Juan Guzmán (Fotograf)
Juan Guzmán, geb. Hans Gutmann, (* 28. Oktober 1911 in Köln; † 6. November 1982 in Mexiko-Stadt),[1][2] auch „Juanito“ genannt,[1] war ein deutsch-spanisch-mexikanischer Fotograf und Fotojournalist. Als gebürtiger Deutscher, zuletzt auch mexikanischer Staatsbürger, wurde er wegen seiner Bildberichterstattung aus dem Spanischen Bürgerkrieg und danach aufgrund seiner Fotoarbeiten mit den mexikanischen Malern Frida Kahlo und Diego Rivera bekannt.
Leben
Juan Guzmán wurde als Hans Gutmann in Köln geboren.[3] Er gehörte einer einfachen Familie an und besuchte die Grundschule in seiner Heimatstadt.[4] Ende der 1920er-Jahre zog er nach Berlin.[4] Zum Fotografen wurde er dank seiner Arbeit als Beleuchter bei der UFA,[5] Bei UFA-Filmaufnahmen reiste er durch Frankreich, Italien und Griechenland.[6] Er war Mitglied der KPD. Der Aufstieg des Nazismus bewog ihn, Deutschland zu verlassen.
Im Juli 1936 reiste Gutmann nach Barcelona, um fotografisch von der Volksolympiade zu berichten,[7] einer Sportveranstaltung, die als antifaschistische Antwort auf die Berliner Olympischen Sommerspiele 1936 organisiert worden war. Guzmán war am 19. Juli Augenzeuge der Kämpfe in Barcelona, wo der Militäraufstand gegen die republikanische Regierung binnen Stunden niedergeschlagen wurde.[8] In Madrid teilte er das Photolabor mit seinem Kollegen Walter Reuter.[6] Gutmann wurde der Dienstgrad eines Pionierhauptmanns (capitán de ingenieros) verliehen,[6] wodurch er auch die spanische Staatsbürgerschaft erlangte und seinen Namen in Juan Guzmán änderte.[9]
Seine Arbeit als Fotograf im Spanischen Bürgerkrieg war bemerkenswert. Aus seiner graphischen Arbeit von Frühling 1936 bis Herbst 1938[5] sind mehr als 3000 Bilder im Fotoarchiv der spanischen Presseagentur EFE erhalten.[4] Hierbei handelt es sich um in der republikanischen Zone aufgenommene Fotografien, vor allem an den Fronten in Katalonien, Aragonien und Madrid. Die Motive seiner Fotoarbeiten reichen von Gegenständen des Alltagslebens an der Front sowie in der Etappe bis zu hervorragenden Porträts, sowohl Prominenter wie Michail Kolzow, Ludwig Renn, Ilja Ehrenburg, el Campesino, Buenaventura Durruti oder Enrique Líster als auch anonymer Personen.[5][10]
Sein berühmtestes Bild ist die Fotografie von Marina Ginestà, einer damals siebzehnjährigen Kommunistin, die mit einem Overall gekleidet und einem Gewehr auf der Schulter am 21. Juli 1936 auf der Dachterrasse des Hotel Colon in Barcelona steht, wenige Tage nach dem in dieser Stadt stattgefundenen und gescheiterten Aufstand gegen die republikanische Regierung.[11] Das Foto gilt als eines der ikonischsten Bilder des Krieges.[12] Ein weiteres seiner bekanntesten Bilder zeigt einen katholischen Priester in Siétamo (Huesca) kurz vor seiner Erschießung.[13]
Nach der Niederlage der Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg flüchtete Guzmán nach Frankreich, wo er in einem Internierungslager inhaftiert wurde.[9] Ihm gelang es aber zu entkommen und ein beträchtliches Teil des Fotoarchivs zu retten. Es gelang ihm 1939, nach Mexiko auszureißen.[14] Im Verlauf eines Vierteljahrhunderts, zwischen 1940 und 1965, entstand der größte Teil seiner fotografischen Produktion. Er arbeitete für bedeutende Zeitschriften und Zeitungen, wie Life und Time und für öffentliche und private Institutionen, wie z. B. das derzeitige Ministerium für Landwirtschaft und Viehzucht, PEMEX, INAH, General Motors, die Bibliothek Benjamín Franklin und wahrscheinlich auch die Behörde für die Verwaltung der Wasserkraftressourcen.[15] Guzmán freundete sich Frida Kahlo an, deren politische Orientierung er teilte.[2] In den 1950er Jahren machte er eine Fotografien von Kahlo und ihrem Ehemann Diego Rivera.[3] Guzmán fotografierte auch die Werke anderer mexikanischer Maler wie Gerardo Murillo, Jesús Reyes Ferreira und José Clemente Orozco. Er starb 1982 in Mexiko-Stadt, im Alter von ca. 70 Jahren.[3]
Stil
Juan Guzmáns Stil wurde von den avantgardistischen Strömungen beeinflusst, wie der deutschen Fotografie der 30er Jahre oder dem Konstruktivismus. Der spanische Bürgerkrieg spielte hierbei eine wichtige Rolle, indem er ihn mit dem Fotojournalismus in Berührung brachte. Der Forscherin Maricela González Cruz Manjarrez zufolge, „prägten ihn die harten Erfahrungen des Krieges, des Nazismus und des Faschismus so, dass er seine Emotionen aus seiner in Mexiko durchgeführten Arbeit herauslässt“.[4] Die Einflüsse, sowohl die förmlichen, als auch die bezüglich seiner Lebenserfahrungen, führten ihn zur Entwicklung eines eigenen Stils, der auch von der entwicklungstheoretischen Dynamik beeinflusst wurde, die von den mexikanischen Regierungen nach Lázaro Cárdenas vorangetrieben wurde. Seine Werke der Bildberichterstattung, andererseits, heben das Alltägliche und das Aktuelle hervor.[15] Mit einer bemerkenswerten technischen Qualität, zeichnen sich Guzmáns Fotos durch ihre Nüchternheit und Schmucklosigkeit aus.[15]
Archiv
Das Archiv von Juan Guzmán besteht aus etwa 170.000 Fotos.[14] Ein Teil des Materials verblieb, während Guzmán noch am Leben war, in den Händen der Medien, bei denen er gearbeitet hatte. Darüber hinaus verkaufte er Teile seines Archivs (zum Beispiel, wurde eine Reihe von 2000 Stück über mexikanische Kunst von ihm in den 70er Jahren an das INBA verkauft). Der Rest hinterließ er seiner Frau Teresa Miranda als Erbe und sie verkaufte das Archiv 2006 an die Televisa-Stiftung. Es gibt nur wenige Ausnahmereihen, wie z. B. die 2000 Negativbilder, die 1987 an EFE verkauft wurden;[16] verschiedene Fotoarbeiten, die sich auf mexikanische Kunst bezogen, wurden Anfang der 90er Jahre an die UNAM verkauft; Fotos über die Maul- und Klauenseuche und weitere ländlicher Themen, an die Universidad Autónoma Chapingo.[15]
Literatur
- Jana Bach: Die Rolle der Deutschen im Spanischen Bürgerkrieg: eine Foto-Ausstellung im Willy-Brandt-Haus Zwei Seiten einer Front. In: Berliner Zeitung. 17. März 2009 (online [abgerufen am 9. Juni 2014]).
- Xulio García Bilbao: Marina Ginestà, icono femenino de la Guerra Civil. In: Frente de Madrid. Nr. 13. GEFREMA, Grupo de Estudios del Frente de Madrid, September 2008, ISSN 1698-4765, S. 25–29.
- Maricela González Cruz Manjarrez, Cecilia Gutiérrez Arriola (Hrsg.): El instante luminoso: los artistas plásticos a través de la mirada fotográfica de Juan Guzmán. Universidad Nacional Autónoma de México, México 2009, ISBN 978-6-07020562-0, S. 115 (spanisch, online [abgerufen am 17. Juni 2015]).
- Elisa Lipkau: De Fotografía y Montañismo o de una amistad sobre el hielo. In: Revista Sans Soleil. Estudios de la Imagen. Nr. 3, 2011/2012, ISSN 2014-1874, S. 195–216 (revista-sanssoleil.com [PDF]).
- Alfonso Morales: Juan Guzmán. Editorial RM, Colonia Cuauhtémoc, México 2014, ISBN 978-6-07829511-1.
Weblinks
- Fondo fotográfico de Juan Guzmán en la agencia EFE.
- Fondo Juan Guzmán der Fundación Televisa, Mexiko
- Juan Guzmán: Autorretrato. Hrsg.: EFE. 1946 (online [abgerufen am 9. Januar 2014]).
Einzelnachweise
- Gutmann, Hans 1911-1982. In: WorldCat Identities. (online [abgerufen am 7. Januar 2014]).
- Tacoma Art Museum: Frida Kahlo: Images of an Icon. Photographer Biographies, S. 14 (online [abgerufen am 7. Januar 2014]).
- Photographing the Lost Mural of Diego Rivera. (Nicht mehr online verfügbar.) In: In the Darkroom. Archiviert vom Original am 7. Januar 2014; abgerufen am 7. Januar 2014 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Maricela González Cruz Manjarrez: Juan Guzmán. Una visión de la modernidad. deutsch: Juan Guzmán. Eine Sicht der Moderne. In: Educal. Abgerufen am 1. September 2014.
- García Bilbao: Marina Ginestà, icono femenino de la Guerra Civil. 2008, S. 26.
- Lipkau: De Fotografía y Montañismo o de una amistad sobre el hielo. 2011, S. 199.
- García Bilbao: Marina Ginestà, icono femenino de la Guerra Civil. 2008, S. 25.
- Es gibt Fotos vom 19. Juli: Juan Guzmán: Guardias de asalto y milicianos se aprovisionan de refrescos y otras bebidas en un establecimiento de Barcelona tras el aplastamiento de la sublevación militar. deutsch: Polizisten und Milizionäre, ausgestattet mit Proviant und Getränken, posieren auf einer Straße in Barcelona, nachdem sie die aufständischen Militärs besiegten. Hrsg.: EFE. 19. Juli 1936 (online [abgerufen am 8. Januar 2014]).
- González Cruz Manjarrez, 2009, S. 49.
- Philipp Lichterbeck: Fotografie Spanischer Bürgerkrieg: Prolog zur Katastrophe. In: Der Tagesspiegel. 16. März 2009 (online [abgerufen am 9. Juni 2014]).
- Juan Guzmán: File picture dated on 21 July 1936 that shows the armed militias woman Marina Ginesta member of the Comunist Catolonian Young member (JSU in Spanish symbols) posing in the Colon's hotel terracein Barcelona, Catalonia, Spain. Marina Ginesta has died last monday 6 January 2014 at 94 years old, but her image was one of the iconic pictures of the Spanish Civil War (1936–1939). Hrsg.: EFE. 21. Juli 1936 (online [abgerufen am 9. Januar 2014]).
- Muere en París Marina Ginestà, la miliciana que fue un icono de la Guerra Civil. deutsch: Marina Ginestà, die Milizionärin, die als Ikone des Bürgerkriegs galt, stirbt in Paris. In: Radio y Televisión Española. 6. Januar 2014, abgerufen am 7. Januar 2014.
- Juan Guzmán (Fotografie): Siétamo (Huesca), agosto de 1936. – Sacerdote capturado por las fuerzas republicanas, instantes antes de ser fusilado. deutsch: Siétamo (Huesca), August 1936. Von republikanischen Kräften gefangen genommener Priester, kurz vor seiner Erschießung. Hrsg.: EFE. August 1936 (online [abgerufen am 9. Januar 2014]).
- González Cruz Manjarrez, 2009, S. 50.
- Archivo Fotográfico Manuel Toussaint. Manuel Toussaints Fotoarchiv. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Instituto de Investigaciones Estéticas. Archiviert vom Original am 8. Januar 2014; abgerufen am 7. Januar 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- EFE: El hijo de Marina Ginestà reconoce a EFE el trato dado a la imagen de su madre. Der Sohn von Marina Ginestà anerkennt EFE gegenüber die Behandlung des Images seiner Mutter. In: eldiario.es. 8. Januar 2014 (online [abgerufen am 9. Januar 2014]).