Kohlmarktbrunnen
Der Kohlmarktbrunnen, im Spätmittelalter auch Ulrichsbrunnen[1] genannt, befindet sich auf dem Kohlmarkt in Braunschweig. Der unter Denkmalschutz stehende Zierbrunnen wurde 1868/69 nach Plänen des Architekten Oskar Sommer im Stil der Neorenaissance errichtet.[2]
Geschichte
Der Kohlmarkt ist ein zentraler Marktplatz im Weichbild der Altstadt. Er gehört zu den ältesten Siedlungsgebieten innerhalb Braunschweigs. Die ältesten siedlungsgeschichtlichen Funde lassen sich in das 9. Jahrhundert datieren.[3]
Vorläuferbrunnen
Erstmals belegt ist die Existenz eines Brunnens auf diesem Platz für das Jahr 1391.[4] Dieser Brunnen wurde Ulrichsbrunnen nach der nur wenige Meter entfernt auf dem Kohlmarkt befindlichen Ulrici- oder St. Ulrichs-Kirche (1544 abgerissen[5]) benannt. Es handelte sich um einen Trinkwasser-Brunnen, dessen Aussehen unbekannt ist. Wie der Vorläufer des unweit gelegenen heutigen Brunnens auf dem Altstadtmarkt, wurde auch er mit dem Wasser des Jödebrunnens gespeist. Wie lange dieser Brunnen bestand, ist unbekannt. 1570 soll der Brunnen an diesem Standort (teilweise) vergoldet gewesen sein.[2]
Zwischen 1660 und 1662 wurde der damalige Brunnen aufwendig wieder hergestellt bzw. neu gestaltet.[2] Verschiedene Handwerker wurden dabei wie folgt entlohnt:
„Für einen Wasserstein 18 Schilling; für Steine zum Brunnen 8 Mark 17 Schilling; dem Schmidt (sic!) Bartold Becker für Arbeit 36 Mark, dem Brunnenmacher Elias 48 Mark; Trinkgeld demselben 2 Mark 12 Schilling; dem Bildhauer 2 Mark 12 Schilling; dem Kannengießer Hansen Gieseken für 80 Pfund Blei 4 Mark oder 5 Thaler; dem Steinmetzen und Bildhauer Hermann Scheller für die Sachen, so zu dem Wasserbrunnen am Kohlmarkte gekommen, als ein Pferd mit dem Neptuno [sic!] 13 Thaler, die Säulen, an welchen Knöpfe sitzen, 8 Thaler, zwei Löwen 6 Thaler, zwei Pyramiden 3 Thaler und des Rathes Wappen zweimal à 1 Thaler. Dem Pipenbohrer 1 Mark 24 Schilling; für 8 große und 16 kleine Knöpfe zu diesem Brunnen 3 Mark 2 Schilling; für 47¾ Pfund Oel, so zu den Trögen beim Brunnen verbraucht, 2 Mark 16 Schillinge; dem Maurermeister Niclas, so diese Tröge gebauet, für Arbeit 4 Mark 24 Schilling; Hans Gieseken dem Kannengießer für 21 Centner [sic!] 46 Pfund Blei, so zu den Röhren zum Brunnen auf dem Kohlmarkt gebraucht und auch außerhalb der Stadt gelegt worden, 16 Mark 3 Schilling; dem gesellen Trinkgeld 3 Schilling; Meister Hartmann dem Maler für die am Brunnen gefertigte Arbeit, als den Kopf auf demselben mit seinem Golde vergoldet und 8 große Flügel (die der Pferde Neptuns) à 3 Mark.“
Den Grund für diese umfangreichen und für die Stadt – nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges – sehr kostspieligen Arbeiten vermuten Appelt und Müller in einem verstärkten Bedürfnis nach Reinlichkeit innerhalb der städtischen Bevölkerung nach der Pestepidemie von 1657/58.[6]
Beschreibung des heutigen Brunnens
Nachdem ab 1865 der Brunnen auf dem Kohlmarkt nicht mehr für die Trinkwasserversorgung benötigt wurde,[7] beschloss man den Bau eines neuen Zierbrunnens an dieser Stelle nach dem Entwurf des Wolfenbütteler Architekten Oskar Sommer, der den ursprünglichen Umriss und die Beschlagwerkausstattung übernahm,[2] den Brunnen aber etwas nach Nordosten versetzte.[7] Sommer hatte mit diesem Entwurf bei der Ausschreibung den 1. Preis gewonnen.[8] Der Sommersche Brunnen ist aus elfenbeinfarbenem Stein gefertigt. Das niedrige achteckige, umlaufende Schöpfbecken bildet die Basis. Innerhalb dieses Beckens erhebt sich das ebenfalls achteckige Hauptbecken, das aber nicht einsehbar ist. Dieser zentrale Teil wird durch acht vortretende viereckige Säulen begrenzt. Oben auf jeder der Säulen befindet sich ein kniender Tritone aus Bronze, der, leicht nach hinten übergebeugt, in das Tritonshorn bläst, das er in der erhobenen linken Hand hält, wobei ein Wasserstrahl in die obere Schale gelangt.[3] Die rechte Hand hängt herunter und scheint eine große Münze oder ähnliches zu halten. Die Putten ähnelnden Tritonen haben einen nackten Oberkörper, tragen einen blätterartigen Schurz und haben einen schuppigen Unterkörper, der in einem Fischschwanz endet. An der Vorderseite jeder Säule befindet sich auf halber Höhe ein wasserspeiender bronzener Löwenkopf.
Der Brunnen verjüngt sich nach oben. Die nächste Ebene bildet eine große runde Steinschale, in die Wasser aus einer darüber befindlichen kleineren Schale überläuft, die wiederum mittels einer Fontäne an der Brunnenspitze aus einer Vase kommend gespeist wird. Am Fuß des runden Mittelteils, der die zwei Schalen und die Vase an der Spitze trägt, befinden sich wiederum vier wasserspeiende Löwenköpfe. Der achteckige Mittelteil, inklusive der Säulen, sowie der zentrale runde Teil und die Schalen sind ornamental reich verziert.
Bei Umbauarbeiten nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Brunnen wieder etwas nach Nordwesten versetzt.
Siehe auch
Literatur
- Wilhelm Appelt, Theodor Müller: Wasserkünste und Wasserwerke der Stadt Braunschweig. In: Braunschweiger Werkstücke. Band 33, Waisenhaus-Buchdruckerei und Verlag, Braunschweig 1964, OCLC 5037379.
- Wolfgang Kimpflinger: Baudenkmale in Niedersachsen. Band 1.1.: Stadt Braunschweig. Teil 1. (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland.) Hameln 1993, ISBN 3-87585-252-4.
- Stadt Braunschweig, Bauverwaltung (Hrsg.): Untersuchung zur Baugeschichte des Kohlmarktes. (= Stadtgestaltung in Braunschweig.) Braunschweig 1980, OCLC 256207412.
Weblinks
- Der Kohlmarkt bei braunschweig.de
Einzelnachweise
- Hermann Dürre: Geschichte der Stadt Braunschweig im Mittelalter. Braunschweig 1861, S. 690. (Digitalisat)
- Paul Jonas Meier, Karl Steinacker: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Braunschweig. 2., erweiterte Auflage, Braunschweig 1926, S. 52.
- Wolfgang Kimpflinger: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 1.1.: Stadt Braunschweig. Teil 1, S. 94.
- Emil Ferdinand Vogel: Alterthümer der Stadt und des Landes Braunschweig: nach größtentheils noch unbenutzten Handschriften und mit Abbildungen. Braunschweig 1841, OCLC 844208384, S. 26.
- Hermann Dürre: Geschichte der Stadt Braunschweig im Mittelalter. Braunschweig 1861, S. 483–490.
- Wilhelm Appelt, Theodor Müller: Wasserkünste und Wasserwerke der Stadt Braunschweig. S. 33.
- Stadt Braunschweig, Bauverwaltung (Hrsg.): Untersuchung zur Baugeschichte des Kohlmarktes. S. 14.
- Deutsche Bauzeitung, Band 28, Berlin 1894, S. 101.