Ladumtragen der Mistelbacher Hauerzunft
Beim Ladumtragen der Mistelbacher Hauerzunft handelt es sich um einen historischen Umzug in Mistelbach, Niederösterreich. Er taucht ab 1931 in der Fachliteratur auf[1] und wird alle zwei Jahre, am Sonntag vor oder nach dem Bartholomäusfest, von der Mistelbacher Hauerzunft abgehalten. Dabei wird die Hauerlade (Zunfttruhe) feierlich vom Altzechmeister zum neu gewählten Oberzechmeister getragen. Historisch spielte die Hauerlade bei Innungszusammenkünften sowie als Kasse eine große Rolle. Es gilt als große Ehre, als Oberzechmeister nominiert zu werden und somit die Hauerlade für die nächsten zwei Jahre aufzubewahren.[2]
Seit 2019 gehört diese gesellschaftliche Praktik zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO.[2]
Geschichte
Die Hauerzunft Mistelbach wurde als Interessensgemeinschaft der freien Weinbauern am 20. Mai 1698 gegründet, nachdem sie von Maximilian II. von Liechtenstein und dem kaiserlichen Hof genehmigt wurde und auf Veränderungen im Weinbau reagierte.[1]
Die Hauerlade
Bei der Hauerlade handelt es sich um die Zunfttruhe der Hauerzunft Mistelbach. Diese spielte bei Innungszusammenkünften eine große Rolle und diente als Kasse, in der Privilegien, Zunftrechnungen und Mitgliedsbücher aufbewahrt wurden.[3] Auch heute wird sie noch in dieser Funktion genutzt und bewahrt Protokolle und Rechnungen seit der Gründung 1698[1], den originalen und einen lateinischen Stiftungsbrief, Urkunden, Rechtsdokumente, Siegel und Medaillen.
Das Ladumtragen
Die Hauerlade wurde beim Oberzechmeister, einem Mitglied des Vorstands, aufbewahrt. Sie wechselte mit der Neuwahl des Oberzechmeisters alle zwei Jahre den Besitzer. Zu diesem Anlass wurde sie feierlich am Hauerkirtag, d. h. dem Sonntag rund um das Bartholomäusfest am 24. August, beim Weinhauerumzug, dem Ladumtragen, durch Mistelbach zum Nachfolger getragen.[1]
Aktuelles Brauchtum
Heute findet das Ladumtragen alljährlich nur noch in Mistelbach zum Erntedankfest statt. Die Zunft hat zwölf Vorstandsmitglieder und rund 120 Mitglieder. Für den geschäftlichen Ablauf sorgt der Zechschreiber, für den Umzug ein Organisationskomitee. Bei den Stationen des Umzugs werden humorvolle Sketches mit Anekdoten aus dem Weinkeller aufgeführt.[4]
Literatur
- Fritz Bollhammer: Der Hauerumzug in Mistelbach, altes Brauchtum im Weinland. In: Mistelbach in Vergangenheit und Gegenwart, Band I (1962–1969) Seite 34–46.
- Engelbert M. Exl: Festschrift 300 Jahre Hauerinnung. Mistelbach in Vergangenheit und Gegenwart, Band VI., 1998
- Hans Plöckinger: Die Mistelbacher Kirchtagsumzüge: ein alter Winzerbrauch. In: Wiener Zeitschriftfür Volkskunde, 36 Jg. 1931, 65–73.
- Leopold Schmidt: Volkskunde von Niederösterreich (2 Bände), Horn 1981.
Weblinks
Einzelnachweise
- Erich Broidl: Empfehlungsschreiben zur Bewerbung der Hauerzunft Mistelbach um Aufnahme ihres Brauches "Umtragen der Hauerlade" (Ladumtragen) in das Österreichische Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. 22. Januar 2021, abgerufen am 22. Januar 2021.
- Österreichische UNESCO-Kommission: „Ladumtragen“ der Mistelbacher Hauerzunft. Abgerufen am 22. Januar 2021.
- Helga Maria Wolf: Empfehlungsschreiben zur Bewerbung der Hauerzunft Mistelbach um Aufnahme ihres Brauches "Umtragen der Hauerlade" (Ladumtragen) in das Österreichische Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. 22. Januar 2021, abgerufen am 22. Januar 2021.
- Fritz Bollhammer: Der Hauerumzug in Mistelbach, altes Brauchtum im Weinland. Abgerufen am 22. Januar 2021.