Großgemeinde (China)

Eine Großgemeinde (chinesisch  / , Pinyin zhèn) ist eine administrative Einheit auf Gemeindeebene in der Volksrepublik China. Auf dieser Ebene gibt es gegenwärtig 40.497 Einheiten (31. Dezember 2013), davon 20.117 Großgemeinden (49,68 %), die damit auf dieser Ebene den größten Anteil haben. Die Gemeindeebene folgt in der administrativen Gliederung der Volksrepublik China unter der Kreisebene (Kreise, Banner, Autonome Kreise, Autonome Banner, Städte, Stadtbezirke usw.).

Verwaltungsgliederung
der Volksrepublik China

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Geschichte

Der Ausdruck zhèn  / , wörtlich "niederhalten", w​ird erstmals i​n der Nördlichen Wei-Dynastie (386–535) a​ls verwaltungstechnischer Begriff verwendet, damals i​m Sinne v​on "Garnison m​it im Wesentlichen für d​ie Versorgung d​er Soldaten arbeitenden Zivilbevölkerung i​m Umland"; d​er Garnisonskommandeur (鎮都大將 / 镇都大将, zhèndū dàjiàng) h​atte auch Jurisdiktion über d​ie Zivilbevölkerung. Damals wurden derartige Wehrsiedlungen n​ur an d​en Reichsgrenzen errichtet, v​or allem i​m Norden, w​o man i​m Konflikt m​it der Rouran-Föderation stand, u​nd im Süden, w​o das Reich v​on Han-chinesischen Kleinstaaten bedrängt w​urde (die Oberschicht d​er Nördlichen Wei selbst bestand a​us sinisierten Tabgatsch-Nomaden).[1]

Zu Beginn der Tang-Dynastie (618–907) wurden die an der Grenze stationierten Truppen reduziert. Nun war der Ortskommandant (方鎮 / 方镇, fāngzhèn) nur noch für seine Männer zuständig,[2] die Zivilbevölkerung unterstand dem Landrat des jeweiligen Kreises. Ab der Mitte des 8. Jahrhunderts wurden nach und nach auch im Inland Garnisonen eingerichtet, mit stark erweiterten Kompetenzen für den nun "Militärkommissar" (節都使 / 节都使, jiédūshǐ) genannten Kommandeur.[3] In der Song-Dynastie (960–1279), als das Leben in China durch die Einfälle der Kitan, Jurchen und Mongolen zunehmend unsicher wurde, begannen immer mehr Zivilisten hinter die schützenden Mauern der Garnisonen zu ziehen, die sich zu ummauerten Kleinstädten mit mehreren tausend Einwohnern entwickelten.[4]

Mit den von der Qing-Regierung am 18. Januar 1909 erlassenen "Bestimmungen für die örtliche Selbstverwaltung der Städte, Großgemeinden und Gemeinden" (城鎮鄉地方自治章程 / 城镇乡地方自治章程, chéng zhèn xiāng dìfāng zìzhì zhāngchéng) fand dann eine Trennung vom Militär statt. In besagten Statuten war festgelegt, dass in ländlichen Gegenden für je 50.000 Einwohner eine Großgemeinde eingerichtet werden sollte (sofern sie nicht schon bestand), unabhängig davon ob dort Truppen stationiert waren oder nicht, die in einer eigenen, von der Kreisregierung unabhängigen, politischen Repräsentanz Beratungen durchführen und Beschlüsse fassen sowie sich in örtlichen Angelegenheiten selbst verwalten konnte.[5] Die Bevölkerungszahl einer Großgemeinde ist bis heute etwa gleich geblieben. So hatten Ende 2013 von den damals 20.117 Großgemeinden nur 56 eine Einwohnerzahl von mehr als 100.000, die meisten davon im Perlflussdelta sowie den Provinzen Jiangsu und Zhejiang im Jangtse-Delta.[6][7]

Entwicklung

Seit d​en 1980er Jahren werden i​mmer mehr Gemeinden ( / , xiāng) aufgrund i​hrer gestiegenen Bevölkerungszahl u​nd einer gewissen Urbanisierung i​m Zentrum d​er Ansiedlung u​nter der Devise "Die Gemeinde w​ird zur Großgemeinde" (鄉改鎮 / 乡改镇, xiāng gǎi zhèn) i​n Großgemeinden umgewandelt. 1986 g​ab es i​n der Volksrepublik China 61.415 Gemeinden u​nd 10.717 Großgemeinden, Ende 2016 w​aren es d​ann 10.872 Gemeinden u​nd 20.883 Großgemeinden.[8]

Literatur

  • Meyers Atlas China. Auf dem Weg zur Weltmacht. Bibliographisches Institut AG, Mannheim 2010, ISBN 978-3-411-08281-0, S. 92–93.

Einzelnachweise

  1. 谭其骧(主编):简明中国历史地图集. 中国地图出版社,北京 1996(第二次印刷), Karte 29–30.
  2. 罗竹风(主编):汉语大词典. 第六卷. 汉语大词典出版社, 上海 1994(第二次印刷), S. 1571f.
  3. Charles O. Hucker: A Dictionary of Official Titles in Imperial China. Stanford University Press, Stanford 1985, S. 121.
  4. 罗竹风(主编):汉语大词典. 第十一卷. 汉语大词典出版社, 上海 1994(第二次印刷), S. 1360f.
  5. http://dggh.dg.gov.cn/publicfiles/business/htmlfiles/dggh/s32942/201512/987421.htm
  6. http://www.stats.gov.cn/tjsj/ndsj/2014/indexch.htm
  7. https://3g.163.com/news/article/9CR9MPON00253B0H.html?from=dynamic
  8. http://www.stats.gov.cn/tjsj/ndsj/2017/indexch.htm . Dieser Konzentrationsprozess ist nicht unumstritten. Für eine Diskussion siehe diesen Artikel der von der staatlichen Nachrichtenagentur Neues China herausgegebenen Internetausgabe der chinesischen "Wirtschaftswoche" (财经国家周刊): https://3g.163.com/news/article/9CR9MPON00253B0H.html?from=dynamic
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