Landesbank Berlin
Die Landesbank Berlin AG (LBB) ist eine Universalbank mit Sitz in Berlin. Historischer Kern der LBB ist die Berliner Sparkasse. Die Muttergesellschaft Landesbank Berlin Holding AG ist eine Finanzholding-Gesellschaft und hält hundert Prozent der Aktien an der Landesbank Berlin AG. Die LBB war ab ihrer Gründung 1990 die Landesbank des Bundeslandes Berlin und befindet sich seit ihrem Verkauf 2007 vollständig im Besitz der Sparkassen-Finanzgruppe.
Landesbank Berlin AG | |
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Staat | Deutschland |
Sitz | Berlin |
Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Bankleitzahl | 100 500 00[1] |
BIC | BELA DEBE XXX[1] |
Gründung | 1. Oktober 1990 |
Verband | Sparkassenverband Berlin |
Website | www.lbb.de |
Geschäftsdaten 2020[2] | |
Bilanzsumme | 49,145 Mrd. Euro |
Einlagen | 30,964 Mrd. Euro |
Kundenkredite | 25,787 Mrd. Euro |
Mitarbeiter | 3.147 |
Leitung | |
Vorstand | Johannes Evers (Vorsitzender), Michael Jänichen, Hans Jürgen Kulartz, Tanja Müller-Ziegler |
Aufsichtsrat | Helmut Schleweis (Vorsitzender) |
2013 wurde bekannt, dass die Landesbank Berlin in der Berliner Sparkasse aufgehen soll.
Geschichte
Gründung
Die Girozentrale der Stadt Berlin, ein Vorläufer der heutigen Landesbank Berlin, wurde am 12. Dezember 1921[3] als Abteilung der Sparkasse der Stadt Berlin gegründet. Als Folge des Zweiten Weltkriegs und der Teilung Berlins wurde auch die Sparkasse zerschlagen. Ab 1950 übernahm die Sparkasse der Stadt Berlin-West die Funktion einer Girozentrale für Berlin.
Zwei Tage vor der Wiedervereinigung wurde am 1. Oktober 1990 die Landesbank Berlin – Girozentrale – (LBB) als Anstalt des öffentlichen Rechts gegründet. Hubertus Moser, bislang Vorstandsvorsitzender der Berliner Sparkasse, nun Vorstandsvorsitzender der Landesbank Berlin, legte am 31. Dezember 1990 den ersten Bilanzbericht der Landesbank Berlin, in der die beiden Sparkassen vereinigt wurden, vor. Die Bilanzsumme lag bei rund 31 Milliarden DM. Für das Institut arbeiteten zu dieser Zeit ca. 6.000 Beschäftigte, davon 1.800 im Osten der Stadt.
Zusammenschluss zur Bankgesellschaft Berlin und Krise
Die Bankgesellschaft Berlin (BgB) wurde 1994 durch Zusammenschluss der Landesbank Berlin (inklusive der Berliner Sparkasse), der Berliner Bank AG und der Berlin-Hannoverschen Hypothekenbank AG gegründet. Diese Gesellschaft war ein Unikum in der deutschen Bankenlandschaft, da erstmals private und öffentliche Banken zusammengeschlossen wurden. Die Bankgesellschaft diente hierbei sowohl als Holding als auch als eigene Bank. Ziel der Gründung war es, in Berlin wieder mit einer Großbank vertreten zu sein.
Bereits kurz nach der Geschäftsaufnahme wurden erhebliche Risiken im Kreditgeschäft der Berliner Bank AG bekannt, die erhebliche Wertberichtigungen erforderten. Des Weiteren baute der Konzern ein sehr umfang- und risikoreiches Immobiliendienstleistungsgeschäft auf. Zusammen mit den hohen Wertberichtigungen im Kreditgeschäft brachten diese Risiken die Bankgesellschaft in eine existenzgefährdende Situation. Als deren Folge wurde ein hartes Sanierungsprogramm zur Stabilisierung des Konzerns eingeleitet. Im August des Jahres 2001 wurde eine Kapitalerhöhung um 1,997 Mrd. Euro durchgeführt, wovon das Land Berlin einen Anteil in Höhe von 1,755 Mrd. Euro übernahm. Der Anteilsbesitz des Landes Berlin erhöhte sich dadurch von 56,8 % auf 80,95 %. Verschiedene Vereinbarungen mit dem Land Berlin regelten die Abschirmung des Konzerns gegenüber den hohen Risiken, welche die Tochtergesellschaften der Bank mit ihrem Immobiliendienstleistungsgeschäft verursacht hatten. Da es sich bei beidem – Kapitalerhöhung und Risikoabschirmung – um staatliche Beihilfen handelte, bedurften sie der Genehmigung durch die EU-Kommission. Diese genehmigte diese Beihilfe unter der Bedingung, dass sich das Land Berlin bis 2007 von seinen Anteilen an der Gesellschaft trennen musste.
Umwandlung der LBB in eine Aktiengesellschaft
Auf Basis des Berliner Sparkassengesetzes vom 28. Juni 2005[4] wurde die Landesbank Berlin – Girozentrale – zum 1. Januar 2006 von einer Anstalt öffentlichen Rechts in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
Umbenennung der Bankgesellschaft
Auf der Hauptversammlung der Bankgesellschaft am 14. Juli 2006 wurde beschlossen, auch nach außen einen Schlussstrich zu ziehen. Die Bankgesellschaft Berlin AG wurde am 29. August 2006 in Landesbank Berlin Holding AG umbenannt. Das Vermögen der Bankgesellschaft wurde in die Landesbank Berlin AG eingebracht, im Gegenzug erhielt die Bankgesellschaft Aktien an der Landesbank.
Netbank
2007 übernahm die LBB eine Mehrheitsbeteiligung in Höhe von 75 Prozent minus einer Aktie an der Netbank, die bisher ausschließlich mehreren Sparda-Banken gehörte.[5] Die Netbank wurde 2015 komplett an die Augsburger Aktienbank verkauft und zum 1. Juli 2016 mit dieser fusioniert.[6][7][8]
Verkauf an die Sparkassen-Finanzgruppe
Aufgrund gewährter EU-Hilfen musste das Land Berlin bis Ende 2007 seinen Anteil verkaufen. Im Bieterverfahren standen sich 19 nationale und internationale Kaufinteressenten, unter anderem der DSGV, die BayernLB, die Landesbank Baden-Württemberg sowie die Commerzbank gegenüber. Am 15. Juni 2007 erhielt die Sparkassen-Finanzgruppe den Zuschlag für den ehemaligen Landesanteil in Höhe von 81 Prozent. Das Gebot betrug 4,62 Milliarden Euro.[9] Einem Bericht des rbb vom 31. Mai 2007 zufolge steht dem allerdings ein Mehrfaches an Verbindlichkeiten gegenüber, die auch nach dem Verkauf beim Land Berlin verbleiben.
Neben der Kaufsumme hatte sich der DSGV zur Übernahme einer Stillen Einlage des Landes Berlin in Höhe von 723 Millionen Euro verpflichtet.
Vermeintlicher Datendiebstahl 2008
Am 12. Dezember 2008 wurde bekannt, dass die Frankfurter Rundschau ein Paket mit detaillierten Kreditkartenabrechnungen aus dem Jahre 2008 von Kunden der Landesbank Berlin (LBB) erhalten hatte. In der durch die Polizei Frankfurt sichergestellten Datensendung waren acht ungeöffnete PIN-Briefe (Post-Rückläufer) zu gesperrten Konten enthalten. Die dort enthaltenen Daten konnten nach Angaben der Landesbank nicht dazu verwendet werden, den Zugriff auf Kundenkonten zu ermöglichen. Neben Kunden der Landesbank seien auch Kreditkarten-Kunden des Automobilclubs ADAC und des Internethändlers Amazon betroffen. Die auf Microfiches gespeicherten Daten wurden nach Medienberichten offenbar auf einem Kuriertransport entwendet, mit dem der IT-Dienstleister AtosWorldline das Unternehmen General Logistics Systems (GLS) beauftragt hatte.[10][11]
Wie am 19. Dezember 2008 berichtet wurde, waren hierfür zwei Kurierfahrer verantwortlich, die aus einem Paket an den Chefredakteur der Frankfurter Rundschau einen Christstollen entwendet und verzehrt hatten. Anschließend nahmen die Mitarbeiter eines von sechs an die LBB adressierten Paketen mit den Daten und klebten darauf das Etikett des geöffneten Pakets mit dem Christstollen, das somit anstelle des eigentlichen Pakets an die Frankfurter Rundschau ausgeliefert wurde.[12] Am 2. Juni 2009 wurden die beiden Kurierfahrer vom Frankfurter Amtsgericht zu einer Geldstrafe verurteilt.[13]
Landesbank Berlin Holding AG
Landesbank Berlin Holding AG | |
---|---|
Staat | Deutschland |
Sitz | Berlin |
Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1. Januar 1994 |
Website | www.lbb-holding.de |
Geschäftsdaten 2020 | |
Bilanzsumme | 4,198 Mrd. Euro |
Mitarbeiter | 115[14] |
Leitung | |
Vorstand | Johannes Evers (Vorsitzender), Michael Jänichen, Sascha Klaus, Alexander Stuwe |
Aufsichtsrat | Helmut Schleweis (Vorsitzender) |
Die Landesbank Berlin Holding AG (LBBH) ist eine reine Finanzholding und fungiert als Obergesellschaft für die Landesbank Berlin AG.
Anteilseigner
Anteil | Anteilseigner |
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89,37 % | Erwerbsgesellschaft der S-Finanzgruppe mbH & Co. KG |
10,63 % | Beteiligungsgesellschaft der S-Finanzgruppe mbH & Co. KG |
Wesentliche Beteiligungen
Anteil | Beteiligung |
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100 % | Landesbank Berlin AG |
100 % | Berlin Hyp AG |
100 % | LBB Grundstücksgesellschaft mbH |
70 % | S-Servicepartner Berlin GmbH |
50 %* | S-Servicepartner Deutschland GmbH |
Landesbank Berlin AG
Die Landesbank Berlin AG ist Kreditinstitut im Sinne des § 1 KWG. Sie betreibt unter eigenem Namen und dem der Berliner Sparkasse Bankgeschäfte. In ihrer geschäftlichen Ausrichtung gliedert sich Bank in vier Geschäftsbereiche (Privat- und Firmenkunden, DirektBankService, Gewerbliche Immobilienfinanzierung und Treasury) auf.[15]
Anteilseigner
Anteil | Anteilseigner |
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100 % | Landesbank Berlin Holding AG |
Wesentliche Beteiligungen
Anteil | Beteiligung |
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66,67 % | S-Kreditpartner GmbH |
Siehe auch
Literatur
- Mathew D. Rose: Eine ehrenwerte Gesellschaft. Die Bankgesellschaft Berlin. Transit, Berlin 2003, ISBN 978-3-88747-179-8.[16]
- Lydia Krüger, Benedict Ugarte Chacón: Privatisierung nach Berliner Art. In: Blätter für deutsche und internationale Politik 9/2006, S. 1113–1120.
- Sebastian Eichfelder: Die Gründung der Bankgesellschaft Berlin: 1988 – 1996. Diskussionsbeiträge des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin – Betriebswirtschaftliche Reihe Nr. 2008/1, Berlin 2008.
- Sebastian Eichfelder: Bankgesellschaft Berlin – ein „vorprogrammierter“ Krisenfall?. In: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen 61 (2008), S. 306–310.
- Sebastian Eichfelder: Bankgesellschaft Berlin – der Weg zur Konzerngründung. In: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen 61 (2008), S. 203–205.
- Sebastian Eichfelder: Gründung der Bankgesellschaft Berlin: zur Entwicklung der Vorgängerinstitute. In: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen 61 (2008), S. 123–127.
- Benedict Ugarte Chacón: Berlin Bank Skandal. Eine Studie zu den Vorgängen um die Bankgesellschaft Berlin. Westfälisches Dampfboot, Münster 2012, ISBN 978-3-89691-909-0.
- Benedict Ugarte Chacón: Der ewige Skandal. Das Erbe der Bankgesellschaft. In: Andrej Holm (Hrsg.): Reclaim Berlin. Soziale Kämpfe in der neoliberalen Stadt. Assoziation A, Berlin Hamburg 2014, ISBN 978-3-935936-94-1, S. 83–104.
Weblinks und Quellen
- Landesbank Berlin in der Unternehmensdatenbank der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
- Website der Landesbank Berlin AG (LBB)
- Website der Landesbank Berlin Holding AG
Einzelnachweise
- Stammdaten des Kreditinstitutes bei der Deutschen Bundesbank
- Jahresabschluss und Lagebericht 2020 der Landesbank Berlin AG, abgerufen am 14. Mai 2021 (PDF).
- Geschichte der Berliner Sparkasse (PDF, S. 7) (Memento vom 29. November 2014 im Internet Archive)
- Berliner Sparkassengesetz vom 28. Juni 2005
- LBB schmückt sich mit Netbank (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive) Financial Times Deutschland, 23. Mai 2007.
- Augsburger Aktienbank erwirbt netbank. Augsburger Aktienbank, archiviert vom Original am 21. Juni 2015; abgerufen am 21. Juni 2015.
- Augsburger Aktienbank erwirbt netbank AG. netbank AG, abgerufen am 24. Juni 2015.
- netbank wird Teil der Augsburger Aktienbank
- Sparkassen kaufen LBB
- ssu/AP/dpa/Reuters: Datenklau: Zehntausende Kundendaten bei Berliner Landesbank ausgespäht. In: Spiegel Online. 12. Dezember 2008, abgerufen am 19. Dezember 2008.
- Jörg Schindler: Landesbank Berlin: Datenleck zwingt LBB zum Kartentausch. In: Frankfurter Rundschau (fr-online.de). 12. Dezember 2008, archiviert vom Original am 21. Dezember 2008; abgerufen am 19. Dezember 2008.
- Gestohlener Christstollen löste Datenskandal aus. In: Spiegel Online
- Kurierfahrer zahlen für Stollen-Diebstahl. In: Zeit Online, 3. Juni 2009
- Lagebericht und Jahresabschluss 2020 der Landesbank Berlin Holding AG
- Jahresabschluss und Lagebericht 2020 der Landesbank Berlin AG, Organisation und Struktur, S. 3 abgerufen am 14. Mai 2021 (PDF).
- Sorgloser Raubzug durch öffentliche Kassen. In: Die Zeit, Nr. 28/2003 (Rezension)