Kulturpalast Bitterfeld
Der Kulturpalast Bitterfeld ist ein früheres Kulturhaus und heutiges Baudenkmal im Stadtteil Bitterfeld der Stadt Bitterfeld-Wolfen im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt. Bekannt geworden ist das Bauwerk vor allem im Zusammenhang mit dem hier maßgeblich von Walter Ulbricht proklamierten Bitterfelder Weg. Der Kulturpalast gilt als eines der Wahrzeichen Bitterfelds.
Geschichte
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Bitterfeld zu einem Zentrum des Braunkohletagebaus und der chemischen Industrie. Nach Gründung der DDR ließ diese in vielen Städten des Landes Kulturpaläste und -häuser als zentrale Stätten des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens errichten, so auch ab 1952 in Bitterfeld. Viele Arbeitsleistungen der Bautätigkeit wurden durch örtliche Chemiearbeiter in ehrenamtlicher Feierabendarbeit geleistet (Nationales Aufbauwerk). Das Gebäude wurde am 13. Oktober 1954 eröffnet und erhielt den Namen Kulturpalast Wilhelm Pieck.
Bekannt wurde das Bauwerk 1959 und 1964 durch die Bitterfelder Konferenzen, auf denen unter maßgeblicher Verantwortung von Walter Ulbricht die sozialistische Kulturpolitik der jungen DDR, der sogenannte Bitterfelder Weg proklamiert wurde. Unter dem Motto Greif zur Feder, Kumpel sollten Werktätige aufgerufen werden, sich im Sinne der sozialistischen Ideologie künstlerisch zu betätigen. Umgekehrt sollten auch Künstler und Kulturschaffende enger an die Werktätigen und das Regime gebunden werden.
In Zeiten der DDR diente der Saal des Kulturpalastes Auftritten von nationalen und internationalen Künstlern. Unter anderem gab Udo Jürgens 1965 ein Konzert. Das Fernsehen der DDR zeichnete im Kulturpalast Unterhaltungsshows auf. Auch Theaterstücke wurden aufgeführt. Daneben bot das Gebäude Raum für die Aktivitäten örtlicher Vereine und Zirkel.
Nach der Wende 1990 wurde das Haus an einen Privatunternehmer verkauft, der es sanierte und bis 2015 weiterhin für Veranstaltungen nutzte. Unter dem ironischen Titel „Kunst. Was soll das?“ lud Eugen Blume zusammen mit Klaus Staeck und Christoph Tannert vom 1. bis 3. Mai 1992 zur 3. Bitterfelder Konferenz in den Kulturpalast ein.[1]
Nach der Schließung ging der Kulturpalast in das Eigentum der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH über die 2017 einen Abrissantrag stellte. Dieser stieß auf Widerstand der Bevölkerung und der Stadt, die auf die städtebauliche und kulturhistorische Bedeutung des Kulturpalastes verwies. Im Jahr 2020 wurde ein Sanierungskonzept vorgelegt; die veranschlagten Kosten von 10 Millionen Euro werden nach einem Besuch der Kulturpolitikerin Monika Grütters, zu 90 % vom Bund übernommen.[2][3]
Architektur
Das Haus verfügt über einen großen Saal mit 1000 Sitzplätzen, ein Restaurant und kleinere Bühnen sowie mehr als 240 Räume, welche Vereine und Zirkel kostenfrei nutzen konnten. Das Denkmalverzeichnis führt den Kulturpalast als „neoklassizistische Monumentalarchitektur aus der DDR-Zeit“. Es handele sich neben dem Kulturpalast in Schkopau und dem ehemaligen Kulturhaus Zinnowitz um eines von drei erhaltenen Bauwerken dieses Stils.
Fernsehshows aus dem Kulturpalast Bitterfeld (Auswahl)
- 1958/59: Ehe-Ring frei!
Weblinks/Quellen
Einzelnachweise
- AR Penck, Ein Protokoll auf der Internetseite der Edition Staeck
- MZ vom 25. September 2020: Investor stellt Projekt vor - Was Ministerin Grütters in Sachen Kulturpalast rät. In: Mitteldeutsche Zeitung vom 25. September 2020, abgerufen am 22. Dezember 2020
- Geld aus Berlin Neue Millionen-Bescherung für Kulturpalast in Bitterfeld . In: Mitteldeutsche Zeitung vom 26. November 2020, abgerufen am 11. Dezember 2020