Lainzerbach
Der Lainzerbach, auch Lainzer Bach, ist ein Bach im 13. Wiener Gemeindebezirk Hietzing. Er ist ein Zubringer des rechten Wienflusssammelkanals und wird teilweise als Bachkanal geführt.
Lainzerbach Lainzer Bach | ||
Lainzerbach kurz vor dem Lainzer Teich | ||
Daten | ||
Lage | Wien, Österreich | |
Flusssystem | Donau | |
Abfluss über | Rechter Wienflusssammelkanal → Wienfluss → Donau → Schwarzes Meer | |
Quelle | im Lainzer Tiergarten 48° 9′ 44″ N, 16° 13′ 52″ O | |
Mündung | in Hietzing unterirdisch in den rechten Wienflusssammelkanal 48° 11′ 19″ N, 16° 17′ 58″ O
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Länge | 7,6 km[1][2] | |
Einzugsgebiet | 3 km²[1] | |
Linke Nebenflüsse | Vösendorfer Graben, Katzengraben, Lackenbach |
Verlauf
Der Lainzerbach hat in seinem zunächst oberirdischen Verlauf eine Länge von 3830 m bei einer Höhendifferenz von 110 m. Sein Einzugsgebiet ist 3 km² groß.[1]
Der Bach entspringt im Naturschutzgebiet Lainzer Tiergarten im Wienerwald. Dort durchfließt er den 1,5 ha großen Hohenauer Teich, in den linksseitig der Vösendorfer Graben mündet. In seinem naturnahen Oberlauf verläuft der Lainzerbach durch ein schmales Kerbtal, das sich dann ausweitet.[3] Der Oberlauf durch den Inzersdorfer Wald bis zum Hohenauer Teich wird auch als Inzersdorfer Graben bezeichnet.[4]
Noch im Lainzer Tiergarten folgt als linker Nebenbach der Katzengraben, der gelegentlich als alternativer Oberlauf des Lainzerbachs genannt wird.[5] Außerhalb der Tiergartenmauer verläuft der Bach parallel zur Lainzerbachstraße anfangs weiterhin oberirdisch. Dabei durchfließt er den Lainzer Teich in der 1990 so benannten Lainzerbachwiese.[6] In geologischer Hinsicht befindet sich der Bach in Flysch. Er durchläuft Santon-Campan-Schichten und roten Cenoman-Tonschiefer.[5]
Durch die Bezirksteile Speising, Lainz und Hietzing verläuft der Lainzerbach als 3.818 m langer Bachkanal.[2] Das Spülbecken bei seinem Einlaufbauwerk bei der Ebersberggasse fasst 600 m³.[4] Der Bachkanal folgt der Speisinger Straße und dem Bogen der Lainzer Straße um den Küniglberg. Er nimmt unterirdisch den Lackenbach auf. Der 4 bis 8 m tiefe Lainzerbach-Kanal weist ein Gefälle von 6, 8 und 15 ‰ auf. An der Kreuzung der Dommayergasse und des Hietzinger Kais mündet der Lainzerbach unterirdisch in den rechten Wienflusssammelkanal.[2]
Die Wasserführung des Lainzerbachs schwankt stark. Der mittlere Abfluss (MQ) im oberirdischen Abschnitt beträgt weniger als 0,01 m³/s, während bei einem Jahrhunderthochwasser 17,0 m³/s erreicht werden.[3] Es besteht eine geringe Gefahr von Überflutungen. Im Fall eines Jahrhunderthochwassers sind in geringem Ausmaß Infrastruktur, jedoch keine Wohnbevölkerung betroffen.[7]
Geschichte
Der Lainzerbach verlief vor der Errichtung des Bachkanals vollständig offen. In Lainz und Speising war er bereits Mitte des 18. Jahrhunderts, beispielsweise durch eingeleitete Entwässerungsgräben, von Menschen beeinflusst. Er mündete nicht unmittelbar in den Wienfluss, sondern in den später zugeschütteten Mariabrunner Mühlbach. Der Hohenauer Teich wurde in der Zeit zwischen 1780 und 1825 künstlich angelegt. Bei Speising erfolgten eine Umleitung des Lainzerbachs in einen weiter von den Siedlung entfernten Bewässerungskanal und eine Einleitung des vom Rosenhügel kommenden Rosenberggrabens.
Begleitet von starkem Siedlungswachstum wurden bis 1875, neben weiteren Regulierungen, in den Ortschaften Lainz und Hietzing erste unterirdische Abschnitte erbaut.[3] Der untere, 2194 m lange Abschnitt des Bachkanals wurde 1895 und 1900 errichtet. Der obere, 1624 m lange Abschnitt wurde von 1904 bis 1910 eingewölbt.[2] Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Lainzerbach im Bereich der Siedlungen im Lainzer Tiergarten hart verbaut. Der Lainzer Teich führte nunmehr permanent Wasser.[8]
Der oberirdische Bachlauf zwischen Lainzer Teich und Glawatschweg wurde von 1994 bis 1998 mittels Rückverbauungen renaturiert.[9] Im Jahr 2012 folgte weitere Rück- und Umbauten bis zum Einlaufbauwerk des Bachkanals.[8] Der Lainzer Teich wurde 2017 im Rahmen von Sanierungsarbeiten ausgebaggert.[4]
Ökologie
In seinem Oberlauf fließt der Lainzerbach durch ein dichtes Waldgebiet.[4] Flussabwärts des Hohenauer Teichs wachsen Streifen naturnaher Schwarz-Erlen-Eschen-Auwälder.[10] Im unteren Abschnitt seines oberirdischen Verlaufs weist der Bach nur eine mäßige Wasserqualität auf. Der Hohenauer Teich und der Lainzer Teich sind eutrophe Gewässer.[8] Im Bereich außerhalb des Lainzer Tiergartens wurden in den 1990er Jahren einige Köcherfliegen-Arten beobachtet, die auf der Roten Liste gefährdeter Arten Österreichs standen: Synagapetus moselyi, Lithax obscurus, Tinodes pallidulus, Athripsodes bilineatus, Athripsodes albifrons und Micropterna lateralis.[11]
Brücken
Der Lainzerbach wird von folgenden Brücken gequert, gereiht in Fließrichtung:
- Treumannbrücke: Die 7 m lange und 9 m breite Stahlbeton-Straßenbrücke der Treumanngasse wurde 1952 erbaut.
- Waldemarsteg: Die 9 m lange und 3 m breite Stahlbeton-Fußgeherbrücke des Waldemarwegs wurde 1959 erbaut.
- Glawatschsteg: Die 9 m lange und 3 m breite Stahlbeton-Fußgeherbrücke des Glawatschwegs wurde 1959 erbaut.
- Kalmanbrücke: Die 10 m lange und 8 m breite Stahlbeton-Straßenbrücke der Kalmanstraße wurde 1953 erbaut.
- Schoberbrücke: Die 11 m lange und 12 m breite Beton-Straßenbrücke der Dr.-Schober-Straße wurde 1942 erbaut.[12]
Siehe auch
Literatur
- Rosemarie Forster, Otto Moog: Die Bodenfauna als Indikator der ökologischen Funktionsfähigkeit. Fallstudie – Die Renaturierung Lainzerbach. In: Ökologie und Schutzwasserbau in der Stadt? Symposium am 22./23. Mai 1996. Symposiumsband. MA 45 – Wasserbau, Magistrat der Stadt Wien, Wien 1996, S. 135–141.
- Julia Tanzer: Historische morphologische Veränderung der südlichen Wiener Donauzubringer 1755–2010. Masterarbeit. Universität für Bodenkultur Wien, Wien 2016, Kapitel 5.3.1 Lainzerbach, S. 67–75 (boku.ac.at [PDF]).
Weblinks
- Der Lainzerbach. In: 1133.at. April 2013 .
- Lainzerbach. In: Hietzing.at.
Einzelnachweise
- Bäche nach Bezirken. Wirtschaft, Arbeit und Statistik (Magistratsabteilung 23), Magistrat der Stadt Wien, abgerufen am 3. Januar 2020.
- Hans Stadler: Die Entwässerungsanlagen der Stadt Wien. Magistratsabteilung 30, Magistrat der Stadt Wien, Wien 1960, S. 38 (digital.wienbibliothek.at [PDF; abgerufen am 3. Januar 2020]).
- Julia Tanzer: Historische morphologische Veränderung der südlichen Wiener Donauzubringer 1755–2010. Masterarbeit. Universität für Bodenkultur Wien, Wien 2016, S. 67 und 69 (boku.ac.at [PDF; abgerufen am 3. Januar 2020]).
- Johanna Scheiblhofer, Wolfgang Schranz: Vielfältige Natur in Hietzing. (PDF) Biosphärenpark Wienerwald Management GmbH, Dezember 2019, S. 109–110, abgerufen am 3. Januar 2020.
- Adrian E. Scheidegger: Morphotektonik am Westrand des Wiener Beckens. In: VGI – Österreichische Zeitschrift für Vermessung und Geoinformation. Band 86, Nr. 2, 1998, S. 94–95 (ovg.at [PDF; abgerufen am 3. Januar 2020]).
- Felix Czeike (Hrsg.): Lainzerbachwiese. In: Historisches Lexikon Wien. Band 3, Kremayr & Scheriau, Wien 1994, ISBN 3-218-00545-0, S. 662 (Digitalisat).
- MA 45, Überprüfung der Abflusskapazität diverser Wildbäche im Zusammenhang mit dem Hochwasserschutz. Tätigkeitsbericht 2014. (PDF) Stadtrechnungshof Wien, April 2014, S. 8, abgerufen am 3. Januar 2020.
- Julia Tanzer: Historische morphologische Veränderung der südlichen Wiener Donauzubringer 1755–2010. Masterarbeit. Universität für Bodenkultur Wien, Wien 2016, S. 71 (boku.ac.at [PDF; abgerufen am 3. Januar 2020]).
- Anja Gaugl: Lainzerbach: Zurück zur Natur. In: meinbezirk.at. 29. Juni 2015, abgerufen am 3. Januar 2020.
- Johanna Scheiblhofer, Wolfgang Schranz: Vielfältige Natur in Hietzing. (PDF) Biosphärenpark Wienerwald Management GmbH, Dezember 2019, S. 94, abgerufen am 3. Januar 2020.
- Rosemarie Forster, Otto Moog: Die Bodenfauna als Indikator der ökologischen Funktionsfähigkeit. Fallstudie – Die Renaturierung Lainzerbach. In: Ökologie und Schutzwasserbau in der Stadt? Symposium am 22./23. Mai 1996. Symposiumsband. MA 45 – Wasserbau, Magistrat der Stadt Wien, Wien 1996, S. 137–138.
- Brückeninformation Wien. Wiener Brückenbau und Grundbau (Magistratsabteilung 29), Magistrat der Stadt Wien, abgerufen am 3. Januar 2020.