Karacaören (Kars)
Karacaören (armenisch Նովոէստոնսկոյե Nowoestonskoje, deutsch ‚Neu-Estland‘ oder Estonagan, „Esten“) ist ein Dorf im Landkreis Kars der türkischen Provinz Kars; es ist landesweit als das Deutsche Dorf in der Türkei (türkisch Türkiye'deki Alman köyü) bekannt, weil hier bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts mehrheitlich Deutsch-Balten aus dem Raum Estland lebten.[2] Heute leben hier überwiegend türkische Aleviten,[3] allerdings ist auch bis heute noch eine deutsche Familie verblieben.
Karacaören | ||||
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Basisdaten | ||||
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Provinz (il): | Kars | |||
Koordinaten: | 40° 3′ N, 43° 19′ O | |||
Einwohner: | 444[1] (2000) | |||
Telefonvorwahl: | (+90) 474 | |||
Postleitzahl: | 36 xxx | |||
Kfz-Kennzeichen: | 36 |
Die Ortschaft Nowoestonskoje oder Estonagan wurde während der ab 1878 bestehenden Herrschaft des Russischen Kaiserreiches durch die Ansiedlung von Familien aus dem Kreis Wierland im Nordosten des damaligen Gouvernements Estland im Mai 1886 gegründet. Eine Kirche wurde hierbei errichtet. Infolge der Oktoberrevolution 1917 kam die Ortschaft zum zwischenzeitlich unabhängigen Armenien (ab 1918 Demokratische Republik). Während des Türkisch-Armenischen Krieges wurde es mit der gesamten Region im Herbst 1920 von türkischen Truppen erobert und kam mit dem Vertrag von Kars 1921 auch de jure zur Türkei. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen einige Familien in die Sowjetunion. Durch das Anwerbeabkommen mit Westdeutschland am Anfang der 1960er Jahre wanderten viele der jüngeren deutschstämmigen Einwohner zusammen mit anderen türkischen Staatsbürgern in die Bundesrepublik Deutschland aus. Bei der Volkszählung von 1965 sprachen nur noch 21 Personen Deutsch in der Ortschaft. Das Dorf wurde 1966 vom schwedisch-estnischen Forscher Paavo Roos entdeckt und wissenschaftlich beschrieben; sein Bruder Aarand Roos zeichnete von 1967 bis 1974 die Situation des Dorfes auf. Im 20. Jahrhundert wurde der Name der Ortschaft türkisiert und in Karacaviran[3] umbenannt. Der Musiker Barış Manço besuchte das Dorf in den 1990er Jahren und machte es der türkischen Öffentlichkeit bekannt.[4]
Literatur
- Aarand Roos: Jumalaga, Kars ja Erzurum: Türgi eestlaste ajalugu. 3. und aktualisierte Ausgabe: Kommunaalprojekt, Tallinn 1992, OCLC 31013229
Quellen
- TRT Arşiv: Tarihin Emanetleri-Karslı Almanlar auf YouTube, 18. Oktober 2019. (Video; 20:28 Minuten. Türkisch. „Erben der Geschichte: die Deutschen aus Kars“).
- TDBir TV: Unutulan Renklerimiz: Kars Almanları – Sadece Almanya’da auf YouTube, 27. Dezember 2019. (Video; 10:04 Minuten. Türkisch. „Unsere vergessenen Farben: Kars-Deutsche“).
Einzelnachweise
- Karacaören Merkez. In: YerelNET. 12. April 2020, abgerufen am 2. Juni 2020 (türkisch).
- Der Kaukasushistoriker Artur Zuzijew (Tsutsiev) zeichnet den Ort auf dieser einer ethnolinguistischen Karte Kaukasiens der Jahre 1886–1890 als deutsches Dorf nahe südwestlich von Kars ein. Artur Zuzijew (Tsutsiev): 1886–1890 Этнолингвстическая карта. In: Atlas der Ethno-Politischen Geschichte des Kaukasus. Wladikawkas, 2006, abgerufen am 2. Juni 2020 (russisch, Das deutsche Dorf ist durch ein blaues Hochkant-Rechteck markiert.).
Englische Übersetzung: Artur Tsutsiev: Atlas of the Ethno-Political History of the Caucasus. Übersetzt von Nora Seligman Favorov. Yale University Press, New Haven / London, 2014, ISBN 978-0-300-15308-8 (Vorschau in Google Books). - Sevan Nişanyan: Karacaören. In: nisanyanmap.com. Abgerufen am 23. Oktober 2018 (türkisch).
- Barış Manço Kars'ta Almanlar'ın yaşadığı köyü ziyaret ediyor auf YouTube, 25. Oktober 2019, abgerufen am 2. Juni 2020. (Video; 20:28 Minuten. Türkisch. „Barış Manço besucht das deutsche Dorf in Kars“).