Joseph Jaquet
Joseph Jaquet (* 4. August 1822 in Estavannens; † 3. August 1900 in Echarlens) war ein Schweizer Politiker und Staatsrat des Kantons Freiburg.
Biografie
Jaquet war katholisch und von Estavannens. Seine Eltern waren Jean-François Jaquet (1781–1862), Landwirt, und Léonida geb. Sudan, Tochter des Casimir. Am 10. September 1856 heiratete er Elise Gremaud, geb. 1830, Tochter des Landwirts Pierre Gremaud, Richters des Greyerzbezirks.
Den ersten Unterricht in Lesen, Schreiben und Rechnen erhielt Jaquet von seinem Vater, als dieser bis 1830 als Bediensteter in Paris arbeitete. Anschliessend besuchte er die Primarschule in Echarlens (1830–1837). Er studierte Latein bei Alexandre Thorin, dem späteren Staatsrat (1845–1847), und Philosophie unter Leitung des Paters Rothenflue. Er besuchte die Rechtsakademie in Freiburg, zuerst als Hörer (1845–1846), dann als Student (1846–1847). In einen antiradikalen Aufstand verwickelt, der scheiterte, musste er den Kanton verlassen (1848–1852). Er arbeitete als Hauslehrer in Österreich und studierte Rechtswissenschaften in München. Nach Freiburg zurückgekehrt, schloss er seine Rechtsstudien bei Professor Fracheboud mit dem Lizentiat ab (1855). Im gleichen Jahr erhielt er das Notars- und ein Jahr später das Anwaltspatent. Seine Praktiken absolvierte er bei den Notaren Toffel und Perrier (1852–1853) sowie bei Anwalt Louis de Wuilleret, dem Führer der Freiburger Konservativen (1856–1857). Des Weiteren bestand er 1852 die Prüfung zur Katasterführung. Während des Sonderbundskriegs (1847) Leutnant, bekleidete er 1860 den Rang eines Majors und Kommandanten des 118. Bataillons. Zudem war er militärischer Grossrichter.
Jaquet war als Notar tätig und Präsident des Bezirksgerichts Greyerz (1857–1867). Er war Vizepräsident (1857–1861) und dann Präsident (1861–1867) des Schwurgerichts des ersten Kreises (Greyerz-, Glane- und Vivisbachbezirk). Anschliessend arbeitete er als Anwalt und Notar in Echarlens (1867–1874). Seine Wahl ins Kantonsgericht am 11. Mai 1879 lehnte er ab. Aufgrund seiner Popularität stand er bei den Grossratswahlen 1866, 1871 und 1876 stets an erster Stelle im Greyerzbezirk. Von 1868 bis 1872 war er Ständerat, von 1872 bis 1884 Nationalrat. Am 20. Januar 1872 wurde er mit 66 von 69 Stimmen als Nachfolger seines Freundes Hubert Charles in den Staatsrat gewählt, was seine hohe Wertschätzung zu diesem Zeitpunkt zeigte. Als Direktor des Innern (1872–1874) revidierte er die Kantonsverfassung (1873) und das Gesetz über die Gemeinden und Pfarreien (1874). Er trug dazu bei, die separatistischen Bemühungen der Murtner zu stoppen, indem er im Grossen Rat ein Gesetz über den evangelisch-reformierten Kultus durchbrachte. Geschwächt durch einen Schlaganfall und dem Aufstieg der ultramontanen Konservativen feindlich gesinnt, trat er 1874 aus dem Staatsrat zurück, um seine Gesundheit zu schonen, und konnte bis zu seinem Tod noch ein langes und friedlicheres Leben führen.
Jaquet setzte sich aktiv für die Interessen seiner Region ein. Er leistete eine Bürgschaft von 3000 Franken für die Eisenbahn Bulle–Romont (1864–1868), unterstützte den Bau der Strasse Bulle–Boltigen und war im Crédit gruyérien tätig. In seinen vierbändigen Souvenirs d’un Gruyérien über die Zeit zwischen 1822 und 1879 hinterliess er interessante historische Beiträge, die teilweise etwas geschwätzig waren. Sie zeugten von einem katholischen Politiker mit zurückhaltend liberaler Haltung, der Extreme wie die Radikalen und die ultramontanen Konservativen ablehnte. Er übte heftige Kritik am Chorherrn Schorderet, dem er Fanatismus und seine Neigung zu geistigen Getränken vorwarf. Am 3. August 1900 starb Jaquet in Echarlens, einen Tag vor seinem 78. Geburtstag.
Literatur
- Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand et Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg 2012, ISBN 978-2-88355-153-4.