Karl Wiesel

Karl Wiesel (* 4. November 1881 in Zurawno, Österreich-Ungarn, heute Ukraine;[1]25. August 1941 auf der Navemar während einer Atlantiküberquerung nach Havanna, Kuba[2]) war ein österreichischer Unternehmer, Filmkaufmann und Filmproduzent sowie ein Münchner Filmpionier.

Leben

Der am Nordostrand Österreich-Ungarns geborene Sohn von Jakob und Rachel Wiesel besuchte die Volksschule, die Bürgerschule und das Gymnasium. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts übersiedelte der seit Weihnachten 1905 mit seiner Frau Erna verheiratete Karl Wiesel nach München. Hier errichtete er 1910 mit dem österreichisch-ungarischen Landsmann Isidor Fett das erste Filmatelier in Geiselgasteig.[3]

Am 16. November 1912 eröffneten beide im Konfektionshaus am Max-Weber-Platz in München ein Kino mit ungefähr 150 Plätzen.[4] In nur sechs Jahren intensivster Produktion stellte die Bayerische Filmgesellschaft Fett & Wiesel mehrere Dutzend überwiegend schlichte, bisweilen aber durchaus profitable Unterhaltungsfilme wie beispielsweise Harry Piels Sensationsfilmklassiker Unter heißer Zone (1916), aber auch andere Frühwerke Piels, her. Sie hatte so bekannte Darsteller wie Ludwig Trautmann, Erich Kaiser-Titz, Carl Auen, Maria Fein, Lya Ley und Werner Krauß unter Vertrag.

1921, nachdem die Firma im Emelka-Konzern aufgegangen war, trennte sich das Duo, und sowohl Fett als auch Wiesel waren seitdem kaum mehr persönlich an der Filmherstellung beteiligt. Wiesel stellte mit der Münchner “Welt-Film Karl Wiesel” eine eigene, recht kurzlebige Produktions- und Verleihfirma auf die Beine. 1921 war Karl Wiesel mit dem Kollegen Heinrich Nebenzahl Geschäftsführer der nur ein Jahr existierenden Harry Piel Film Compagnie GmbH.[5]

In der Zeit des Nationalsozialismus war der Jude Karl Wiesel vollkommen kaltgestellt. Er emigrierte am 19. April 1938 von München nach Kreuzlingen in die Schweiz und erwarb in Neuenburg ein Ticket für die Weiterreise nach Havanna in Kuba. Dort kam Wiesel nie an, da er während der Atlantiküberquerung mit der Navemar Ende August 1941 überraschend verstarb.[6]

Filmografie

Einzelnachweise

  1. Karl Wiesel auf ancestry.com
  2. Karl Wiesel auf ushmm.org
  3. Versagte Heimat: jüdisches Leben in Münchens Isarvorstadt, 1914-1945 in der Google-Buchsuche
  4. Für ein Zehnerl ins Paradies: Münchner Kinogeschichte 1896 bis 1945 in der Google-Buchsuche
  5. Karl Wiesel auf cinegraph.de
  6. Karl Wiesel auf nordostkultur-muenchen.de

Literatur

  • Kurt Mühsam / Egon Jacobsohn: Lexikon des Films. Verlag der Lichtbildbühne, Berlin 1926. S. 186
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