Kamotoit-(Y)
Kamotoit-(Y) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Carbonate und Nitrate“. Es kristallisiert in Form zitronengelber, lattenartiger und fächerförmiger Kristalle im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Y2(UO2)4(CO3)3(OH)8·10–12(H2O).[1] Es ist somit ein wasserhaltiges, yttriumreiches Uranylcarbonat. Es enthält neben Yttrium noch weitere Seltenerdelemente wie Neodym, Gadolinium, Samarium und Dysprosium[4] in veränderlichen prozentualen Anteilen, und ist bisher nur von seiner Typlokalität, der Kamoto Ost Mine in der Demokratischen Republik Kongo bekannt.
Kamotoit-(Y) | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
IMA 1985-051 |
Chemische Formel | Y2(UO2)4(CO3)3(OH)8·10–12(H2O)[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Carbonate und Nitrate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
5.EA.30 (8. Auflage: V/F.06) 16b.03.03.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m[2] |
Raumgruppe (Nr.) | P21/a[2] (Nr. 14) |
Gitterparameter | a = 21,22 Å; b = 12,93 Å; c = 12,39 Å β = 115,3°[2] |
Formeleinheiten | Z = 4[2] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | Bitte ergänzen |
Dichte (g/cm3) | 3,93[2] |
Spaltbarkeit | gut nach {001}, deutlich nach {010} [2] |
Farbe | gelb, zitronengelb |
Strichfarbe | Bitte ergänzen |
Transparenz | Bitte ergänzen |
Glanz | Glasglanz[3] |
Radioaktivität | sehr stark radioaktiv |
Kristalloptik | |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Pleochroismus | X: farblos, Y: blass gelb-grün, Z: hellgelb |
Etymologie und Geschichte
Kamotoit-(Y) wurde erstmals 1986 von Michel Deliens und Paul Piret beschrieben und nach seiner Typlokalität, der Kamoto Ost Mine in Kamoto, nahe Kolwezi in der Demokratischen Republik Kongo benannt.[4]
Die ursprünglich von den Erstbeschreibern gewählte Schreibweise Kamotoït-(Y) (französisch Kamotoïte-(Y)) ist seit 2008 diskreditiert, da es sich bei dem Doppelpunkt über dem ‚i‘ (Trema) um ein überflüssiges diakritisches Zeichen handelt.[5]
Das Typmineral befindet sich im Königlichen Museum für Zentral-Afrika in Tervuren, Belgien.
Klassifikation
In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Kamotoit-(Y) zur Mineralklasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort zur Abteilung "V/F" der "Uranylcarbonate [UO2]2+ bis [CO3]2−", wo er zusammen mit Astrocyanit-(Ce), Bijvoetit-(Y), und Shabait-(Nd) die unbenannte Gruppe V/F.06 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Kamotoit-(Y) in die Mineralklasse der "Carbonate und Nitrate" in die Abteilung der "Uranylcarbonate" unter die "Carbonate mit weiteren Anionen, mit H2O" mit der System-Nr. "5.EA.30" ein. Es vertritt dort die Gruppe der Minerale mit einem Verhältnis von UO2:CO3 = 1:1 zusammen mit den weiteren Mineralen Urancalcarit, Wyartit, Wyartit II, Oswaldpeetersit, Roubaultit und Sharpit.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Kamotoit-(Y) in die Klasse der "Carbonate - Hydroxyl oder Halogen" ein. Hier ist er in der unbenannten Gruppe 16b.03.03.01 innerhalb der Unterabteilung "16b.01 Carbonate - Hydroxyl oder Halogen mit (A)m(B)n(XO3)pZq, mit (m+n):p=1:1" zu finden.
Kristallstruktur
Kamotoit-(Y) kristallisiert im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe P21/a (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 3) mit den Gitterparametern a = 21,22 Å (1 Å = 100 pm) b = 12,93 Å und c = 12,39 Å und β = 115,3° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]
Eigenschaften
Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von bis zu 53,2 Gew.-% sehr stark radioaktiv. Unter Berücksichtigung der natürlichen Zerfallsreihen wird für Kamotoit-(Y) eine spezifische Aktivität von etwa 95,3 kBq/g angegeben[2] (zum Vergleich: natürliches Kalium 0,0312 kBq/g).
Durch die begleitenden Seltenerdelemente können die Summenformeln unterschiedlicher Mineralproben von Kamotoit-(Y) voneinander abweichen. Beispielsweise haben die Erstbeschreiber durch Elektronenstrahlmikroanalyse den Gehalt an Seltenerdelementen bezüglich der Oxide wie folgt bestimmt: Y2O3 6,19 %, Nd2O3 2,36 %, Sm2O3 1,91 %, Gd2O3 2,10 % und Dy2O3 1,64 %. Raman-Untersuchungen von Čeijka et al.[1] im Jahre 2006 haben bestätigt, dass es sich bei Kamotoït-(Y) um ein Hydroxid handelt, und nicht, wie zunächst angenommen, um ein Oxid.
Bildung und Fundorte
Kamotoit-(Y) bildet sich als sekundäres Uranmineral in der Oxidationszone primärer Uranerze.
Das Mineral ist in Afrika bisher ausschließlich aus der Typlokalität Kamoto Ost in Kamoto in der Demokratischen Republik Kongo bekannt. Es ist dort vergesellschaftet mit Astrocyanit-(Ce), Francoisit-(Nd), Masuyit, Schuilingit-(Nd), Shabait-(Nd) und Uranophan sowie Malachit, Uraninit, Curit, Schoepit, Becquerelit, Rutherfordin, Kasolit und Soddyit.
Weltweit ist das Mineral bisher an nur sechs weiteren Fundstellen nachgewiesen worden: In der Sophia Mine bei Wittichen im Schwarzwald, Deutschland, in Giétroz im Kanton Wallis in der Schweiz, in Madawaska, Kanada, in Jáchymov in der Tschechischen Republik und bei Krøderen in Norwegen.
Vorsichtsmaßnahmen
Auf Grund der starken Radioaktivität des Minerals sollten Mineralproben vom Kamotoit-(Y) nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollte wegen der hohen Toxizität und Radioaktivität von Uranylverbindungen eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation, Ingestion) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Mundschutz und Handschuhe getragen werden.
Siehe auch
Literatur
- M. Deliens, P. Piret: La kamotoïte-(Y), un nouveau carbonate d’uranyle et de terres rares de Kamoto, Shaba, Zaïre. In: Bulletin de Minéralogie., Band 109 (1986), S. 643–647
- M. Deliens, P. Piret, E. van der Meersche: Les Mineraux Secondaire d'Uranium du Zaïre. Deuxieme Complement. 1990, Institut Royal des Sciences Naturelles de Belgique, S. 11.
- Kamotoite-(Y), In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (online (PDF 66,5 kB))
Weblinks
Einzelnachweise
- R. L. Frost, M. L. Weier, J. Čeijka, G. A. Ayoko: Raman spectroscopy of uranyl rare earth carbonate kamotoite-(Y) In: Spectrochimica Acta Part A: Molecular and Biomolecular Spectroscopy 2006, 65, S. 529–534. (Abstract)
- Kamotoit-(Y) bei Webmineral.com
- Mindat - Kamotoit-(Y) bei Mindat.org
- F. C. Hawthorne, E. A. J. Burke, T. S. Ercit, E. S. Grew, J. D. Grice, J. L. Jambor, J. Puziewicz, A. C. Roberts, D. A. Vanko: New Mineral Names In: American Mineralogist. 1988, 73, S. 189–199. (PDF 1,5 MB)
- Ernst A.J. Burke: Tidying up Mineral Names: an IMA-CNMNC Scheme for Suffixes, Hyphens and Diacritical marks, In: Mineralogical Record, Band 39, Nr. 2 (März–April 2008); PDF 2,7 MB