Josef Berliner

Joseph Berliner (* 22. August 1858 in Hannover; † 23. Mai 1938 ebenda) war ein deutscher Fabrikant.[1]

Stadttafel an der Villa Simon für die Familie des Unternehmers und Vorsitzenden der Synagogengemeinde, darunter der Bruder Emil Berliner und Tochter Klara, die später enteignet und deportiert wurde und im Ghetto Theresienstadt umkam

Leben

Joseph Berliner war ein Sohn des Kaufmanns Samuel Berliner und Bruder von Emil und Jacob. Nach seiner Banklehre und dem Militärdienst war er für zwei Jahre in den USA und studierte Schwachstromtechnik.

Siegelmarke der Telephon-Fabrik-Actiengesellschaft Hannover, vormals J. Berliner
Telephon-Fabrik Actiengesellschaft, vormals J. Berliner in der Kniestraße, heute Edwin-Oppler-Weg 5 in der Nordstadt von Hannover;
Lichtdruck/Lithographie, um 1919
Unterschrift von Joseph Berliner für die Deutsche Grammophon und dem Architekten Werner für die Schallplattenfabrik an der (damaligen) Podbielskistraße 76;
auf dem „Situationsplan [...]“ im Dezember 1907
Aktie der Hackethal-Draht- und Kabelwerke AG in Hannover mit Unterschrift von Josef Berliner und Richard Platz;
Druck von J. C. König & Ebhardt, 1928

1881 gründete er gemeinsam mit seinem Bruder Emil in Hannover die J. Berliner Telefonfabrik in der Kniestraße. Bei den Ausstellungen 1882 in München, 1883 in Wien und 1891 in Frankfurt/Main stellte er erfolgreich seine neue Übertragungstechnik aus. Das Körner-Mikrofon („Universal Transmitter“), ein Kohlemikrophon, wurde Ende 1880 erstmals an die Deutsche Reichspost geliefert. Damit hatte die Firma großen Erfolg, denn die Post benutzte Kohlemikrophone bis in die 1970er Jahre. Auch Berliners vielgefragter „automatischer Hebellinienwähler“ trug zum Aufschwung des Unternehmens bei. Joseph Berliner gründete Filialen in Wien, Berlin, Budapest, London und Paris. 1898 wandelte er sein Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um und gründete im gleichen Jahr mit Bruder Emil die Deutsche Grammophon Gesellschaft für die Herstellung von Schallplatten. Das Markenzeichen war His Master’s Voice als ein vor dem Grammophon sitzender Hund. 1900 gründete er gemeinsam mit seinem Bruder Jacob die Hackethal-Draht-Gesellschaft für die Erfindungen von Louis Hackethal. 1906 legte er die Leitung der Telefon-Fabrik nieder.

Josef Berliner trat 1885 dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und dem Hannoverschen Bezirksverein des VDI bei.[2] Ab 1895 wohnte er in der Villa Simon am Königsworther Platz. Er war Aufsichtsratsvorsitzender der Mechanischen Weberei in Linden bei Hannover. 1914 wurde er zum Kommerzienrat und 1921 zum Handelsrichter ernannt. 1921 wurde er auch Erster Vorsitzender der Synagogengemeinde und veranlasste den Bau des Jüdischen Friedhofs Bothfeld. Er selbst ist auf dem Jüdischen Friedhof An der Strangriede beerdigt. Sein Grabmal entwarf der Architekt und Hofbaurat Wilhelm Mackensen (1869–1955).

Seine Tochter Klara wurde Anfang März 1943 in das KZ Theresienstadt deportiert, wo sie ermordet wurde.

Siehe auch

Literatur

Commons: Joseph Berliner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dirk Böttcher: Hannoversches biographisches Lexikon; S. 54
  2. Angelegenheiten des Vereines. In: Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure. Band 29, Nr. 18, 2. Mai 1885, S. 337.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.