Kurve Kassel
Die Kurve Kassel ist eine geplante Verbindungsstrecke im Norden von Kassel, die eine direkte Verbindung zwischen Warburg bzw. dem Ruhrgebiet und Halle herstellt. Die Strecke soll von im Bahnhof Espenau-Mönchehof von der Bahnstrecke Warburg–Kassel abzweigen und zum Bahnhof Fuldatal-Ihringshausen an der Bahnstrecke Hannover–Kassel führen, über die die Bahnstrecke Halle–Hann Münden erreicht wird.
Espenau-Mönchehof–Fuldatal-Ihringhausen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Geplanter Verlauf der Strecke sowie umliegende Bahnstrecken | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 6,5 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenklasse: | D4 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stromsystem: | 15 kV 16,7 Hz ~ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Höchstgeschwindigkeit: | 80 km/h | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die 6,5 Kilometer lange eingleisige Strecke soll auf etwa 2,4 km im Tunnel verlaufen.[2] Die Einfädelung in Ihringshausen erfolgt höhenfrei, die Abzweigung in Mönchehof ist höhengleich mit sogenannten Puffergleisen vorgesehen.
Geschichte
Hintergrund
Die Verbindung Hamm–Altenbeken–Kassel–Halle stellt eine der kürzesten Strecken zwischen dem Ruhrgebiet und dem Raum Halle dar. Auf dieser Verbindung ist jedoch ein Richtungswechsel im Rangierbahnhof Kassel notwendig, weshalb Güterzüge auf dieser Relation überwiegend über Minden, Hannover und Magdeburg verkehren. Um insbesondere die Knoten Hannover und Magdeburg zu entlasten, wurde die Kurve Kassel als vordringlicher Bedarf und Engpassbeseitigung in den Bundesverkehrswegeplan 2030 aufgenommen.[4] Sie wurde als eines von bundesweit acht Schienenprojekten in das Maßnahmengesetzvorbereitungsgesetz aufgenommen.[5][6] Bereits im Bundesverkehrswegeplan 2003 war eine Verbindungskurve zwischen Mönchehof und Speele enthalten, zu diesem Zeitpunkt jedoch nur als weiterer Bedarf.[7]
Variantenentscheid
2018 wurde mit ersten Vorplanungen begonnen und ein Runder Tisch mit betroffenen Kommunen und Verbänden eingerichtet. Der Suchraum für die Kurve Kassel erstreckt sich über den Bereich von Immenhausen und Wilhelmshausen im Norden bis Kassel Rbf im Süden. 2019 wurden fünf Varianten vorgestellt, die während des Planungsprozesses teilweise noch überarbeitet wurden.[8]
Die Varianten 1 bis 3 sahen eine etwa geradlinige Verbindung zwischen Immenhausen bzw. Espenau-Möchehof im Westen und Bonaforth bzw. Speele im Osten vor. Da sie FFH-Gebiete zerschnitten hätten, wurden diese Varianten ausgeschlossen. Die Variante 4, von der drei Untervarianten vorgestellt wurden, umfasst eine weiter südlich im Bahnhof Espenau-Mönchehof abzweigende Strecke, die im Bogen um Vellmar nach Fuldatal-Ihringshausen führt. In der Variante 5 war eine Verbindungskurve nördlich des Rangierbahnhofs vorgesehen, welche über ein Brückenbauwerk die im spitzen Winkel aufeinander zulaufenden Strecken verbindet.[8]
Frühere Planungen der Variante 4 sahen eine höhengleiche Einfädelung im Bahnhof Fuldatal-Ihringshausen vor. Da sich an dieser Stelle noch die Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg zwischen den Gleisen der Strecke Hannover–Kassel befindet, wäre eine Verbindung zum Richtungsgleis nach Hann Münden erst weiter östlich nach der Ausfädelung der Schnellfahrstrecke umsetzbar gewesen. Von der Kurve kommende Züge hätten somit zunächst 1600 Meter das Gegengleis nutzen müssen, was zu Kapazitätseinschränkungen auf den Strecken geführt hätte. Daher wurde im Januar 2021 eine höhenfreie Ausfädelung vorgestellt, die diesen Konfliktpunkt entschärft.[9]
Am 29. März 2021 wurde die Variante 4B als Antragsvariante festgelegt, die in das Raumordnungsverfahren eingebracht werden soll.[2]
Alternativen
Von Teilen der regionalen Politik sowie eigens gegründeter Bürgerinitiativen in den betroffenen Gemeinden Fuldatal, Vellmar und Immenhausen wird von Projekt wegen befürchteter Lärmbelästigung und Landschaftseingriffe abgelehnt und stattdessen ein Ausbau der weiter nördlich verlaufenden 34 Kilometer kürzeren Verbindung Altenbeken–Northeim–Nordhausen gefordert.[10] Um diese zu ertüchtigen, müssten die Streckenabschnitte Nordhausen–Northeim, Northeim–Ottbergen und Ottbergen–Langeland elektrifiziert werden.[11]
Die Kosten für die Elektrifizierung sowie der Verlängerung von drei Kreuzungsgleisen auf 740 m Länge schätzte die Deutsche Bahn auf 437 Mio. Euro, während die Kosten für die Kurve Kassel je nach Variante auf 200–600 Mio. Euro geschätzt werden.[12] Die reine Fahrzeit von Nordhausen nach Benhausen über Northeim wäre mit 2:45 h nur unwesentlich länger als über die Kurve Kassel (je nach Variante 2:30–2:40 h). Eine Untersuchung der Deutschen Bahn ergab jedoch, dass es tagsüber auf den eingleisigen Streckenabschnitten Nordhausen–Walkenried und Northeim–Ottbergen regelmäßig zu Konflikten mit dem Nahverkehr und Güterverkehr der Gegenrichtung kommen würde, sodass Fahrzeiten von etwa vier Stunden zu erwarten seien. Ein zweigleisiger Ausbau könne die Fahrzeiten erheblich reduzieren, würde die Kosten jedoch weiter erhöhen.[11]
Weblinks
- Bahnprojekt Kurve Kassel. Offizielle Projektseite. DB Netz
Einzelnachweise
- Einblick in das Projekt - Variante 4B. In: Bahnprojekt Kurve Kassel. DB Netz, abgerufen am 9. Februar 2022.
- Mehr Güter auf die Schiene: Bester Verlauf für die neue Verbindungskurve bei Kassel steht fest. Deutsche Bahn, 29. März 2021, abgerufen am 29. März 2021.
- Tischvorlage zur Antragskonferenz zum Raumordnungsverfahren. In: ABS Paderborn - Halle | Kasseler Kurve. DB Netz, Frankfurt am Main 31. Januar 2018, S. 12, 15 (kurve-kassel.de [PDF; abgerufen am 9. Februar 2022]).
- Bundesverkehrswegeplan 2030 – Projekt 2-015-v01. ABS Paderborn - Halle (Kurve Mönchehof - Ihringshausen). Abgerufen am 13. Februar 2020.
- § 2 MgvG (Maßnahmengesetzvorbereitungsgesetz). Abgerufen am 15. Februar 2021.
- Kommt Kurve Kassel nun per Gesetz? Kritik von Bürgerinitiativen und Abgeordneten. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine. 12. November 2019, abgerufen am 28. Februar 2021.
- Bundesverkehrswegeplan 2003 (Memento vom 26. August 2006 im Internet Archive), S. 57
- Beschreibung (Incl. Chancen und Ziele). In: Bahnprojekt Kurve Kassel. DB Netz, archiviert vom Original am 6. März 2021; abgerufen am 9. Februar 2022.
- Präsentation: Neubaustrecke „Kurve Kassel“ – 8. Runder Tisch (18.01.2021). (PDF) Abgerufen am 20. Januar 2021.
- Ärger um die Kurve Kassel: Vier Bürgermeister sind gegen geplanten Streckenbau der Bahn. 9. Februar 2019, abgerufen am 13. Februar 2021.
- Präsentation zum Expertentag des Runden Tischs zur Fahrplankonstruktion Solling (20.11.2020). (PDF) Abgerufen am 20. Januar 2021.
- Die Sollingbahnstrecke für Güterverkehr auszubauen, bleibt im Gespräch. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine. Abgerufen am 13. Februar 2021.