Kattus
Kattus ist eine der bekanntesten Weinkellereien Wiens und ehemaliger k.u.k. Hoflieferant. Die Zentrale befindet sich an der Billrothstraße 51 im 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling.
Kattus Vertriebsges.m.b.H. | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1857 |
Sitz | Wien |
Leitung | Maria Polsterer-Kattus |
Branche | Luxus |
Website | www.Kattus.at |
Geschichte
In den 1790er Jahren kam Johann Kattus nach Österreich. Er stammte wahrscheinlich ursprünglich aus der Nähe des Federsees im Schwabenland. Sein Sohn Johann Kattus (1813 in Eggenburg-1899) lebte zuerst in Stockerau. Seine erste Arbeit fand er als Reisender für den Weinhändler Alois Schwartzer und später Ignaz Römer. Kattus machte sich anschließend selbstständig und gründete vermutlich um 1857 eine Spezereiwarenhandlung Am Hof 8[Anm. 1] im 1. Bezirk Innere Stadt von Wien.
Anfangs vertrieb er vor allem Wein, Kaffee, Tee, Südfrüchte, Spirituosen, Champagner und später auch Kaviar. Für die Spirituosen betätigte er sich als Weinhändler und konnte Kontakte zu Veuve Clicquot Ponsardin knüpfen. Er hatte auch Kontakte mit einem anderen Hoflieferanten, Girolamo Luxardo aus Zadar und Chartreuse in Frankreich.
Auf der Suche nach Lieferanten für Hausenblase (die damals hauptsächlich zur Schönung (Klärung) von Wein und zur Herstellung von Hausenblasenleim benötigt wurde aber auch als Geliermittelrohstoff Verwendung fand) wegen des steigenden Weinabsatzes wurde Kattus auf Störe aus dem Kaspischen Meer aufmerksam. Auf einer seiner vielen Reisen ins Ausland gründete Kattus eine Kaviarfaktorei in Astrachan am Kaspischen Meer. Mit Kaviar, eingelegt in Salzlake, wurde Kattus äußerst erfolgreich, er war in der Zeit zwischen 1880 und 1918 der bedeutendste Kaviarhändler der Welt. Er konnte pro Jahr 200.000 Kilogramm davon umsetzen. Damit belieferte er die Kaiserhöfe in Wien und Sankt Petersburg, deutsche Fürstenhöfe und sogar amerikanische Hotels.
Nach dem Tod des Hofobsthändlers Fermer übernahm Kattus diese Funktion und belieferte ab den 1860er Jahren den kaiserlichen Hof mit Äpfeln. Kattus lieferte gleichzeitig Kautschukschläuche zur Bewässerung der Gärten von Schloss Schönbrunn und dem Prater. 1898 wurde ihm schließlich der k.u.k. Hoflieferantentitel verliehen. Ein Jahr später verstarb er, und der Titel erlosch.
Sein Sohn Johann Nepomuk Kattus (1861–1933) war seit 1891 Teilhaber des Unternehmens. Seine Schwester Therese schied aus dem Unternehmen aus und heiratete 1895 den Künstler Franz Matsch, der engen Kontakt mit dem Kaiser pflegte. Matsch entwarf die Flaschenetiketten für Kattus, die seit seiner Zeit nur geringfügig verändert wurden.
Die Familie Kattus besaß neben dem Geschäft Am Hof und der Faktorei in Astrachan eine Filiale in Berlin und Kellereien, ein Freilager in der Silbergasse im 19. Wiener Bezirk, Keller in Markersdorf an der Pielach, Mietkeller in Weidling und Klosterneuburg sowie Weinberge am Nussberg, am Bisamberg und in Weidling. Die Kellereien und Weinberge waren von entscheidender Bedeutung für die Schaumweinerzeugung. 1890 wurde die eigene Sekterzeugung aufgenommen. Johann Nepomuk Kattus kreierte die Marke Hochriegl, benannt nach seinem besten Weingarten. Hochriegl Sekt wurde in der Monarchie sehr beliebt, 1898 wurde Kattus zum k.u.k. Hoflieferanten ernannt.
Der Erste Weltkrieg und der Zusammenbruch der Monarchie brachte dem Unternehmen schwere Zeiten. Der Bedarf nach Luxusgütern wie Kaviar sank während des Krieges beständig, noch dazu wurde die Kaviarfaktorei in Astrachan beschlagnahmt. Nach dem Ersten Weltkrieg steuerten die Brüder Johann, Josef und Franz das Unternehmen in der dritten Generation durch die Weltwirtschaftskrise und den Zweiten Weltkrieg, Bomben beschädigten die Anlagen von Kattus.
Im September 2009 wurde die traditionelle Marke Hochriegl, die mit einem Absatz von etwa zwei Millionen Flaschen pro Jahr – das entspricht einem Marktanteil von etwa 10 % – die stärkste Marke der Sektkellerei Kattus war, vom Sekthersteller Schlumberger, der zu 100 % dem deutschen Getränkekonzern Underberg angehört, übernommen[1].
Produkte
Produkte aus dem Haus Kattus sind unter anderem Kattus Frizzante, Gianni Kattus Prosecco und Gianni Secco. Außerdem werden Getränke anderer Hersteller vertrieben, wie z. B. der Champagner Laurent-Perrier oder Corona Extra.[2]
Literatur
- Ingrid Haslinger: Kunde – Kaiser. Die Geschichte der ehemaligen k. u. k. Hoflieferanten. Schroll, Wien 1996, ISBN 3-85202-129-4.
- János Kalmár, Mella Waldstein: K.u.K. Hoflieferanten Wiens. Stocker, Graz u. a. 2001, ISBN 3-7020-0935-3. S. 40–45.
Einzelnachweise
- https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20090917_OTS0312/schlumberger-kauft-hochriegl-und-setzt-damit-konzentration-auf-kernkompetenz-fort-bild Presseaussendung auf ots.at
- Vertriebssortiment (Memento des Originals vom 26. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Anmerkungen
- 1859 vermerkt der erste Jahrgang von Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger Joh(ann) Kattus als Spezereiwarenhändler und Spediteur auf der Tuchlauben 555, was ab den frühen 1860er-Jahren Tuchlauben 20 entsprach. – Siehe: Kattus Joh.. In: Allgemeines Adreß-Buch nebst Geschäfts-Handbuch für (…) Wien und dessen Umgebung. Erster Jahrgang. Förster, Wien 1859, S. 371.
1865 wird der Betrieb von Johann Kattus unter Judenplatz 8 sowie Bauernmarkt 12 geführt. – Siehe: Johann Kattus. In: Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Handels- und Gewerbe-Adreßbuch (…). Fünfter Jahrgang. Gerold, Wien 1865, S. 148.