Königsbau (Leipzig)
Königsbau ist der Name eines Büro- und Geschäftshauses am Augustusplatz in Leipzig, Goethestraße 1/Ecke Grimmaische Straße. Seine Bezeichnung rührt her vom Namen der den Bauauftrag gebenden Firma Königsbau AG.[1] Es beherbergte das ehemalige jüdische Kaufhaus Bamberger & Hertz und auch für 40 Jahre eine Filiale von Blumen-Hanisch. Die Fassade steht unter Denkmalschutz.[2]
Geschichte
Im Jahr 1876 hatte Jacob Bamberger (1849–1918) in Worms ein Konfektionsgeschäft gegründet. Über seinen Schwager Karl Hertz kam dessen Name hinzu und blieb als Bamberger & Hertz, als dieser wieder aus der Firma ausschied. Die Geschäfte liefen gut, und die Firma expandierte, neben Frankfurt am Main, Saarbrücken, Stuttgart, München und Köln zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch nach Leipzig.
- Die Vorgängerbauten
- Der Königsbau um 1920
- Nach der Pogromnacht
- Nach dem Zweiten Weltkrieg
Über die im Besitz der Familie Bamberger befindliche Firma Königsbau AG[3] wurden Grundstücke in bester Lage am Augustusplatz erworben und das Leipziger Architekturbüro Schmidt & Johlige mit der Errichtung eines Kaufhausneubaus beauftragt. Am 18. Oktober 1911 wurde das „Spezialhaus für Herren-, Knaben- und Sportbekleidung“ eröffnet, obwohl der Gesamtbau erst im April 1913 bezugsfertig war. Neben dem Modegeschäft zog auch das vom Konditormeister Otto Kuttert gegründete Konzertcafé Corso ein, das 1926 von Ernst Fischer übernommen wurde. Den zur Grimmaischen Straße gerichteten Teil des Erdgeschosses belegte Blumen-Hanisch, dessen Geschäft sich bereits seit 1885 im Vorgängerbau an dieser Stelle befunden hatte. Das von Jacob Bambergers Söhnen Gustav und Ludwig Bamberger geleitete Kaufhaus entwickelte sich zu einem der führenden Herrenausstatter der oberen Preisklasse in Deutschland.
Durch den Boykottaufruf gegenüber jüdischen Geschäften nach der Machtübernahme der NSDAP gingen die Einnahmen von Bamberger & Hertz von 1933 bis 1938 auf ein Drittel zurück. In der Reichspogromnacht 1938 wurde das Haus in Brand gesteckt. Die Nazis beschuldigten die Bambergers der eigenen Brandstiftung und des Versicherungsbetrugs und enteigneten sie. Das Haus wurde der Versicherung Alte Leipziger verkauft. Gustav Bamberger sowie Ludwig Bamberger und seine Frau Olla kamen Anfang der 1940er Jahre in Konzentrationslagern bei Riga bzw. in Theresienstadt ums Leben.
Der Königsbau wurde beim Bombenangriff auf Leipzig vom 4. Dezember 1943 äußerst stark beschädigt, bis 1949 aber wieder funktionsfähig aufgebaut. Im Erdgeschoss zog die Firma Blumen-Hanisch für die nächsten reichlich 40 Jahre wieder ein. Diese konstante Lage führte dazu, dass sich die Leipziger für Treffen in der Innenstadt „bei Blumen-Hanisch“ verabredeten.[4]
Im Jahr 1991 wurde der Königsbau an die Bamberger-Erben rückübertragen und kam dann zwischenzeitlich zum Leipziger Immobilienbesitz des Bauunternehmers Jürgen Schneider.[5] Von 1998 bis 2000 wurde das Gebäude, nunmehr wieder im Besitz der Versicherung Alte Leipziger, grundlegend saniert, dabei entkernt und innen neu aufgebaut. Danach zog die Citibank (nunmehr Targo-Bank) mit ihrer größten ostdeutschen Filiale ein.
Beschreibung
Der Königsbau belegt eine Grundfläche von etwa 40 mal 30 Meter. Die im Stil des Historismus gestaltete Straßenfassade aus Sandstein weist fünf Geschosse auf, zum glasüberdachten Innenhof sind es unter Ausnutzung der Dachhöhe sieben. Das Erdgeschoss und die beiden ersten Obergeschosse zeigen in großem Raster neun beziehungsweise sechs Achsen, die in den Obergeschossen durch ionische Säulen begrenzt werden. Die Fenster der beiden Geschosse sind ohne Zwischengesims trapezförmig ausgestellt. Das vierte und fünfte Obergeschoss mit der doppelten Fensterzahl sind durch eine Scheinbalustrade getrennt. Weiterer Bauschmuck und Tafeln finden sich nur an der Gebäudeecke. Das Dach trägt sieben beziehungsweise vier rundbogige Zwerchgiebel. Im Erdgeschoss ist die erste Achse parallel zur Grimmaischen Straße als Durchgang geöffnet.
Literatur
- Horst Riedel, Thomas Nabert (Red.): Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. 1. Auflage. Pro Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8, S. 311.
- Andrea Lorz: Die Leipziger Familie Bamberger und ihr Konfektionshaus Bamberger und Hertz – nicht nur eine Erinnerung. In: Leipziger Blätter, Heft 31 (1997), S. 36–39
- Peter Schwarz: Das tausendjährige Leipzig. Vom Ende des 18. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. 1. Auflage. Band 2. Pro Leipzig, Leipzig 2014, ISBN 978-3-945027-05-9, S. 487.
Weblinks
- Königsbau Leipzig. In: kulturreise-ideen.de (2. Station). Abgerufen am 24. Januar 2019.
- Königsbau Leipzig. In: architektur-blicklicht.de. Abgerufen am 7. Juli 2019.
Einzelnachweise
- Gerhard Nenke: Geschäftsbauten am Augustusplatz. In: Thomas Topfstedt, Pit Lehmann: Der Augustusplatz; Funktionen und Gestaltwandel eines Großstadtplatzes. Leipziger Universitätsverlag 1994, ISBN 3-929031-28-0, S. 67
- Liste der Kulturdenkmale in Leipzig-Zentrum, ID-Nummer 09298256
- Andrea Lorz: Suchet der Stadt Bestes: Lebensbilder jüdischer Unternehmer aus Leipzig. ProLeipzig 1996, ISBN 978-3000005978, S. 52
- Martina Güldemann, Otto Künnemann: Also, morgen um halb acht, bei Blumen-Hanisch! Wartberg-Verlag 2004, ISBN 978-3831314-26-3
- „Schneider-Objekte“ in Leipzigs City. Abgerufen am 30. August 2010.