Karl Gabl
Karl „Charly“ Gabl (* 21. Dezember 1946 in St. Anton am Arlberg) ist ein österreichischer Meteorologe und Bergsteiger. Bekannt ist der Hofrat und Meteorologie-Sachverständige für seine Wetterberichte im ORF-Landesstudio Tirol sowie seine Prognosen für Höhenbergsteiger auf der ganzen Welt.
Leben
Karl Gabl wuchs in Nasserein auf. Seine Matura legte er am Jesuitenkolleg Stella Matutina in Feldkirch ab. Er studierte an der Universität Innsbruck Meteorologie und promovierte 1976 in Meteorologie zum "Dr. phil". Im Jahr 1978 wurde Gabl Leiter der Regionalstelle Innsbruck der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik („ZAMG“).[1] Er behielt die Leitung, bis er Ende 2011 in den Ruhestand ging. 1987 gab er mit Robert Renzler vom OeAV und Fritz März vom DAV erstmals den „Alpenvereinswetterbericht“ heraus. Dieser Wetterservice für Bergsteiger hat bis heute Bestand.
Gabl ist auch im Ruhestand als Gutachter bei meteorologischen Fragestellungen für Gerichte und Unternehmen tätig. 2004 übernahm Gabl die Präsidentschaft des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit, die er bis Juni 2020 innehatte.
Gabl ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Er lebt in Innsbruck.[2] Sein Onkel Franz Gabl war Silbermedaillengewinner in der Abfahrt bei den Olympischen Winterspielen 1948. Seine Cousine war die Ski-Gesamtweltcupsiegerin Gertrud Gabl, sie starb 1976 in einer Lawine.
Alpinismus
Im Alter von 15 Jahren begann Karl Gabl mit dem Bergsteigen und absolvierte schließlich ab 1975 die Ausbildung zum Berg- und Skiführer.[3] 1965 beging er den Ostgrat des Patteriols. Am gleichen Berg gelangen ihm mit Helmut Rott 1972 innerhalb von zwei Tagen die Wintererstbegehungen des Nordostpfeilers (IV. Grad) und des Direkten Südostpfeilers (IV+). Auch an den wichtigen Bergen der Alpen war er unterwegs, unter anderem durchstieg er die Ostwand der Monte Rosa oder die Nordwände von Ortler, Königspitze und Großer Zinne.
Am Noshak (7485 m), dem höchsten Berg Afghanistans, war Karl Gabl Mitglied einer Expedition, der am 25. Juli 1970 die Skiabfahrt vom Gipfel glückte.[4] Dies stellte für zehn Jahre den Höhenrekord für Skiabfahrten dar. Auch an der Erstbegehung des Südsporns am peruanischen Nevado Huascarán (6768 m) war Gabl beteiligt. Zwei Mal, am Cho Oyu und an der Shishapangma, versuchte Karl Gabl einen Achttausender zu besteigen. Beide Male erreichte er den Gipfel nicht. 1994 leitete er eine Expedition zum Baruntse, bei der alle zehn Expeditions-Teilnehmer den 7125 Meter hohen Gipfel erreichten. Im Oktober 2012 stand er auf dem Gipfel des 7246 Meter hohen Putha Hiunchuli.
Wetterprognosen
Besondere Bedeutung hat Karl Gabl für Expeditionsbergsteiger an den hohen Bergen der Welt. In seiner Eigenschaft als Meteorologe an der ZAMG versorgte er jährlich 50–60 Expeditionen mit kostenlosen Prognosen. Auch nach seiner Pensionierung unterstützt er weiterhin Bergsteiger bei ihren Unternehmungen auf der ganzen Welt.[5] Eine besondere Verbindung besteht zu Ralf Dujmovits und Gerlinde Kaltenbrunner.[6] Letztere veranlasste ihn zu folgender Aussage: „Ich kann erst in Pension gehen, wenn Gerlinde alle 14 Achttausender bestiegen hat“[7]. Der italienische Extrembergsteiger Simone Moro nannte ihn seinen „Wetter-Guru“.[8]
Auszeichnungen
Für die Ausarbeitung der Ö-Norm B 4013 „Schneelasten in Österreich“ wurde Karl Gabl vom Österreichischen Normungsinstitut in Wien die Goldene Mitarbeiternadel verliehen. 2009 wurde er vom Münchner Alpenklub Berggeist (AKB) mit dem „Berggeist des Jahres“ ausgezeichnet.[9] Er ist seit 2012 Ehrenmitglied des Akademischen Alpenklubs Innsbruck. 2012 wurde ihm der Berufstitel Professor verliehen.[10] Gabl ist Träger des Ehrenzeichens des Landes Tirol.[11] Seine Heimatgemeinde St. Anton am Arlberg verlieh ihm das Goldene Ehrenzeichen.[12] 2020 wurde Gabl beim Hamburger Extremwetterkongress mit dem Medienpreis für Meteorologie für sein „Lebenswerk im Bereich alpine Wetterprognosen“ ausgezeichnet.
Werk
- Lawinenhandbuch. Zusammen mit Bernhard Lackinger. Tyrolia Verlag, Innsbruck 1985, ISBN 978-3-7022-1958-1. 7., vollständig überarbeitete Auflage 2000.
- Innsbruck alpin. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Zusammen mit Wolfgang Nairz. Tyrolia, Innsbruck 1994, ISBN 978-3-7022-1912-3.
- Bergwetter. Bei Wind und Wetter sicher unterwegs. Das Buch zu Wetterprognosen, Strategien bei Gewitter, Tourvorbereitung und Gefahrerkennung vom Profi zu Wetterbeobachtung und Tourenplanung. Bruckmann, München 2013, ISBN 978-3-7654-5875-0.
- Ich habe die Wolken von oben und unten gesehen. Die Berge, das Wetter, mein Leben. Tyrolia, Innsbruck/Wien 2016. ISBN 978-3-7022-3545-1
Literatur
Weblinks
- Literatur von und über Karl Gabl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Stephanie Geiger: «Morgen ist euer Tag» Meteorologen sind wichtige Vertrauenspersonen und bewahren Bergsteiger oftmals vor Fehlentscheidungen. 5. Februar 2010. Neue Zürcher Zeitung, abgerufen am 21. Februar 2014
- Stefan Nestler: Charly Gabl – Wetter-Guru wider Willen. 7. Oktober 2009. dw-world.de, abgerufen am 3. Februar 2012.
- Wetter-Arzt Karl Gabl: „Ein Himmel ohne Wolken ist langweilig!“ (Memento vom 22. Januar 2013 im Internet Archive). br.de, abgerufen am 3. Februar 2012.
- Ulrich Schwabe: Noshaq on skis
- Ralph Stöhr: Klettern im Informationszeitalter: Der Wettermacher – Dr. Karl Gabl im Interview. klettern.de, abgerufen am 3. Februar 2012.
- Interview mit Dr. Karl „Charly“ Gabl. 31. Januar 2011. uptothetop.de, abgerufen am 3. Februar 2012.
- Ralf Dujmovits: Dr. Karl „Charly“ Gabl – Das Wetter-Phänomen. In: DAV Panorama – Magazin des Deutschen Alpenvereins. 64. Jahrgang, Nr. 1, 2012 (S. 68).
- Stephanie Geiger: Mitten im Winter zum Nanga Parbat. Der Extrembergsteiger Simone Moro bricht zu einer gefährlichen Expedition auf, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21. Dezember 2011
- Berggeist des Jahres 2009 an Karl „Charly“ Gabl vergeben. climbing.de, 23. Dezember 2009.
- orf.at: Bund zeichnet zwölf verdiente Tiroler aus. Artikel vom 11. Juni 2012, abgerufen am 11. Dezember 2017.
- meinbezirk.at: Karl Gabl erhielt Ehrenzeichen. Artikel vom 3. März 2012, abgerufen am 11. April 2018.
- Tiroler Tageszeitung: Zwei verdiente Arlberger vor dem Vorhang. Artikel vom 22. März 2018, abgerufen am 5. März 2020.