Karl Becker (General)
Karl Becker (* 14. September 1879 in Speyer; † 8. April 1940 in Berlin) war ein deutscher Offizier, zuletzt General der Artillerie im Zweiten Weltkrieg, Ballistiker und Wehrwissenschaftler sowie Wissenschaftspolitiker.
Leben
Becker absolvierte das humanistische Gymnasium seiner Heimatstadt und trat im Anschluss am 16. Juli 1898 als Fahnenjunker in das 2. Fußartillerie-Regiment der Bayerischen Armee ein. Am 8. Februar 1899 zum Fähnrich ernannt, wurde er kurz darauf vom 1. März 1899 bis 20. Januar 1900 zur Kriegsschule München kommandiert. Als Leutnant (seit 7. März 1900) wurde er vom 1. Oktober 1901 bis 3. April 1903 zur Bayerischen Artillerie- und Ingenieur-Schule kommandiert.
Nach Rückkehr zu seiner Stammeinheit erfolgte ab 1. September 1905 die Verwendung als Adjutant des II. Bataillons. Am 26. Juli 1905 hatte Becker Katherina Hoppe in München geheiratet, mit der er später zwei Söhne hatte. Man kommandierte ihn dann vom 1. Oktober 1906 bis 15. Juli 1909 zur Militärtechnischen Akademie und setzte ihn dort ab 1. Oktober 1909 als Hilfslehrer ein. Hier wurde er am 7. März 1910 zum Oberleutnant befördert. Als solcher war Becker ab 1911 Assistent bei der Artillerie-Prüfungskommission der Preußischen Armee. Am 13. November 1913 erfolgte sein Übertritt in die Preußische Armee sowie am 27. Januar 1914 die Beförderung zum Hauptmann.
Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs befehligte er als Batteriechef die mit 42-cm-Geschützen ausgerüstete Kurze Marine-Kanonen-Batterie 2 bei der Belagerung von Antwerpen. 1916 wurde Becker als Referent zur Artillerie-Prüfungskommission versetzt. Mit Kriegsende wurde diese aufgelöst und eine Inspektion für Waffen der Reichswehr eingerichtet, deren Leitung ihm ab 1919 übertragen wurde. Mitte der zwanziger Jahre wurde die „Inspektion für Waffen und Gerät“ zum Heereswaffenamt (HWA). Dort leitete er ab 1926 die Abteilung Ballistik und Munition. Ab 1932 wurde er Leiter des Prüfwesens des HWA und in dieser Funktion in den kommenden Jahren am 1. Februar 1933 zum Generalmajor, am 1. Oktober 1934 zum Generalleutnant und schließlich am 1. Oktober 1936 zum General der Artillerie befördert. Am 1. März 1938 übernahm Becker als Nachfolger von Kurt Liese die Leitung des Heereswaffenamtes.[1]
Becker forcierte als Leiter der Forschungsstelle des Heereswaffenamtes seit 1929 die deutsche Raketenforschung. Als Ergebnis des 1931 maßgeblich von Becker entwickelten deutschen Raketenprogramms entstand 1932 der Prototyp der Flüssigkeitsrakete Mirak 3. Becker gehörte 1936 zu den Gründern der Heeresversuchsanstalt Peenemünde. 1937 wurde Becker zum Ehrensenator der Technischen Hochschule Berlin ernannt.
Am 8. April 1940 beging Becker Suizid,[2] nachdem ihm vorgeworfen wurde, für Munitionsengpässe verantwortlich gewesen zu sein. Er wurde am 12. April auf dem Platz vor der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg mit einem Staatsbegräbnis geehrt.[3]
Akademische Laufbahn
Von 1906 bis 1909 studierte Becker an der Militärtechnischen-Akademie in Berlin-Charlottenburg. Nach seinem Abschluss war er zwei Jahre Assistent von Carl Cranz. Von 1919 bis 1922 studierte er Chemie an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg und wurde 1922 zum Dr.-Ingenieur promoviert. Er wurde 1932 vom preußischen Kultusministerium zum Honorarprofessor für den Bereich Wehrwissenschaft an der Friedrich-Wilhelms-Universität ernannt. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten erhielt Becker ab dem 3. März 1933 eine ordentliche Professur für allgemeine Heerestechnik an der TH Charlottenburg und wurde gleichzeitig zum Dekan der Fakultät für Allgemeine Technologie (ab 1935 Wehrtechnische Fakultät) an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg berufen,[1] wo er auch den neu geschaffenen Lehrstuhl für Technische Physik übernahm. 1933 wurde er Senator der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und 1937 zum ersten Präsidenten des Reichsforschungsrates ernannt.[2][3]
Seit 1935 war er ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften.[4]
Auszeichnungen
- 1914: Eisernes Kreuz II. und I. Klasse[5]
- Bayerischer Militärverdienstorden IV. Klasse mit Schwertern[5]
- 1937: Grashof-Denkmünze des Vereins Deutscher Ingenieure
- 1940: Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft[2]
Literatur
- Rüdiger vom Bruch, Brigitte Kaderas (Hrsg.): Wissenschaften und Wissenschaftspolitik. Steiner, Stuttgart 2002, ISBN 3-515-08111-9.
- Dermot Bradley (Hrsg.), Karl-Friedrich Hildebrand, Markus Rövekamp: Die Generale des Heeres 1921–1945. Die militärischen Werdegänge der Generale, sowie der Ärzte, Veterinäre, Intendaten, Richter und Ministerialbeamten im Generalsrang. Band 1: Abberger-Bitthorn. Biblio Verlag. Osnabrück 1993. ISBN 3-7648-2423-9. S. 267–268.
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. Nikol, 2016, S. 35.
Weblinks
- Max Leyh: Becker, Karl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 718 f. (Digitalisat).
- Zeitungsartikel über Karl Becker in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Einzelnachweise
- Burkhard Cielsa, biographische Daten Karl Becker Seite 263 in Wissenschaften und Wissenschaftspolitik (siehe Literaturliste)
- Biographische Daten siehe Weblink Neue Deutsche Biographie (NDB)
- Burghard Ciesla: Abschied von der „reinen“ Wissenschaft biographische Skizzen zu Karl Becker und seiner akademischen Laufbahn (eingesehen am 4. Oktober 2009; PDF; 16,0 MB)
- Mitglieder der Vorgängerakademien. Karl Becker. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 19. Februar 2015.
- Rangliste des Deutschen Reichsheeres, Mittler & Sohn, Berlin, S. 112.