Lenthe (Adelsgeschlecht)
Lenthe ist der Name eines alten niedersächsischen Adelsgeschlechts. Lenthe, der gleichnamige Stammsitz der Familie, ist heute eine Ortschaft in der Region Hannover in Niedersachsen.
Geschichte
Das Geschlecht gehörte zum Landadel der Grafschaft Wunstorf. Als erster Angehöriger erscheint im Jahre 1225 Olricus de Lenten urkundlich.[1] 1244 und 1247 werden ein weiterer Ulrich und 1245 bis 1259 ein Engelbert als Ritter, in Urkunden genannt. Mit Engelbert beginnt die ununterbrochene Stammreihe der Familie.
Die Nachkommen von Ulrich II. waren Lehensmannen der Bischöfe von Minden zu Lenthe und führten einen halben Bock als Wappen. Engelberts Nachkommen besaßen gräflich Wunstorfsche, später auch Mindensche Lehensgüter zu Lenthe und trugen einen Ast als Schildfigur im Wappen. Die zwei Linien werden aber 1280 ausdrücklich als Blutsverwandte (consanguinei) bezeichnet. In beiden Linien wurden zunächst auch die gleichen Vornamen vergeben und noch lange Zeit die für die Erbfolge wirksame Vetternschaft aufrechterhalten.
Die erste Linie mit dem Bocks-Wappen hat sich bereits im 13. Jahrhundert in eine um 1530 abgestorbene rittermäßig-landadlige Linie und in eine vor allem in Hannover, Stadthagen, Lübeck (ab 1460) und Königsberg in Preußen (seit Ende des 16. Jahrhunderts) städtische Linie aufgeteilt. Im Jahr 1360 waren zwei Lehnshöfe an der Burgstraße in Hannover im Lehnsbesitz derer von Lenthe, während mit sieben weiteren dortigen Burgmannshöfen die von Alten belehnt waren.[2]
Die zweite Linie mit dem Ast-Wappen bildete ebenfalls früh mehrere, zumeist im 15. und 16. Jahrhundert erloschene, ausnahmslos landadlige Linien. Bis etwa 1500 gab es vier Sattelhöfe in Lenthe, von denen heute nur noch zwei existieren, das sog. Obergut und das Untergut. Nur der Zweig Eichhof zu Lenthe konnte bis in die heutige Zeit gelangen, und zwar in seiner älteren Nebenlinie, die bis heute auf dem Obergut Lenthe ansässig ist und zudem auf den Rittergütern Schwarmstedt und Wrestedt in der Lüneburger Heide. Die Linie auf dem Untergut ist 1907 im Mannesstamm erloschen, es fiel an die Familie von Richthofen, die es noch besitzt. Das Rittergut Luttringhausen gehörte ebenfalls der Untergut-Linie. Aus beiden Linien sind bedeutende Angehörige hervorgegangen, die hohe Staats-, Hof- und Offiziersämter ausübten.
- Obergut Lenthe
- Untergut Lenthe
- Herrenhaus Alt Schwarmstedt
Wappen
Das Stammwappen zeigt in Silber einen schrägrechts gestellten, gestümmelten blauen Ast mit oben drei und unten zwei Zweigen. Auf dem Helm sind zwei Äste wie im Schild. Die Helmdecken sind blau-silbern.
- Wappen der niedersächsischen Gemeinde Lenthe
- Wappen derer von Lenthe aus Siebmachers Wappenbuch von 1605
Namensträger
- Ernst Ludwig Julius von Lenthe (* 1744; † 1814), Minister der Deutschen Kanzlei in London
- Ernst Ludwig von Lenthe (* 1823, † 1888), welfischer Reichstagsabgeordneter
- Jobst Heimart von Lenthe (* nach 1590, † Anfang 1649), calenbergischer, später braunschweigischer, Kammerjunker und Stallmeister
Literatur
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VII, Band 97 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1989, ISSN 0435-2408
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser Band XXXIII, Band 152 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2012, ISSN 0435-2408
- Otto Hupp: Münchener Kalender 1932. Buch u. Kunstdruckerei AG, München / Regensburg 1932
- Kurd von Lenthe (Hrsg.), Hans Mahrenholtz, Hans-Erich Wilhelm (Verf.), Gebhard von Lenthe, Hans Jürgen Frhr. von Richthofen (Mitverf.): Die Rittergüter der Familie von Lenthe in den Fürstentümern Calenberg-Göttingen-Grubenhagen und Lüneburg, dem Bistum Hildesheim sowie der Grafschaft Hoya. Dazu Beilage von Hans-Erich Wilhelm: Stammtafel der Familie von Lenthe. Lenthe/Gehrden 2000
Weblinks
- Lenthe in der Deutschen Biographie
- Wappen derer von Lenthe in Johann Siebmachers Wappenbuch von 1605, Tafel 185
Einzelnachweise
- Westfälisches Urkundenbuch VI, Urk. des Bistums Minden, Nr. 151
- Helmut Plath: Hannover im 11. Jahrhundert. In: Geschichte der Stadt Hannover, Bd. 1, Von den Anfängen bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, hrsg. von Klaus Mlynek und Waldemar R. Röhrbein, Hannover: Schlütersche Verlagsanstalt und Druckerei GmbH & Co., 1992, ISBN 3-87706-351-9, S. 17ff.; hier: S. 19