Leopold Reidemeister
Leopold Reidemeister (* 7. April 1900 in Braunschweig; † 11. Juni 1987 in Berlin) war ein deutscher Kunsthistoriker und Generaldirektor der Staatlichen Museen in West-Berlin.
Leben
Leopold Reidemeister und sein Bruder Kurt sowie seine Schwester Marie wurden in Braunschweig als Kinder von Hans Reidemeister, einem herzoglich-braunschweigischen Regierungsrat, und dessen Frau Sophie, geb. Langerfeldt, geboren. Reidemeister besuchte das Wilhelm-Gymnasium in seiner Heimatstadt und studierte zwei Semester Architektur an der TH Braunschweig. Es folgte ein Studium der Kunstgeschichte an der Universität Berlin. 1924 schloss er sein Studium mit der Promotion ab und war von da ab wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Staatlichen Museen in Berlin, bis er 1932 zum Kustos der dortigen Ostasiatischen Abteilung aufrückte. In dieser Eigenschaft unternahm er von 1935 bis 1936 umfangreiche Studienreisen nach China und Korea, 1938 dann auch nach Japan. Während des Zweiten Weltkrieges leistete er ab 1941 Wehrdienst und geriet bis 1945 in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung wurde er 1946 Leiter der Kölner Museen und schließlich ab 1950 Direktor des Wallraf-Richartz-Museums. Seit 1954 war er Generaldirektor aller städtischen Kölner Museen. In dieser Zeit war der Wiederaufbau der weitgehend zerstörten Museumslandschaft in Köln eine seiner Hauptaufgaben. Durch zahlreiche Ausstellungen von in der NS-Zeit verbotenen und als „entartet“ verfemten Künstlern, leistete er einen von ihm selbst als Wiedergutmachung empfundenen Beitrag zur Durchsetzung der Moderne.
Als ihn 1957 der Ruf als Generaldirektor der ehemals staatlichen Berliner Museen erreichte, verließ er Köln und wechselte nach Berlin. Hier organisierte er zahlreiche bedeutende Ausstellungen. 1964 konnte er das Brücke-Museum gründen, nachdem es ihm auf Grund seiner persönlichen Beziehungen zu den Brücke-Malern Erich Heckel (1883–1970) und Karl Schmidt-Rottluff (1884–1976) gelungen war, diese zur Stiftung ihres künstlerischen Nachlasses zu veranlassen. Das vom Berliner Senat unterstützte Museum wurde 1967 eröffnet. Reidemeister leitete das Brücke-Museum danach 20 Jahre bis zu seinem Tod.
Verheiratet war er mit Ursula geb. Nordmann, Tochter des Chirurgen Otto Nordmann. Aus der Ehe ging der Herzchirurg Jürgen Christoph Reidemeister hervor.
Leopold Reidemeister starb 1987 im Alter von 87 Jahren in Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Dahlem.[1]
Auszeichnungen
- 1965: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
- 1977: Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland
- 1980: Orden Pour le Mérite[2].
Schriften (Auswahl)
- Auf den Spuren der Maler der Ile de France. Topographische Beiträge zur Geschichte der französischen Landschaftsmalerei von Corot bis zu den Fauves. Propyläen Verlag, Berlin 1963, OCLC 3029911.
- Das Aquarell der Brücke. Senator f. Wiss. u. Kunst, Brücke-Museum, Berlin 1975, OCLC 3223665.
- Der Holzstock als Kunstwerk. Karl Schmidt-Rottluff. Holzstöcke von 1950 bis 1930. In: Brücke-Archiv. 13/14. Brücke-Museum, Berlin 1984, OCLC 251524332.
Literatur
- Lutz Meunier: Leopold Reidemeister zum 85. Geburtstag. In: Weltkunst, Jg. 22 (1985), Nr. 7, S. 1000f.
- Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon – 19. und 20. Jahrhundert. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1996, ISBN 3-7752-5838-8, S. 481.
- Peter Springer: Reidemeister, Leopold. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 325 f. (Digitalisat).
- Magdalena M. Moeller (Hrsg.): Leopold Reidemeister: ein deutscher Museumsmann. Hirmer, München 2017, ISBN 3-7774-2914-7.
Weblinks
- Leopold Reidemeister auf orden-pourlemerite.de (Kurzbiografie)
- Leopold Reidemeister im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Literatur von und über Leopold Reidemeister im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1, S. 587.
- Der Orden pour le mérite für Wissenschaft und Künste, Die Mitglieder des Ordens Bd. 3, S. 182, Lambert Schneider-Verlag, Gerlingen 1994