794 das Fach als Teil der angewandten Mathematik der Philosophischen Fakultät zu[4], innerhalb deren es im Vorlesungsverzeichnis und im Staatskalender erscheinen sollte. Eine Diskussion im Senat, ob der unpromovierte Leopold Westen Sitz und Stimme im Senat beanspruchen könne, wurde sowohl durch den Fürstbischof als auch durch dessen Nachfolger mit der Feststellung, dass dem so sei, beendet.
Er unterrichtete unter anderem Johann Caspar Weinrauch (1765–1846)[5] und Sebastian Scharnagel. Weitere Schüler der Schule waren der Zeichner Philipp Joseph Kraus (1789–1864), der Architekt Joseph Daniel Ohlmüller, die Bildhauer Adam Friedrich Ditterich (1794–1881) und Wilhelm Wurzer (1773–1846)[6] sowie der Erfinder Gottfried Anton Meißner (1779–1821).
Seit 1795[7] unterrichtete er an Sonntagen auch unentgeltlich Handwerker und Lehrjungen.[8]
Nach dem Tod von Leopold Westen wurde die Akademie von seinem Schwager Adalbert Philipp Sensburg (1771–1823), Sohn des Politikers Ernst Philipp von Sensburg weitergeführt; dieser hatte ihn bereits seit 1801 an der Schule unterstützt[9]. Aus der Akademie ging das heutige Clavius-Gymnasium und die Berufsschule II[10] in Bamberg hervor.
Leopold von Westen war seit dem 10. November 1771 mit Maria Sophia Sensburg verheiratet; aus der Ehe ging die Tochter Maria Klara (* 30. März 1779; † 25. April 1779) hervor; der Sohn von Leopolds Bruder Franz Erwin Anton, nämlich Joseph Maria Westen (* 1793 in Bamberg; † 1873 ebendort)[11] war Leutnant in königlichen bayerischen Kriegsdiensten und dessen Sohn, Leopolds Großneffe, Carl Heinrich Westen (* 13. März 1819 in Bamberg; † 1877 in Ruszkberg/Banat)[12] war nach dem Besuch der Kunstakademie Bildhauer zunächst in München, später an wechselnden Orten der österreichisch-ungarischen Monarchie.[13]
Als er starb, wohnte er auf dem Zinkenwörth[14] Nr. 43 (heute Schillerplatz 12) in Bamberg.
Zeichnerisches Wirken
Leopold von Westen hinterließ 100 Federzeichnungen mit gotischen Ruinen und 50 Ölgemälde mit Lufterscheinungen, von ihm Meteore genannt.[15]
Werke (Auswahl)
- Gedanken über den Zweikampf. 1787.
Literatur
- Leopold Westen. In: Bernhard Schemmel: Die Ingenieur- und Zeichenakademie des Leopold Westen und ihre Entwicklung 1794–1833. Bamberg, 1986.
- Leopold Westen. In: Zeitung für die elegante Welt vom 15. November 1804.
- Leopold Westen. In: Allgemeines Künstlerlexicon, 2. Teil, 9. Abschnitt. Zürich 1816.
Einzelnachweise
- Michael Anton Müller – WürzburgWiki. Abgerufen am 24. März 2020.
- Johannes Georgius Meusel: Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen Teutschen Schriftsteller. 1808 (google.de [abgerufen am 24. März 2020]).
- Carl Gottfried Scharold: Würzburg und seine Umgebungen: ein Wegweiser und Erinnerungsbuch. Etlinger, 1836 (google.de [abgerufen am 24. März 2020]).
- Bamberger Hofkalender: für das Jahr 1796. 1796 (google.de [abgerufen am 25. März 2020]).
- Allgemeiner Kameral-, Polizei-, Oekonomie-, Forst-, Technologie- und Handels-Korrespondent vom 27. September 1808. Palm, 1808 (google.de [abgerufen am 25. März 2020]).
- Johann Wilhelm Wurzer. Abgerufen am 24. März 2020.
- Andreas Kraus: Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts. C.H.Beck, 1997, ISBN 978-3-406-39451-5 (google.de [abgerufen am 25. März 2020]).
- Franz Adolph Schneidawind: Versuch einer statistischen Beschreibung des Kaiserlichen Hochstifts Bamberg0: 2. Lachmüller, 1797 (google.de [abgerufen am 25. März 2020]).
- Joachim Heinrich Jäck: Bamberg und dessen Umgebungen. Palm, 1813 (google.de [abgerufen am 25. März 2020]).
- Erfahren Sie mehr über die Geschichte der Berufsschule 2 Bamberg. Abgerufen am 24. März 2020.
- Eduard Maria Oettinger: Moniteur des dates: biographisch-genealogisch-historisches Welt-Register enthaltend die Personal-Akten der Menschheit. Denicke, 1869 (google.de [abgerufen am 24. März 2020]).
- Zweites Pantheon der Literaten und Künstler Bambergs; vom XI. Jahrhunderte bis 1844. auf Kosten des Verfassers, 1844 (google.de [abgerufen am 24. März 2020]).
- Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexicon. 1851 (google.de [abgerufen am 24. März 2020]).
- Siedlungsgeschichte auf dem Bamberger Zinkenwörth | Archäologische Dokumentation. Abgerufen am 25. März 2020 (deutsch).
- Samuel Baur: Allgemeines historisch-biographisch-literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die in dem ersten Jahrzehend des neunzehenten Jahrhunderts gestorben sind. 1816 (google.de [abgerufen am 25. März 2020]).