Julius Schickard
Julius Schickard (auch Schickhardt, Schickhard, Schickart, Schickardt; * 1679 in Unteröwisheim; † 10. Juli 1735 wohl in Lußhofen.) war württembergischer Beamter und Gründer des Ortes Neulußheim.
Leben
Julius Schickard war zunächst Stabs- und Amtspfleger in Unteröwisheim. Seit 1698 war er Pfleger des württembergischen Klosters Maulbronn, mit Sitz im Pfleghof zu Speyer, später in Lußheim. Wegen des Dreißigjährigen Krieges kamen in Lußheim zahlreiche Bürger ums Leben. Große Feldflächen lagen brach. In dem Schreiben vom 11. Februar 1707 an Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg beklagte Julius Schickard diesen Zustand und bot an, dies innerhalb kürzester Zeit zu ändern, falls es ihm die „Hochfürstliche Durchlaucht gnädigst“ erlaube. Dieses Angebot fiel bei dem Herzog auf fruchtbaren Boden. Die brachliegenden Felder brachten nämlich dem Herzog keinen Zehnten. Außerdem missfiel es ihm, dass die Lußheimer sich mehr an die nähergelegene Schirmherrschaft der Bischöfe von Speyer als an die weiter entfernte Landesobrigkeit in Stuttgart gebunden fühlten. Es dauerte aber noch etwas, bis die Absichten und Bereitschaft konkreter wurden. Am 26. Oktober 1710 bat Schickard den Herzog um 100 Morgen (36 Hektar) Ödland auf „Lußheimer Mark“ (Gemarkung) und um Erlaubnis zum Bau eines eigenen Hofs und von Behausungen für Handwerker, Tagelöhner und „andere Leute“. 1711 bot ihm der Herzog ein Grundstück im Osten der Lußheimer Mark an. In einer Urkunde vom 19. März 1711 stimmte die Gemeinde dem Text zu, der als die Ortsgründung angesehen wird. Recht bald danach begann man mit den Bauarbeiten und legte auf diese Weise das Gehöft Lußhof an, das bald zur Gemeinde Lußhofen wurde, erst später umbenannt in Neulußheim.[1]
Der 1711 angelegte Ort nahm eine rasante Entwicklung ein. 1714 ließ Schickard die große Nord-Süd-Straße, die von Frankfurt am Main über Heidelberg und Hockenheim nach Philippsburg und in die Schweiz führte, so führen, dass sie rechtwinklig zur Route Speyer – St. Leon eine neue Ortsmitte bildete. 1723 erstellte Julius Schickard mehrere Ortspläne von Lußhofen.
Als Julius Schickard 1735 starb, hinterließ er ein Gut mit 140 Morgen Ackerfläche. Außer zahlreichen Häusern gab es im Ort eine Ziegelhütte und zwei Schildwirtschaften „Zum Bären“ und „Zum Löwen“. Zu Schickhards Besitz gehörte auch ein großes Rebgelände. Die Bewohner von Lußheim, das später zu Altlußheim wurde, beobachteten diese Entwicklung mit Neid und Argwohn. Zusammen mit dem verärgerten Hochstift Speyer, das eigentlich für die Hoheitsrechte dort zuständig war und bei der Ortsgründung übergangen wurde, versuchten sie noch lange die Entwicklung der aufstrebenden Gemeinde zu bremsen.[2]
Im Zentrum von Neulußheim befindet sich die Julius-Schickard-Straße, die an seinen Gründer erinnert.[2]
Familie
Julius Schickard war mit Christiane Margaretha Essig verheiratet. Sie hatten 7 Kinder:
- Catharina Margaretha (* 8. Februar 1709)
- Christiana Friederica (* 10. Juni 1710)
- Julius Friedrich (* 26. Dezember 1712)
- Juliana Dorothea (* 21. Mai 1714)
- Maria Ester (* 2. Februar 1716)
- Charlotta Loysa (* 18. September 1717)
- Wilhelm Friedrich (* 8. Oktober 1722)
Einzelnachweise
- Horst Schmid-Schickhardt: Die Siegener Familie Schickhardt ..., S. 77
- Horst Schmid-Schickhardt: Die Siegener Familie Schickhardt ..., S. 78
Literatur
- Horst Schmid-Schickhardt: Die Siegener Familie Schickhardt im 15. bis 17. Jahrhundert. Versuch einer Teil-Genealogie, Baden-Baden : Schmid-Schickhardt 2008
- Robert Fuchs (Hrsg.): 275 Jahre Neulußheim 1711–1986, Gemeinde Neulußheim, Hockenheim 1986
- 300 Jahre Neulußheim 1711–2011, Gemeinde Neulußheim, Hockenheim 2011