Joseph Schmid (Bildhauer)
Epitaphe
Joseph Schmid gelang es in zahlreichen Fällen, Bestellungen für Grabmäler schon zu Lebzeiten des Dargestellten zu bekommen, zumindest für gemeinsame Grabmäler, wenn einer der beiden Ehegatten bereits gestorben war. Unter den elf nachgewiesenen Grabdenkmälern des Bildhauers waren immerhin drei, die zehn Jahre vor dem Ableben des Dargestellten aufgerichtet wurden.[1]
Epitaphe in Tübingen
Schmid gestaltete ein Epitaph in der Stiftskirche in Tübingen, das den Witwer Wilhelm von Janowitz (* 1489; † 1562), auch Böhmer genannt, und seine Frau Anna von Sachsenheim († 23. Februar 1553) zeigt.[2][3]
Ein seiner Werkstatt zugeschriebenes Grabmal von Johann Conrad von Wernau, das in der Stiftskirche Tübingen erhalten ist, zeigt den Verstorbenen in einer uneindeutigen Stehend-Liegend-Darstellung. Er steht als Symbol der Stärke oder als Hinweis auf das ewige Leben auf einem Löwen, aber das Kissen unter seinem Kopf erweckt den Eindruck des Liegens.[4]
Epitaph in Herrnsheim
Das Doppelgrabmal für Wolfgang V. Kämmerer von Worms († 1549) und seine Frau, Elisabeth, geborene Vetzer[Anm. 1] von Geisspitzheim († 1534), gestaltete er in der Kirche St. Peter in Herrnsheim (heute: Worms).[5]
Epitaph in Stöckenburg
In der Martinskirche von Stöckenburg gibt es von Joseph Schmid ein Epitaph von Wolf von Vellberg und Anna von Buttlar. Wolf von Vellberg war der Erbauer des Vellberger Schlosses, Anna war seine zweite Ehefrau. Das Epitaph im Renaissance-Stil mit sehr feiner und detailreicher Ausschmückung ist auf 1553 datiert.[6]
Epitaphe in Remseck am Neckar
Des Weiteren werden der Werkstatt von Joseph Schmid auch mehrere um 1550 entstandene Grabdenkmäler in Remseck am Neckar zugeschrieben, darunter das des württembergischen Marschalls Wolf Philipp von Hirnheim († 1546) in der Aldinger Margaretenkirche, die als Grablege der Familie seiner Frau diente.[7] Das Denkmal besteht aus drei zusammengesetzten Teilstücken zusammengesetzt und folgt dem Schema einer spätgotischen Grabplatte mit Umschrift an vier Seiten und der auf einem Löwen stehenden Figur des Ritters im Feld. Das Feld umgeben von vier Wappen in den Ecken. Ebenso in der Margaretenkirche findet sich auch das Grabdenkmal besagter Ehefrau, der Agatha von Hirnheim geborene von Kaltental († 1553), die in ihrer zweiten Ehe mit Wolf Philipp von Hirnheim verheiratet war. Zum Zeitpunkt von Agathas Tod, war die Margaretenkirche sowie Agathas Familie noch katholisch, ihr Ehemann als württembergischer Marschall aber evangelisch, so finden sich an Agathas Grabdenkmal Symbole beider Konfessionen. Die Denkmäler für sich und ihren Mann gab Agatha vermutlich noch zu Lebzeiten und vor ihrer dritten Hochzeit mit Hans Dietrich Nothaft von Hohenberg in Auftrag.[8]
Agatha von Hirnheim vermittelte Joseph Schmid wahrscheinlich auch für die im gleichen Stil gefertigten Grabdenkmäler ihrer Schwiegereltern aus eben jener dritten Ehe. Die Grabdenkmäler von Wolf Nothaft († 1553) und Margarethe geborene von Nippenburg († 1540) wurden im heutigen Remsecker Stadtteil Hochberg (damals: Hohenberg) in der dortigen Kirche errichtet. Als in den 1850er Jahren eine neue Kirche in Hochberg erbaut wurde, wurden die Grabdenkmäler restauriert und in der neuen Kirche erneut aufgestellt.[9]
Sowohl in Aldingen als auch in Hochberg fertigten die Familien von Kaltental und Nothaft später für weitere Familienmitglieder Grabdenkmäler nach dem Vorbild der Arbeiten von Joseph Schmid, jedoch in geringerer Qualität.[10]
Epitaph in Bad Urach
In der St. Amandus-Kirche in Bad Urach befindet sich das ebenfalls Joseph Schmid zugeschriebene Grabdenkmal des 1549 verstorbenen Hans Phillip Nothaft, einem Sohn des Wolf Nothaft von Hohenberg und Schwager der Agatha von Hirnheim.[10]
Epitaph in Markgöningen
In der Markgröninger Stadtkirche St. Bartholomäus befindet sich das Epitaph des Bürgermeisters Burkhard Wimpelin[Anm. 2] († 1553). Bei diesem Werk von Joseph Schmid handelt es sich um eine hochrechteckige Platte aus graugelbem Sandstein mit dunklen Verfärbungen. Sie besitzt eine Umschrift zwischen zwei schmalen Rahmenleisten. Im oberen Feld befindet sich eine Kartusche mit einer Inschrift, darunter die kniende Figur des Verstorbenen, vor ihm sind Wappen mit Helm und Helmzier.[11]
Bildnistafel auf Burg Hochberg
Schmid erstellte auch über dem inneren Burgtor der badischen Burg Hochberg[Anm. 3] eine lebensgroße Bildnistafel von Markgraf Karl II., von der heute nur noch die stümperhafte Kopie eines Freiburger Barockbildhauers nach dem »völlig ruinierten Bildnus« erhalten ist. Nach einer verlässlichen Abschrift aus dem Jahre 1730 von dem damals noch vorhandenen Original stand auf ihr folgende Inschrift: »Me primus Carolo imperante magno Hacho unde nomen mihi anno domini DCCCVIII erexit ornatiorem Carolus quondam Badae marchio regnante Friderico tertio fecit. Iam vero ob aedacem ac ruinosam vetustatem Carolus magni animi princeps Badae et Hachbergae marchio, cuius effigiem hic cernis, tum reinstaurari tum versus hostiles impetus in sui suorumque munimen et refugium prompto subjectorum auxilio praemuniri curavit gubernante Carolo V imp: aug. Ao dni MDLIIII.«[12]
Literatur
- Theodor Demmler: Die Grabdenkmäler des württembergischen Fürstenhauses und ihre Meister im XVI. Jahrhundert. Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 129, 1910, Straßburg, J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel).
Weblinks
Anmerkungen
- Es gibt auch die Namensvarianten „Fetzer“ und „Vatzer“.
- auch in der Namensform "Vimpelin"
- Nicht identisch mit dem Remsecker Stadtteil Hochberg, wo sich die Epitaphe der Familie Nothaft finden
Einzelnachweise
- Hans Rott: Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes. Karlsruhe, 1917, Seite 14.
- Hans Rott: Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes. Karlsruhe, 1917, Seite 20.
- Hans Rott: Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes. Karlsruhe, 1917, Seite 32.
- Stefanie A. Knöll: Die Grabmonumente der Stiftskirche in Tübingen. Beiträge zur Tübinger Geschichte, Herausgegeben von der Universitätsstadt Tübingen, Kulturamt, Band 13, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart, 2007. ISBN 9783806219159. Seite 32f.
- Anneliese Seeliger-Zeiss: Die Kämmerer von Worms genannt von Dalberg im Spiegel ihrer Grabdenkmäler. In: Kurt Andermann (Hg.): Ritteradel im Alten Reich: die Kämmerer von Worms genannt von Dalberg = Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission 31. Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2009. ISBN 978-3-88443-054-5, S. 73–119 (106).
- Bernhard Peter: Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 958, Stöckenburg, Martinskirche.
- Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer: DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 294. In: www.inschriften.net. Abgerufen am 7. Juni 2021.
- Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer: DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 295. In: www.inschriften.net. Abgerufen am 7. Juni 2021.
- Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer: DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 294. In: www.inschriften.net. Abgerufen am 7. Juni 2021.
- Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer: DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Einleitung, 7. Kunsthistorische Bemerkungen. In: www.inschriften.net. Abgerufen am 7. Juni 2021.
- Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer: DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 296. In: www.inschriften.net. Abgerufen am 7. Juni 2021.
- Hans Rott: Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes. Karlsruhe, 1917, Seite 21.