Laccopithecus
Laccopithecus ist eine ausgestorbene Gattung der Primaten, die während des späten Miozäns in Asien vorkam. In China entdeckte Fossilien, die zu dieser Gattung gestellt werden, wurden überwiegend in die Zeit vor rund 7 bis 6 Millionen Jahren datiert.[1] Die Gattung und die bislang einzige Art der Gattung, Laccopithecus robustus, wurden erstmals 1984 wissenschaftlich beschrieben.[2] Aufgrund der Merkmale ihrer Zähne wird die Gattung dem Formenkreis der Vorfahren von Gibbons zugerechnet.
Laccopithecus | ||||||||||||
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Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
Spätes Miozän | ||||||||||||
7 bis 6 Mio. Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Laccopithecus | ||||||||||||
Wu & Pan, 1984 | ||||||||||||
Art | ||||||||||||
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Namensgebung
Laccopithecus ist ein Kunstwort. „Lacco“ ist abgeleitet von „lakustrisch“ (auf einen Süßwassersee bezogen) und verweist auf den Fundhorizont der für die Erstbeschreibung herangezogenen fossilen Knochen, die Überreste eines fossilen Sees im Gebiet der heutigen Gemeinde Shihuiba in der südchinesischen Provinz Yunnan. Die zweite Hälfte des Gattungsnamens ist abgeleitet von dem griechischen Wort πίθηκος (altgriechisch ausgesprochen píthēkos: „Affe“).
Das Epitheton der bislang einzigen wissenschaftlich beschriebenen Art, Laccopithecus robustus, spielt auf die stattliche Körpergröße der Art und deren ‚robusten‘ Körperbau an. Laccopithecus robustus bedeutet demnach „robuster See-Affe“.
Erstbeschreibung
Als Holotypus der Gattung und zugleich der Typusart Laccopithecus robustus wurden in der Erstbeschreibung drei als zusammengehörig interpretierte Kiefer-Fragmente benannt: ein weitgehend erhalten gebliebener, bezahnter, weiblicher Unterkiefer, in dem nur der rechte Eckzahn fehlt (Archivnummer PA 880); ein teilweise erhaltener rechter Oberkiefer und ein teilweise erhaltener linker Oberkiefer (PA 876), jeweils mit mehreren Zähnen. Zusätzlich wurden weitere Funde (= Paratypen) der Erstbeschreibung zugrunde gelegt, so dass sich die Einführung der neuen Gattung und Art auf insgesamt zehn Ober- und Unterkiefer und 60 einzelne Zähne stützte.
Später wurde jedoch erkannt, dass die Bezahnung der beiden Oberkiefer-Fragmente PA 876 auf ein männliches Individuum verweist.[3] Die Gattung wurde demnach nicht durch einen Holotypus begründet, sondern durch Syntypen.[4]
Merkmale
Fossile spätpliozäne Altweltaffen sind nicht nur aus China bekannt, sondern auch aus Europa und aus Afrika. Daher wurden in der Erstbeschreibung der Gattung insbesondere die Unterschiede zur Gattung Pliopithecus herausgestellt, speziell zur schon 1837 in Österreich entdeckten Art Pliopithecus antiquus, der Laccopithecus robustus in Größe und Morphologie am ähnlichsten ist.
Die in der Erstbeschreibung getroffene Zuordnung zur Familie der Gibbons (Hylobatidae) ist jedoch umstritten; andere Forscher ordnen Laccopithecus gemeinsam mit Pliopithecus den ausgestorbenen Familien Pliopithecidae oder Crouzeliidae zu.[1]
Außer den Kiefer-Fragmenten und den Zähnen sind bislang (2014) nur das Siamang-ähnliche Endglied eines Fingers[5] sowie die zerdrückten Knochen eines Gesichtsschädels (Archivnummer PA 860) als Belege für die Gattung Laccopithecus entdeckt worden. Aus diesen wenigen Anhaltspunkten wurde gleichwohl abgeleitet, dass das Gewicht der Tiere rund 12 kg betragen habe und dass das Gesicht Gibbon-artig – mit einer kurzen, breiten Schnauze und großen Eckzähnen – gewesen sei.
Die unterschiedlichen Größen der erhalten gebliebenen Eckzähne wurden als Hinweis auf einen ausgeprägten Sexualdimorphismus interpretiert.[3]
Literatur
- Pan Yuerong: Small fossil primates from Lufeng, a latest Miocene site in Yunnan Province, China. In: Journal of Human Evolution. Band 17, Nr. 3, 1988, S. 359–366, doi:10.1016/0047-2484(88)90076-0.
- David R. Begun: The Pliopithecoide. In: Walter Carl Hartwig (Hrsg.): The Primate Fossil Record. Cambridge University Press, Cambridge (UK) 2002, S. 236–237, ISBN 0-521-66315-6, Volltext (PDF). (Memento vom 25. September 2011 im Internet Archive)
Weblinks
Belege
- Russell H. Tuttle: Apes and Human Evolution. Harvard University Press, 2014, S. 99, ISBN 978-0-674-07316-6.
- Wu Rukang und Pan Yuerong: The Hylobatidae from the Late Miocene of Lufeng, Yunnan. In: Acta Anthropologica Sinica. Band 3, Nr. 3, 1984, S. 185–194, Volltext (Übersetzung aus dem Chinesischen ins Englische, PDF). (Memento vom 26. August 2015 im Internet Archive)
- Pan Yuerong et al.: Sexual dimorphism in Laccopithecus robustus, a late Miocene Hominoid from China. In: American Journal of Physical Anthropology. Band 79, Nr. 2, 1989, S. 137–158, doi:10.1002/ajpa.1330790203.
- David R. Begun: The Pliopithecoide. In: Walter Carl Hartwig (Hrsg.): The Primate Fossil Record. Cambridge University Press, Cambridge (UK) 2002, S. 236, ISBN 0-521-66315-6.
- D.J. Meldrum und Pan Yuerong: Manual proximal phalanx of Laccopithecus robustus from the Latest Miocene site of Lufeng. In: Journal of Human Evolution. Band 17, Nr. 8, 1988, S. 719–731, doi:10.1016/0047-2484(88)90062-0.