Kowloon-Canton Railway
Die Kowloon-Canton Railway, kurz KCR (chinesisch 九廣鐵路 / 九广铁路, Pinyin Jiǔ Guǎng Tiělù, Jyutping Gau2 Gwong1 Tit3lou6, kurz 九鐵 / 九铁, Jiǔiě, Jyutping Gau2tit3 – „Kowloon-Kanton-Bahn“), ist das älteste und wichtigste Eisenbahnnetz in Hongkong, China. Historisch befand der Bahnhof der „Kowloon-Kanton-Bahn“ am Clock Tower vom Tsim Sha Tsui im Süden der Halbinsel Kowloon von Hongkong.[1] Heute befindet sich der KCR-Bahnhof im Stadtteil Hung Hom in Kowloon-Ost nahe dem Cross Harbour Tunnel (CHT). Seit der Fusionierung der Schienennetze zwischen dem U-Bahn-Unternehmen MTR Corporation und dem Eisenbahn-Unternehmen Kowloon-Canton Railway Corporation am 1. Dezember 2007 wird sie heute als Teil des Mass-Transit-Railway-Netzes betrieben.
Geschichte
Der erste Teil der Bahn wurde 1910 eröffnet und verband Kowloon in Hongkong mit Kanton (heute Guangzhou) in Festlandchina. Die Grundsteinlegung für den Kopfbahnhof in Tsim Sha Tsui Hongkong erfolgte 1913. Der KCR-Bahnhof nahm den Betrieb offiziell 1916 auf. In den 1970er Jahren wurde er trotz Protesten – bis auf den seit 1990 denkmalgeschützten Clock Tower – abgerissen.[1] Nach der Gründung der Volksrepublik China 1949 wurde der Teil der Bahnstrecke, der außerhalb der Kronkolonie Hongkong lag, enteignet. Der damals verbliebene britische Teil der Bahn ist heute die East Rail Line.
- Zwischenfälle
- Am 20. April 1931 brach ein nach heftigen Regenfällen unterspülter Bahndamm zusammen, als er von einem Zug nach Kowloon befahren wurde. Die Wagen stürzten neun Meter tief ab. Mehr als 30 Menschen starben, 20 bis 30 wurden darüber hinaus schwer verletzt.[2]
- Nach einer Explosion in einem Personenwagen am 17. Januar 1937 bei Shitan (石灘鎮 – „wörtl. Großgemeinde Steiniger Strand bzw. Felsiger Strand“)a), gerieten die letzten Wagen eines fahrenden Zuges in Brand. 112 Menschen starben.
- Am 16. Januar 1938 brach im zweiten Wagen eines Schnellzuges Feuer aus. Es wurde später Brandstiftung vermutet. Der Zug war – wie bei dem Unfall ein Jahr zuvor – weder mit einer Notbremse noch mit einer Signaleinrichtung ausgestattet, die für Fahrgäste zugänglich war. Der Wagen selbst und zwei benachbarte Wagen brannten aus. 87 Menschen starben, 30 wurden darüber hinaus verletzt.[3]
- Gegenwart
2007 wurden die KCR-Linien in das Mass Transit Railway (MTR) integriert. Die MTR Corporation betreibt die KCR-Eisenbahnnetzinfrastruktur für zunächst 50 Jahre, die jedoch im Besitz der Kowloon-Canton Railway Corporation, kurz KCRC (九廣鐵路公司, kurz 九鐵公司)b) verblieb. Die KCRC wiederum gehört der Regierung von Hongkong. Als Teil des geplanten Zusammenschlusses wurde die KCR East Rail, KCR West Rail und die KCR Ma On Shan Rail umbenannt in East Rail Line, West Rail Line und Ma On Shan Line. Die Mong Kok Station an der East Rail wurde umbenannt in Mong Kok East Station.
Die KCR betreibt Stadtbahn-Verkehr, den Light Rail Transit, kurz LRT, lokal meist umgangssprachlich als Light Rail (輕鐵 – „leichter Schienenverkehr“)c) bezeichnet, auf den Linien zwischen Tuen Mun und Yuen Long in den New Territories. Im Eisenbahn-Fernverkehr gibt es Intercity- und Hochgeschwindigkeitszüge nach Peking, Shanghai, Guangzhou und Zhaoqing, die über den KCR-Bahnhof Hung Hom und seit September 2018 auch über den KCR-Bahnhof in West Kowloon (WKS) verkehren. Daneben besitzt die KCR auch eigene Dieselloks, die beim Güterverkehr zwischen Festlandchina und der Sonderverwaltungszone Hongkong eingesetzt werden.
Anmerkungen
- a) Shitan (chinesisch 石灘鎮 / 石滩镇, Pinyin Shítān zhèn, Jyutping Sek6taan1 zan3 – „wörtl. Großgemeinde Steiniger Strand bzw. Felsiger Strand“) ist eine heutige Großgemeinde (hist. Kleinstadt) im Bezirk Zengcheng der Stadt Guangzhou (Kanton) in Guangdong.
Weblinks
- Offizielle Website (chinesisch, englisch)
Einzelnachweise
- Clock Tower., In: discoverhongkong.com, abgerufen 1. Februar 2019 – online (deutsch, englisch)
- Peter W. B. Semmens: Katastrophen auf Schienen. Eine weltweite Dokumentation. Transpress, Stuttgart 1996, ISBN 3-344-71030-3, S. 85.
- Peter W. B. Semmens: Katastrophen auf Schienen. Eine weltweite Dokumentation. Transpress, Stuttgart 1996, ISBN 3-344-71030-3, S. 95.