Julius Lehnert

Julius Lehnert (* 25. Januar 1871 i​n Nikolsburg, Markgrafschaft Mähren, Österreich-Ungarn; † 9. Mai 1962 i​n Wien, Österreich) w​ar ein österreichischer Dirigent, Kapellmeister, Chorleiter, Korrepetitor u​nd Arrangeur.

Julius Lehnert

Leben

Jugend und Ausbildung

Julius Lehnerts Vater w​ar Bürgerschullehrer. Er besuchte zunächst d​as Lehrerseminar i​n St. Pölten.[1] Von 1892 b​is 1897 studierte er, a​b 1893 a​ls Stipendiat, a​m Konservatorium d​er Gesellschaft d​er Musikfreunde. Seine Lehrer w​aren zunächst Robert Fuchs i​n Harmonielehre, Kontrapunkt u​nd Ferdinand Löwe i​m Instrumentalnebenfach Klavier. Ab 1894 studierte e​r bei Robert Fuchs Komposition.

Berufliche Laufbahn

Nach seinem Studium h​atte er Engagements a​ls Theaterkapellmeister i​n Bayreuth, Frankfurt a​m Main, Graz, Karlsbad, Teplitz, Czernowitz, Sankt Petersburg u​nd Moskau.[1][2][3] Gustav Mahler h​olte ihn 1903 a​n die Wiener Hofoper. Hier w​ar er b​is 1923 a​ls Erster Ballettmusikdirigent u​nd Solokorrepetitor.[1][2][4] Er w​ar Mitbegründer d​es Wiener Frauensinfonieorchesters u​nd leitete d​en Klangkörper v​on 1921 u​nd 1938.[2][3] Zwischen 1923 u​nd 1948 w​ar er Leiter d​es Orchestervereins d​er Gesellschaft d​er Musikfreunde i​n Wien.[1][2][3][5]

Dokumentierte Konzerte

1914 u​nd 1915 dirigierte e​r bei z​wei Wohltätigkeitskonzerten d​ie Wiener Philharmoniker.[6][7] Zwei weitere Mal dirigierte e​r das Orchester b​ei einem Arienabend m​it der Sopranistin Alice Burger u​nd dem Galakonzert a​m 13. Juni 1926 z​um 125-jährigen Jubiläums d​es Theaters a​n der Wien.[8][9] Am 24. April 1914 u​nd am 2. Februar 1934 dirigierte e​r zwei Konzerte d​es Wiener Singvereins u​nd dem Orchesterverein d​er Gesellschaft d​er Musikfreunde i​n Wien. Aufgeführt wurden jeweils Der glorreiche Augenblick op. 136 v​on Ludwig v​an Beethoven.[10] Am 4. Dezember 1914 dirigierte e​r die Uraufführung d​es Balletts „Wiener Legende“ Ballett i​n fünf Tanzbildern v​on Heinrich Regel m​it der Musik Raoul Maders u​nd am 27. April 1917 d​ie Uraufführung d​er Ballettpantomime „Klein Idas Blumen“ n​ach einem Märchen Johann Christian z​ur Musik v​on Paul August v​on Klenau. Beide Male führte Joseph Hassreiter Regie.[11]

Werke (Auswahl)

Julius Lehnert bearbeite diverse Ballettmusiken. Darunter befinden Rübezahl n​ach Léo Delibes, Die Jahreszeiten d​er Liebe n​ach Fr. Schubert u​nd Die Nixe v​on Schönbrunn n​ach Carl Maria v​on Weber.[2]

  • Dorfschwalben aus Oesterreich, Koloraturwalzer nach Motiven op. 164 von Josef Strauss, Text: Paul Knepler und Rudolf Effenberger, bearbeitet von Julius Lehnert, Doblinger, Leipzig, 1911 OCLC 165294070 1939 OCLC 610981192eingespielt von Gitta Alpar und dem Odeon-Künstler-Orchester unter der Leitung von Frieder Weissmann. OCLC 884960006
  • Die Jahreszeiten der Liebe, Vier altwiener Tanz-Bilder von Heinrich Regel, nach Werken von Franz Schubert, Musik arrangiert von Julius Lehnert, Universal Edition, Wien, 1912 OCLC 83898762
  • Märchen aus 1001 Nacht, das Orchesterwerk wurde bei einem Wohltätigkeitskonzert der Wiener Philharmoniker das Orientalischer Abend betitelt wurde am 20. April 1915 im Theater an der Wien unter der Leitung Lehnerts aufgeführt.[7]
  • Irrlichter, phantastische Waldszene in einem Aufzuge von Joseph Hassreiter, nach Musik von Hector Berlioz, eingeerichtet von Julius Lehnert, Universal Edition, Wien, 1918 OCLC 315830806
  • Die Nixe von Schönbrunn, Tanzmärchen in 4 Bildern von Heinrich Regel, Musik von Carl Maria von Weber, arrangiert von J. Lehnert, Universal Edition, Wien, Leipzig, 1927[12]
  • G'schichten aus dem Wienerwald, Gesangs-Walzer nach Motiven von Johann Strauss, Text: Rudolf Effenberger, für Gesang bearbeitet von Julius Lehnert, Doblinger, Wien, 1938[13]
  • Delirien Walzer als Koloratur-Walzer, für eine Singstimme und Klavier, nach Johann Strauss. Herausgegeben von Julius Lehnert.[14]

Auszeichnungen

  • Julius Lehnert war Träger des Jubiläumshofkreuzes.[4]

Literatur

  • Lehnert, Julius. In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2. Auflage. Band 6. K G Saur, München 2006, ISBN 978-3-11-094027-5, S. 323 (google.de [abgerufen am 24. Juni 2021]).
  • Alexander Rausch/Monika Kornberger: Julius Lehnert. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2004, ISBN 3-7001-3045-7.

Einzelnachweise

  1. Lehnert, Julius. In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2. Auflage. Band 6. K G Saur, München 2006, ISBN 978-3-11-094027-5, S. 323 (google.de [abgerufen am 24. Juni 2021]).
  2. Alexander Rausch, Monika Kornberger: Lehnert, Julius. In: Oesterreichisches Musiklexikon online. Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage, Abteilung Musikwissenschaft, 28. November 2018, abgerufen am 24. Juni 2021.
  3. Julius Lehnert. In: SüdmährenWiki. Abgerufen am 24. Juni 2021.
  4. Hofstaat. In: Handbuch des allerhöchsten Hofes und des Hofstaates seiner K. und K. Apostolischen Majestät für 1911. K. K. Hof- und Staatsdruckerei., Wien 1911, S. 90 f. (google.de [abgerufen am 24. Juni 2021]).
  5. NACHRICHTEN. In: Österreichische Musikzeitschrift. 1. Dezember 1961, ISSN 2307-2970, S. 43–44, doi:10.7767/omz.1961.16.jg.43 (degruyter.com [abgerufen am 24. Juni 2021]).
  6. Charity Concert for Refugees from Galicia and Bukovina - Vienna Philharmonic. In: https://www.wienerphilharmoniker.at. Wiener Philharmoniker, abgerufen am 24. Juni 2021.
  7. Oriental Evening/Charity - Vienna Philharmonic. In: https://www.wienerphilharmoniker.at. Wiener Philharmoniker, abgerufen am 24. Juni 2021.
  8. Aria Evening Alice Burger - Vienna Philharmonic. In: https://www.wienerphilharmoniker.at. Wiener Philharmoniker, abgerufen am 24. Juni 2021.
  9. Gala Concert 125 Years Theater An Der Wien - Vienna Philharmonic. In: https://www.wienerphilharmoniker.at. Wiener Philharmoniker, abgerufen am 24. Juni 2021.
  10. Ludwig van Beethoven alle Werke. In: https://www.singverein.at. Wiener Singverein, abgerufen am 24. Juni 2021.
  11. Liselotte Regler: Ur- und Erstaufführungen in Hans Gregors Direktionszeit. In: Universität Wien (Hrsg.): Hans Gregor - Die Ära des letzten Hofoperndirektors in Wien. Wien 2010, S. 275 ff.
  12. H. Regel, Julius Lehnert: Die Nixe von Schönbrunn: Tanzmärchen in 4 Bildern (= Universal Edition). Universal Edition, Wien, Leipzig 1927 (dnb.de [abgerufen am 24. Juni 2021]).
  13. G'schichten aus dem Wienerwald. In: Gateway Bayern - Bibliotheksverbund Bayern. Abgerufen am 24. Juni 2021.
  14. Delirien Walzer als Koloratur-Walzer. In: AUT - Úplné zobrazení záznamu. Nationalbibliothek der Tschechischen Republik, abgerufen am 24. Juni 2021 (tschechisch).
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