Kraftwerk Lausward
Das Heizkraftwerk Lausward ist ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD-Kraftwerk) und seit 1957 das größte Kraftwerk der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf. Es liegt am Düsseldorfer Hafen und ist mit seinem grün beleuchteten "Stadtfenster", dem gläsern eingehausten Kamin des Block Fortuna, weithin sichtbar. Das Kraftwerk erzeugt zudem Bahnstrom. In unmittelbarer Nähe des Kraftwerks Lausward überquert eine Bahnstromleitung den Rhein.
Heizkraftwerk Lausward | |||
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Lage | |||
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Koordinaten | 51° 13′ 17″ N, 6° 43′ 52″ O | ||
Daten | |||
Typ | Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk | ||
Brennstoff | Erdgas, leichtes Heizöl | ||
Leistung | 1120 MW elektrisch, 630 MW Fernwärme | ||
Betreiber | Stadtwerke Düsseldorf und EnBW | ||
Betriebsaufnahme | 1957 | ||
Website | Heizkraftwerk Lausward der Stadtwerke Düsseldorf |
Geschichte
Das Kraftwerk war ursprünglich ein Steinkohlekraftwerk. Pläne, die die Stadtwerke-Leitung 1938 für ein neues Kraftwerk auf der Lausward vorlegte, zerschlugen sich wieder und wurden erst in den fünfziger Jahren erneut aufgegriffen. Wesentlich im Bewilligungsverfahren war die Vereinbarung mit der Deutschen Bundesbahn Bahnstrom zu produzieren. 1955 wurde mit dem Bau des ersten Blockes Anton begonnen, der dann erstmals 1957 ans Netz ging. Bis zum Jahr 1977 wurde das Kraftwerk stufenweise um die Blöcke Berta, Cäsar und Dora sowie den ersten Erdgasblock Emil erweitert. Bis zum Jahre 1999 prägten die drei für Steinkohlebefeuerung notwendigen 100 und zwei 150 Meter hohen Schornsteine der Lausward das Bild des Düsseldorfer Hafens, die nun stufenweise rückgebaut werden. Seit 1998 folgte eine schrittweise Umstellung des Kraftwerks. Die Blöcke Berta und Cäsar wurden stillgelegt; der Block Anton durch ein erdgasbetriebenes Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD) ersetzt, das nun Strom und Fernwärme produziert. 2016 wurde mit Block Fortuna ein weiterer GuD-Kraftwerksblock mit zusätzlicher Abwärmenutzung in Betrieb genommen. Seit 2017 erhöht ein großer Fernwärmespeicher die Flexibilität der Anlage zusätzlich. Das Kraftwerk wird von den Stadtwerken Düsseldorf AG zusammen mit der EnBW betrieben.
Aktuelle Kraftwerksblöcke
Block Anton
Block Anton ist ein GuD-Kraftwerksblock und verfügt über eine elektrische Leistung von 103 MW. Zusätzlich können bis zu 75 MW Fernwärme ausgekoppelt werden. Der elektrische Wirkungsgrad im Kondensationsbetrieb liegt bei etwa 54 %, wird zusätzlich auch Fernwärme ausgekoppelt steigt der Brennstoffausnutzungsgrad auf ca. 87 %.[1]
Block Emil
Bei Block Emil handelt es sich ebenfalls um eine GuD-Anlage mit optionaler Fernwärmeauskopplung. Die Maximalleistung beträgt 420 MW elektrisch, zudem ist es möglich, 140 MW Fernwärme zu erzeugen. Der Brennstoffausnutzungsgrad im kombinierten Betrieb liegt bei bis zu 68 %.
Reservekessel
Drei Reservekessel dienen der Absicherung der Fernwärmeversorgung, falls zwar Fernwärme aber kein Strom benötigt werden. Ähnlich der Funktionsweise großer Durchlauferhitzer erzeugen die drei Anlagen bis zu 180 MW Fernwärme mit Flammrohrkesseln. Als Brennstoff wird Erdgas eingesetzt.
Die Abwasserwärme der Kraftwerksblöcke begünstigte nach Ansicht des Biologen Fabio Rochol die Ausbreitung des Welses im Rhein, so dass besonders große Exemplare dieses Raubfisches in Höhe des Kraftwerks Lausward gehäuft vorkommen.[2]
Block Fortuna
Geschichte
Nach den Plänen der Stadtwerke sollten die stillgelegten Blöcke ursprünglich durch ein 400-Megawatt-Steinkohlekraftwerk ersetzt werden. Um den Bau zu verhindern und für eine umweltfreundliche Energieerzeugung zu werben, haben sich Umweltverbände und -initiativen sowie Einzelpersonen zum Aktionsbündnis Sauberer Strom am Rhein – ASTR(H)EIN zusammengeschlossen. Am 23. April 2010 beschloss der Aufsichtsrat der Stadtwerke Düsseldorf, die Planung des Kohlekraftwerks nicht weiter zu verfolgen. Stattdessen hat er im Dezember 2011 beschlossen, ein neues mit Erdgas befeuertes GuD-Kraftwerk zu bauen.[3] Dieses wurde nach etwa 2,5 Jahren Bauzeit im Januar 2016 in Betrieb genommen. Die Fassade wurde vom Aachener Architekturbüro kadawittfeldarchitektur entworfen. Die aus Glas bestehenden Fassadenelemente wurden zum Schutz von Vögeln fast vollständig mit 3 mm breiten Streifen bei 47 mm Kantenabstand bedruckt. Durch diese vogelfreundliche Bauweise wird der Vogelschlag an Glas bestmöglich reduziert.[4]
Technik
Das GuD-Kraftwerk hat eine elektrische Leistung von 595 MW (bei Testfahrten vor der offiziellen Indienststellung wurde eine maximale elektrische Leistung von 603,8 MW erreicht) und wurde von Siemens[5] errichtet, die Investitionssumme beträgt rund 500 Mio. Euro. An Fernwärme kann 300 MW ausgekoppelt werden. Der Block wurde in Ein-Wellen-Anordnung ausgeführt, Gasturbine und die Dampfturbine arbeiten kombiniert auf einer Welle und treiben auch nur einen Generator an, was Generatorverluste minimiert. Hauptbestandteil des Kraftwerkes ist eine ebenfalls von Siemens gelieferte Gasturbine des Typs SGT5-8000H. Sie dient als Wärmequelle für einen Abhitzekessel, der wiederum als Dampferzeuger für die Dampfturbine wirkt. Die GuD ist bei einem so genannten Schwarzfall (bundesweiter oder sogar europaweiter Stromausfall) in der Lage, Düsseldorf eigenständig mit Energie zu versorgen. Block „Fortuna“ kann nach Starthilfe durch das Gasturbinenkraftwerk in Flingern die Stadt Düsseldorf wiederversorgen und dazu beitragen, die überregionale Stromversorgung wiederherzustellen bzw. zu stabilisieren. Ein Heißstart kann in 40 Minuten, ein Normalstart in 116 Minuten von Null auf Volllast gefahren werden.[6][7]
Ein 34 m hoher und 29 m im Durchmesser betragender Heißwasser-Fernwärmespeicher ist im Frühjahr 2017 in Betrieb gegangen. Der Speicher hat ein Volumen von ca. 35.700 m³ und eine Speicherkapazität von ca. 1.340 MWh. Er stellt eine Investition von 10 Mio. Euro[8] dar. Sobald bei der Stromerzeugung mehr Wärme ausgekoppelt wird als benötigt, nimmt der Speicher diese überschüssige Wärmeenergie auf. Besteht umgekehrt geringer Strom-, gleichzeitig aber hoher Wärmebedarf, wird dieser über den Speicher gedeckt. So ist eine zeitliche Entkoppelung der Strom- und Fernwärmeerzeugung vom Wärmebedarf der Stadt möglich.[9]
Wirkungsgrad und Emissionen
Der elektrische Wirkungsgrad im Kondensationsbetrieb liegt bei mehr als 61 % (bei Testfahrten vor der offiziellen Indienststellung wurde ein maximaler Netto-Wirkungsgrad von 61,5 % erzielt), womit der derzeitige Rekordhalter, das Kraftwerk Irsching noch übertroffen wird. Mit maximaler Wärmeauskopplung von ca. 30 % werden mehr als 85 % Brennstoffausnutzungsgrad erreicht und ein Kohlenstoffdioxidausstoß von ca. 230 g/kWh.[10]
Bahnstrom
Zur Zeit sind zwei bahneigene 25 MW-Umrichter im Betrieb.
Einzelnachweise
- Heizkraftwerk Lausward. Internetseite der Stadtwerke Düsseldorf. Abgerufen am 7. Juli 2015.
- Juliane Kinast: Riesenwelse erobern den Rhein, Artikel vom 21. Februar 2013 im Portal wz-newsline.de, abgerufen am 23. Februar 2013
- Die Welt: Düsseldorf erhält das effizienteste Erdgaskraftwerk der Welt. Archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 29. Juni 2015.
- BUND: Das Erdgaskraftwerk in Düsseldorf – vogelsicherer Neubau einer Glasfassade. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 2. September 2016; abgerufen am 1. September 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Siemens AG Energy Sector: Siemens baut schlüsselfertiges Gas- und Dampfturbinenkraftwerk in Düsseldorf. Abgerufen am 29. Juni 2015.
- Stadtwerke Düsseldorf AG: Szenario „Schwarzfall“. Abgerufen am 10. März 2016.
- Götz Middeldorf: Das Erdgaskraftwerk „Fortuna“ ist Düsseldorfs neuer Weltmeister. Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 2. Juli 2012, abgerufen am 7. Januar 2018.
- Michaela Tix: Düsseldorfer Wärmespeicher soll auch grüne Wärme speichern. energate, 8. Mai 2017, abgerufen am 7. Januar 2018.
- Stadtwerke Düsseldorf AG: Block „Fortuna“ Auf der Lausward startet den Betrieb: Mit dem effizientesten Erdgaskraftwerk der Welt. Abgerufen am 10. März 2016.
- Düsseldorf: Kraftwerk bricht zahlreiche Weltrekorde (Memento des Originals vom 28. Januar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . In: Zeitung für kommunale Wirtschaft, 28. Januar 2016. Abgerufen am 28. Januar 2016.