Khalil as-Sakakini
Khalil as-Sakakini (arabisch خليل السكاكيني Chalil as-Sakakini; * 23. Januar 1878 in Jerusalem, Osmanisches Reich; † 13. August 1953 in Kairo, Ägypten) war ein palästinensischer Pädagoge, Schriftsteller und arabischer Nationalist.
Leben
Khalil as-Sakakini wurde 1878 in Jerusalem in einer arabisch-christlichen Familie geboren. Seine schulische Ausbildung erhielt er in Jerusalem an der griechisch-orthodoxen Schule, der anglikanischen Schule der Christian Mission Society und dem Zion English College. Nach einem neunmonatigen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten, wo er Beiträge für arabische Literaturzeitschriften verfasste, kehrte er nach Jerusalem zurück und gründete 1909 eine Schule unter dem Namen Dusturiyya („Konstitutionelle Schule“), in der erstmals Grundsätze der Reformpädagogik verwirklicht wurden: es gab weder Examen, Auszeichnungen noch Bestrafungen für die Schüler, stattdessen mussten sowohl Schüler als auch Lehrer sich selbst evaluieren. Der Schwerpunkt im Unterricht lag vermehrt auf Musik und Sport, und anstatt wie bisher in Türkisch erfolgte der Unterricht nun in arabischer Sprache.
1917 wurde Sakakini von osmanischen Behörden verhaftet, weil er seinen Schüler und Freund Alter Levine, einen jüdischen Geschäftsmann und Spion, beherbergt hatte. Beide wurden nach Damaskus ausgeliefert und sollten dort gehängt werden, wurden jedoch begnadigt. Sakakini, der schon 1913 über die Nahda der Orthodoxie geschrieben hatte, wohnte nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis bei Musa Alami, ebenfalls ein Schüler von ihm, und schloss sich der arabischen Revolte an. Während der Mandatszeit in Palästina wurde er 1926 zum Schulinspektor ernannt. Er gründete weitere Schulen in Jerusalem, verfasste politische Zeitungsartikel und baute ein Haus im Quartier Katamon für seine Familie. In den 1930er Jahren wurde er zu einem Anhänger des Nationalsozialismus, in der Hoffnung, dass Nazideutschland die Briten schwächen würde. Er befürwortete die Politik von Adolf Hitler und übernahm die von ihm propagierte Idee der „jüdischen Weltverschwörung“.
Im Palästinakrieg 1948, einige Tage vor der Teilung der Stadt in Ost- und Westjerusalem, flüchtete die Familie Sakakini als eine der letzten aus Jerusalem nach Kairo. Dort wurde Sakakini vom ägyptischen Schriftsteller Taha Hussein eingeladen, der Akademie der arabischen Sprache beizutreten.
Der plötzliche Tod seines Sohnes Sari, der 39-jährig an einem Herzinfarkt verstarb, erschütterte ihn. Er starb drei Monate später am 13. August 1953. Seine zwei Töchter Dumya und Hala kehrten nach Ramallah zurück, wo sie zu Beginn des 21. Jahrhunderts starben.
Sakakinis Publikationen befinden sich heute in der Hebräischen Universität Jerusalem. In Ramallah ist das Khalil-Sakakini-Kulturzentrum nach ihm benannt.
Weblinks
- Khalil as-Sakakini bekommt Besuch. Aus: Tom Segev: Es war einmal ein Palästina – Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels. 4. Auflage, München, 2005.
- Die Auserwählten Michael Brenner in: Die Welt, 19. März 2005
- Kurzbiographie (englisch)
- Farewell to our House! Danny Rubinstein in: Haaretz, 27. April 2007