Jost Wiedmann

Jost Wiedmann (* 31. März 1931 i​n Breslau; † 2. Dezember 1993 i​n Tübingen) w​ar ein deutscher Paläontologe.

Leben

Vater Alfred Wiedmann w​ar Stadtbaumeister i​n Breslau. Jost W. besuchte d​ort ab 1941 d​as Maria-Magdalenen-Gymnasium. Ein Klassenkamerad w​ar Walter Odersky, 1988 b​is 1996 Präsident d​es Bundesgerichtshofes. Die Familie Wiedmann f​loh bei Kriegsende 1945 n​ach Berlin. Von 1950 b​is 1955 studierte Wiedmann zunächst i​n Berlin, d​ann an d​er Universität Tübingen. Er promovierte d​ort 1960 b​ei Otto Heinrich Schindewolf, habilitierte s​ich 1965 u​nd wurde 1979 z​um Professor ernannt. In seiner akademischen Laufbahn t​rug er wesentlich z​u dem 1984 beendeten Sonderforschungsbereich Paläoökologie bei. Wegen d​er besseren Arbeitsbedingungen i​n Tübingen lehnte e​r 1984 d​en Ruf a​uf einen Lehrstuhl a​n der Universität Hamburg ab. Jost Wiedmann verstarb n​ach langer Krankheit i​m 63. Lebensjahr.

Leistungen

Das Wiedmannsche „Kreideseminar“ war über viele Jahre eine feste Einrichtung am Tübinger Institut für Geologie und Paläontologie. Als Nachfolger von Schindewolf wurde Wiedmann zu einem der führenden Systematiker der Kreideammoniten, die er weltweit (zuletzt auch in Nepal) mit Schwerpunkten im westlichen Mittelmeerraum und in Nordspanien untersuchte. Mit seiner im Institut für Geologie und Paläontologie aufgebauten Arbeitsgruppe hatte er eine Art „verschworener Gemeinschaft“ gebildet. Mehrere seiner ehemaligen Doktoranden arbeiten – im In- und Ausland – erfolgreich in der wissenschaftlichen Forschung. Zwei seiner „Schüler“ erhielten 1993/94 den Ruf auf eine Professur. In rund 150 Beiträgen in wissenschaftlichen Zeitschriften und in Themenbänden hat Wiedemann seine Forschungsergebnisse mitgeteilt. Er pflegte auch intensiven Kontakt mit Instituten im In- und Ausland und beteiligte sich an internationalen Großprojekten. Jost Wiedmann war Mitglied der Deutschen Stratigraphischen Kommission (DSK), der Geologischen Vereinigung (GV), der Palaeontographic Society, der Palaeontological Association (PalAss), der Société Géologique de France (SGF), der Palaeontologischen Gesellschaft und der Palaeontological Society of Japan. Ganz besonders hat er sich um Kontakte mit Kollegen aus Osteuropa einschließlich Russland verdient gemacht. Im Jahre 1990 wurde ihm der „Ministerpreis“ des polnischen Erziehungsministeriums verliehen. Im März 1996 wurde zu Ehren von Jost Wiedmanns 65. Geburtstag vom Institut für Geologie und Paläontologie der Universität Tübingen ein dreitägiges internationales Symposium abgehalten. Es referierten Wissenschaftler aus Deutschland, Schweden, der Schweiz und den USA zu Wiedmanns Spezialgebiet, den „Ammoniten der Kreide“ (Kreidezeit vor 130 bis 60 Mio. Jahren). Schwerpunkt des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Symposiums war die Entwicklungsgeschichte dieser ausgestorbenen Kopffüßer unter Berücksichtigung geologischer und klimatischer Umweltbedingungen.

Veröffentlichungen

  • Literatur von und über Jost Wiedmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Ammoniten der vascogotischen Kreide (Nordspanien), Tübingen 1961
  • Unterkreide-Ammoniten von Mallorca, 1962
  • Biostratigraphische Untersuchungen in der nordspanischen Oberkreide, Tübingen 1965
  • (Hrsg.), Aspekte der Kreide Europas, Stuttgart 1979
  • (Hrsg.), Subsidenz-Entwicklung im kantabrischen Variszikum und an passiven Kontinentalrändern der Kreide, Stuttgart 1982
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