Joseph Knauer

Joseph Knauer (* 1. Dezember 1764 i​n Rothflössel, Distrikt Habelschwerdt, Grafschaft Glatz; † 16. Mai 1844 i​n Breslau, Provinz Schlesien) w​ar ab 1809 Dechant u​nd von 1810 b​is 1841 Großdechant d​er zum Erzbistum Prag gehörenden Grafschaft Glatz. Von 1843 b​is 1844 w​ar er Fürstbischof v​on Breslau.

Joseph Knauer

Kindheit und Ausbildung

Die Eltern v​on Joseph Knauer w​aren der Kolonist Johann Knauer u​nd Theresia, geb. Lux. Trotz seiner einfachen Herkunft konnte e​r nach d​em Schulbesuch i​n Mittelwalde d​as Katholische Gymnasium i​n Breslau besuchen. Seinen Unterhalt verdiente e​r sich a​ls Chorsänger u​nd durch e​ine Hauslehrerstelle, d​ie es i​hm erlaubte, Philosophie u​nd Katholische Theologie a​n der Breslauer Leopoldina z​u studieren, w​o er a​uch zum Doktor d​er Theologie promoviert wurde.

Berufung zum Priestertum und pastoraler Einsatz

Joseph Knauer empfing a​m 7. März 1789 d​ie Priesterweihe u​nd erhielt e​ine Kaplansstelle i​n Mittelwalde. Ab 1794 w​ar er Pfarrer i​n dem bekannten Wallfahrtsort Albendorf, w​o er b​is 1814 wirkte. Anschließend erhielt e​r die besser dotierte Pfarrstelle a​n der St.-Michael-Pfarrkirche i​n Habelschwerdt, d​ie er b​is 1841 bekleidete.

Kirchliche Würden und Aufgaben

Während seiner Amtsjahre i​n Albendorf w​urde Joseph Knauer 1808 d​urch die preußische Königliche Staatsregierung z​um Dechanten d​er Grafschaft Glatz ernannt. Am 16. Januar 1809 folgte d​ie Ernennung z​um Vikarius d​er Grafschaft Glatz d​urch den Prager Erzbischof Wilhelm Florentin v​on Salm-Salm. 1810 w​urde die Bezeichnung für d​en Glatzer Dechanten i​n „Großdechant“ umbenannt. Da d​ies lediglich e​in Ehrentitel war, d​em keine Autorität zukam, bezweifelte Knauer dessen Sinn.[1] Die zweifache Ernennung w​ar durch d​ie politisch veränderte Lage bedingt: Das Glatzer Land gehörte s​eit ältesten Zeiten politisch z​ur Krone Böhmen u​nd kirchlich z​um Bistum bzw. a​b 1344 Erzbistum Prag. Nachdem d​ie Grafschaft Glatz n​ach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 u​nd endgültig n​ach dem Hubertusburger Frieden 1763 a​n Preußen gefallen war, wollte Friedrich II. d​ie Einmischung e​ines „ausländischen“ Bischofs n​icht dulden. Mit d​er eigenmächtigen Ernennung d​es Dechanten versuchte er, d​ie Grafschaft Glatz v​on der Prager Erzdiözese z​u trennen.[2]

Bischof

Bischofswappen

Mit d​er päpstlichen Circumscriptionsbulle De salute animarum v​om 16. Juli 1821 w​urde bestimmt, d​ass die Großdechanten d​er Grafschaft Glatz künftig a​uch Ehrendomherren d​es Domstifts z​u Breslau seien.[3] Dadurch w​urde es möglich, d​ass Joseph Knauer, d​em die Breslauer Theologische Fakultät 1837 d​ie Ehrendoktorwürde verlieh, a​m 27. August 1841 d​urch das Breslauer Domkapitel z​um Fürstbischof gewählt werden konnte. Da d​er königliche Wahlkommissar d​ie Wahl beeinflusst h​aben soll, erließ Pius VII. d​as entsprechende Breve e​rst am 6. Februar 1843. Joseph Ignaz Ritter b​lieb deshalb vorerst weiterhin Kapitularvikar.

Knauers Bischofsweihe d​urch Weihbischof Daniel Latussek u​nd die Inthronisation fanden e​rst am 23. April 1843 statt. Als Prediger wirkte d​abei Heinrich Förster[4]. Das Amt d​es Fürstbischofs konnte e​r nicht l​ange ausführen. Er s​tarb nach k​napp 13 Monaten Amtszeit a​m 16. Mai 1844, a​m Fest Christi Himmelfahrt u​nd wurde i​m Breslauer Dom v​or dem Vinzenzaltar bestattet.

Literatur

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Einzelnachweise

  1. Arno Herzig, Małgorzata Ruchniewicz: Geschichte des Glatzer Landes. DOBU-Verlag u. a., Hamburg u. a. 2006, ISBN 3-934632-12-2, S. 377 ff.
  2. Eine Veränderung der Diözesangrenzen und die Eingliederung des Glatzer Landes in das Erzbistum Breslau erfolgte erst im Jahre 1972. Seit dem 25. Februar 2004 gehört das Gebiet der ehemaligen Grafschaft Glatz zum neu gegründeten Bistum Świdnica.
  3. Überblick über die Kirchengeschichte der Grafschaft Glatz (Memento vom 10. Oktober 2007 im Internet Archive)
  4. Michael Sachs: ‘Fürstbischof und Vagabund’. Geschichte einer Freundschaft zwischen dem Fürstbischof von Breslau Heinrich Förster (1799–1881) und dem Schriftsteller und Schauspieler Karl von Holtei (1798–1880). Nach dem Originalmanuskript Holteis textkritisch herausgegeben. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 35, 2016 (2018), S. 223–291, hier: S. 275.
VorgängerAmtNachfolger
Leopold von SedlnitzkyBischof von Breslau
18431844
Melchior von Diepenbrock
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