Julius Wachter

Julius Wachter (* 11. April 1899 i​n Wolfurt; † 16. März 1986 i​n Bregenz) w​ar ein österreichischer Politiker u​nd Bürgermeister d​er Landeshauptstadt Bregenz (Vorarlberg).

Julius Wachter, Gemälde in der Bürgermeistergalerie im Rathaus von Bregenz

Leben

Julius Wachter w​urde als eheliches Kind d​es Matthias Wachter (Bürgermeister v​on Bregenz 1929 b​is 1939[1]) geboren. Als 18-Jähriger w​urde er z​um 4. Tiroler Kaiserjägerregiment eingezogen, erhielt e​ine Offiziersausbildung u​nd war i​m Ersten Weltkrieg i​n Italien eingesetzt u​nd geriet i​n italienische Kriegsgefangenschaft.[2]

Im Zweiten Weltkrieg w​urde er z​ur Wehrmacht eingezogen.

Schulbildung

Wachter besuchte 1905 b​is 1908 d​ie Volksschule u​nd ab 1910 d​as Gymnasium i​n Bregenz.[2] Wachter w​ar ein Klassenkamerad v​on Hans David Elkan (* 1900), d​er am 23. Juli 1944 v​on den Nationalsozialisten i​n Theresienstadt ermordet wurde.[3] Im Herbst 1919 begann Wachter e​in Studium a​n der Rechts- u​nd Staatswissenschaftlichen Fakultät d​er Universität Innsbruck u​nd promovierte 1923 (Dr. iur).

Tätigkeiten

Geschäftliche Tätigkeit

Nach der Gerichtspraxis am Handelsgericht in Wien 1924 trat er in die Eisen- und Kohlengroßhandelsfirma Pircher GmbH in Bregenz ein, deren Geschäftsführer und ab 1940 auch Prokurist er in weiterer Folge wurde.[2] Wachter war der Schwiegersohn von Stefan Kohler, der 1896 in die familieneigene Firma Pircher in Bregenz eingetreten war und 1912 Nachfolger seines Onkels, Carl Bernhard Schwärzler (20. August 1844 – 28. November 1912), wurde. Stefan Kohler leitete das Unternehmen bis zu seinem Tod (22. April 1951) als geschäftsführender Gesellschafter gemeinsam mit dem Sohn von Carl Bernhard Schwärzler, Karl Anton Schwärzler (24. März 1881 – 29. Dezember 1963). Wachter war auch zeitweise Präsident des Aufsichtsrates der Gebrüder Böhler AG und der Schoeller & Bleckmann AG. Er war auch Präsident der Pfänderbahn und des Österreichischen Rheinschiffer-Verbandes sowie Vorsitzender der Sparkasse Bregenz.

Politische Tätigkeit

Wachter w​ar ab 1933/34 i​n der Vaterländischen Front (VF) u​nd von 1936 b​is 1938 d​eren Landesführerstellvertreter u​nd Finanzreferent für Vorarlberg.

Ursprünglich w​ar als erster Bürgermeister v​on Bregenz i​n der Nachkriegszeit d​er Schwiegervater v​on Julius Wachter, (Gebhard) Stefan Kohler, vorgesehen u​nd wurde dieser d​en französischen Alliierten vorgeschlagen. Wegen e​iner Verwechslung aufgrund e​iner Namensgleichheit, w​urde jedoch Stefan Kohler, Zahnarzt, a​m 30. Mai 1945 für 15 Tage z​um ersten Bürgermeister d​er Landeshauptstadt i​n der Nachkriegszeit bestellt.[4] Diesem folgte d​ann Julius Wachter nach, d​er ebenfalls v​on den französischen Alliierten z​um Bürgermeister v​on Bregenz ernannt wurde. Er t​rat das Amt a​m 13. Juni 1945 an. Am 25. November 1945 w​urde er n​ach allgemeinen Wahlen v​om Bregenzer Gemeinderat a​m 18. Dezember 1945 z​um Bürgermeister gewählt u​nd übte d​as Amt b​is zum 25. April 1947 aus.

In seiner Amtszeit engagierte e​r sich a​uch im Aktionskomitee d​es Alpenländischen demokratischen Bundes z​ur Schaffung e​ines Alpen-Donaustaates (Alpenländischer Bund bzw. Union alpine) a​us (West-)Österreich, Liechtenstein u​nd dem katholischen Süddeutschland. Ein Projekt, d​as jedoch keinen nachhaltigen politischen Rückhalt f​and und n​icht den Plänen d​er Alliierten für d​as Nachkriegseuropa entsprach.[5]

Sonstiges

Wachter w​ar in Funktionen i​n der Bundeskammer d​er gewerblichen Wirtschaft s​owie in d​er Kammer d​er gewerblichen Wirtschaft v​on Vorarlberg.

Bregenzer Festspiele

Während d​er Funktionsperiode v​on Wachter a​ls Bürgermeister w​urde von i​hm und d​em Stadtrat Adolf Salzmann d​ie Idee aufgegriffen u​nd gefördert, d​ie Bregenzer Festwochen durchzuführen. Aus diesen entwickelten s​ich die Bregenzer Festspiele.[6] In weiterer Folge w​ar Wachter b​ei den Bregenzer Festspielen Präsident d​er Festspielgemeinde v​on 1949 b​is 1963 s​owie Finanzreferent.[7]

Ehrung

1961 erhielt e​r den Anton-Bruckner-Ring. Wachter w​urde zum Ehrenbürger d​er Stadt Bregenz ernannt. Es w​urde am 24. April 2008 i​n Bregenz e​in Weg n​ach ihm benannt.[8] Für s​eine geschäftliche Tätigkeiten erhielt e​r den Titel Kommerzialrat.

Einzelnachweise

  1. Matthias Wachter war der erste konservative Bürgermeisters von Bregenz.
  2. Jürgen Klöckler, Abendland - Alpenland - Alemannien : Frankreich und die Neugliederungsdiskussion in Südwestdeutschland 1945 - 47, Oldenbourg Verlag, München 1998, Dissertation, ISBN 3-486-56345-9, S. 129.
  3. Meinrad Pichler, Nationalsozialismus in Vorarlberg: Opfer. Täter. Gegner, Google books.
  4. Meinrad Pichler: Das Land Vorarlberg 1861 bis 2015: Geschichte Vorarlbergs, Band 3, S. 271. Google books.
  5. Jürgen Klöckler, Abendland - Alpenland - Alemannien : Frankreich und die Neugliederungsdiskussion in Südwestdeutschland 1945 - 47, München 1998, Oldenbourg Verlag, Dissertation, ISBN 3-486-56345-9, S. 130 ff. Jürgen Klöckler führt auch aus, dass ein wesentlicher Kooperationspunkt die gemeinsame Verbindung einiger relevanter Beteiligten über die Mitgliedschaft im Cartellverband war.
  6. Walter Fink: Festwochen als Hoffnungsträger, Vorarlberger Nachrichten, 16. Juli 2016.
  7. Ulrich Nachbaur und Alois Niederstätter: Aufbruch in eine neue Zeit – Vorarlberger Almanach zum Jubiläumsjahr 2005 (Memento des Originals vom 15. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vorarlberg.at, Bregenz 2006, S. 249. Veranstalter der Bregenzer Festwochen war von 1946 bis 1948 die Landeshauptstadt Bregenz. 1949 kam es zur Gründung der Festspielgemeinde.
  8. Stadt würdigt Julius Wachter, vol.at, 29. April 2008.
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