Jordan von Kröcher
Jordan von Kröcher (* 23. Mai 1846 auf Burg Gardelegen (Schloss Isenschnibbe); † 10. Januar 1918 auf Gut Vinzelberg) war ein deutscher Großgrundbesitzer in der Provinz Sachsen und in Brandenburg. Als Abgeordneter war er Mitglied des Reichstags und Präsident des Preußischen Abgeordnetenhauses.
Leben
Jordan von Kröcher entstammte dem Vasallengeschlecht Kröcher, das von Markgraf Ludwig I., dem Brandenburger, 1337 mit dem Ort Dreetz belehnt worden war.
Nach dem Abitur studierte er ab 1865 an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und der der Georg-August-Universität Göttingen Rechtswissenschaft. Von Ostern bis Juni 1866 war er Renonce des Corps Saxonia Göttingen. Nach Ausbruch des Deutschen Krieges 1866 trat er in das 6. Ulanen-Regiment ein. Kröcher nahm am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil, blieb bis 1875 Offizier und beendete seine Militärkarriere als Rittmeister, um sich aufs Land zurückzuziehen. Am 26. April 1890 erhielt er die Corpsschleife von Saxonia Göttingen.[1]
Kröcher war Besitzer der Herrschaft Vinzelberg mit einer Größe von 2500 Hektar und des Fideikommisses Voigtsbrügge bei Havelberg mit einer Größe von 1250 Hektar. 1895 wurde er Ritterschaftsdirektor der Priegnitz und 1889 Kur- und Neumärkischer Hauptritterschaftsdirektor.[1]
Von 1879 bis 1882 und von 1889 bis zu seinem Tod 1918 gehörte er dem Preußischen Abgeordnetenhaus in der Fraktion der deutschkonservativen Partei an. In den ersten vier Legislaturperioden seiner Parlamentszugehörigkeit vertrat er den Wahlkreis Potsdam 1 (West- und Ostprignitz) und ab 1904 in den letzten drei der insgesamt sieben Legislaturperioden den Wahlkreis Magdeburg 1 (Salzwedel, Gardelegen). Von 1898 bis 1911 war er Präsident des Abgeordnetenhauses. 1912 trat er unter Protest gegen die seines Erachtens zu zaghafte Außenpolitik der Reichsregierung vom Präsidentenamt zurück. Er sprach von „unglaublicher Blindheit“ und – ohne im Alter von 66 Jahren selbst noch dienstpflichtig zu sein – davon, „dass wir uns dem großen Kladderadatsch mit Riesenschritten nähern und keinen anderen Wunsch mehr haben können, als zu sterben wie anständige Männer.“ Er starb dann 1918 auf seinem Landsitz.[2]
Von 1898 bis 1913 war Kröcher Mitglied des Reichstages. Karl Radek bezeichnete ihn 1911 als den „frechen Junker, der […] die deutsche Arbeiterklasse […] als Objekt der Politik […] wünschte“.[3]
Kröcher war Mitglied des Komitees der Kreuzzeitung. Er trat gegen deren Chefredakteur Wilhelm Joachim von Hammerstein auf, dessen Verhaftung 1896 er im Landtag und gegenüber seiner Partei rechtfertigte.[4]
Kröchers Schwestern waren Sophie Katharina von Kröcher (1849–1902) und Bertha von Kröcher (1857–1922), Mitglied des Deutsch-Evangelischen Frauenbundes und Gründerin der Vereinigung Konservativer Frauen (VKF).[5] Er war mit Luise von Krosigk verheiratet. Seine Tochter Barbara von Kröcher (1885–1962) heiratete Henning von Bismarck (1881–1945), einen Nachkommen Herbord von Bismarcks (1200–1280).
Auszeichnungen
- Ernennung zum Wirkl. Geh. Rat, verbunden mit der Anrede Exzellenz (1905)
Literatur
- Bernhard Mann: Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus 1867–1918 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 3). Droste, Düsseldorf 1988, ISBN 3-7700-5146-7, S. 232–233.
- Hasso von Etzdorf, Wolfgang von der Groeben, Erik von Knorre: Verzeichnis der Mitglieder des Corps Saxonia zu Göttingen sowie der Landsmannschaft Saxonia (1840–1844) nach dem Stande vom 13. Februar 1972, S. 192.
Weblinks
- Jordan von Kröcher in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Biografie von Jordan von Kroecher. In: Heinrich Best: Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867/71 bis 1918 (Biorab – Kaiserreich)
Einzelnachweise
- Wolfgang von der Groeben: Verzeichnis der Mitglieder des Corps Saxonia Göttingen 1844 bis 2006. Düsseldorf 2006, S. 67.
- Arno J. Mayer: Adelsmacht und Bürgertum - Die Krise der europäischen Gesellschaft 1848 bis 1914, S. 315
- Karl Radek: Der deutsche Imperialismus und die Arbeiterklasse.
- Kröcher, Jordan von. In: Brockhaus Konversations-Lexikon 1894–1896, Supplementband 1897, S. 694–695.
- Manfred Berger: Kröcher, Bertha Luise Ida von. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 24, Bautz, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-247-9, Sp. 974–983.