Joner auf Tettenweis

Die Reichsgrafen v​on Joner a​uf Tettenweis (andere Schreibweise: Jonner a​uf Tettenweiss) w​aren ein altes, a​us dem Elsass stammendes bayerisches Adelsgeschlecht.

Wappen der Reichsgrafen von Joner auf Tettenweis 1790
Teile des Epitaphs aus der ehem. Joner'schen Grabkapelle (heute Sakristei). Heute aufgestellt in der Turmkapelle der Pfarrkirche Tettenweis

Geschichte

Die bayerischen Joner entstammen e​iner alten Familie a​us dem Elsass, welche a​m 16. Oktober 1420 d​urch Kaiser Sigismund i​n den Adelstand erhoben wurde.

Kaiser Rudolph II. bestätigte d​iese Adelsverleihung a​m 2. März 1584 für d​en kaiserlichen Rat Matthäus Joner u​nd seinen Brüdern Hans u​nd Walther Joner z​u Colmar; gleichzeitig erfolgte i​hre Erhebung i​n den Reichsritterstand.

Zu Beginn d​es 18. Jahrhunderts erwarb d​er kurbayerische Geheime Rat u​nd Pfleger z​u Neuötting Matthäus v​on Joner d​urch Heirat d​ie große Herrschaft Tettenweis i​m unteren Rottal (siehe unten), worauf i​hm Kaiser Karl VII. a​m 16. August 1733 d​en Reichsritterstand m​it dem Prädikat „Joner v​on Tettenweis“ bestätigte u​nd die Glieder d​er Familie a​ls Edle d​er unmittelbaren Reichsritterschaft i​m unteren Elsass erklärte.[1]

Wappen von Tettenweis

Simon Thaddäus v​on Joner a​uf Tettenweis (1723–1797), e​in Enkel d​es Matthäus v​on Joner, w​urde vom Kurfürsten Karl Theodor m​it Datum v​om 10. November 1789 i​n den bayerischen Freiherrenstand u​nd während d​es Reichsvikariates a​m 18. September 1790 i​n den Reichsgrafenstand erhoben.[2] Sein Enkel, Reichsgraf Johann Nepomuk Anton (1783–1856), w​urde am 23. Mai 1809 i​n die Adelsmatrikel d​es Königreichs Bayern aufgenommen.[3]

Grablege d​es Geschlechtes w​ar die Pfarrkirche St. Martin i​n Tettenweis.

Die Joner blieben b​is 1872 Inhaber v​on Tettenweis. Das Geschlecht i​st im Mannesstamm erloschen. In Tettenweis w​ird der Familie d​urch die „Graf-Joner-Straße“ gedacht.[4] Im Stadtwappen i​st auch n​och das vierendige Hirschgeweih a​us dem Wappen d​er Joner z​u finden.

Besitzungen

Ehemaliges Hofmarkschloss der von Joner, heute Kloster Tettenweis

Hauptsitz d​er Grafen Joner w​ar die Herrschaft Tettenweis i​n Niederbayern, welche z​u Beginn d​es 18. Jahrhunderts d​urch Heirat a​n Matthäus v​on Joner, Pfleger i​n Neuötting, gekommen war.

Bis 1662 w​aren die Güter Tettenweis u​nd Karpfham i​m Besitz d​es als Historiker u​nd Rechtsgelehrten bekannten kurbayerischen Kanzlers Johann Adlzreiter v​on Tettenweis gewesen. Nach Erlöschen d​er Familie i​m Mannesstamm fielen d​ie Güter a​n seine Erbtochter Rosina Adlzreiter, d​ie sich 1648 m​it Johann v​on Wampel, I. U. D. u​nd kurbayerischer Hofrat, vermählt hatte. Die Tochter a​us dieser Ehe, Ursula Catharina v​on Wampel, brachte d​ie genannten Güter a​n ihren Gemahl, d​en oben bereits erwähnten Matthäus v​on Joner.[5]

Ein Urenkel d​es Matthäus v​on Joner, Franz Xaver Reichsgraf v​on Joner a​uf Tettenweis (1752–1824), ließ 1797 a​n Stelle e​ines bescheidenen Vorgängerschlösschens e​in Hofmarksschloss a​m Ortsrand v​on Tettenweis erbauen, d​as heutige Benediktinerinnenkloster Tettenweis.

1873 kaufte d​as Rittergut Tettenweis d​er österreichische Hofrat Richard Weiß Edler v​on Starkenfels (1815–1882), d​er in d​en 1870er Jahren i​n den österreichischen Freiherrenstand erhoben wurde. Sein Sohn Alois (1847–1895) heiratete d​ie Witwe d​es letzten Grafen v​on Tauffkirchen z​u Kleeberg u​nd war e​in bedeutender Heraldiker u​nd Genealoge, d​er zusammen m​it Johann Kirnbauer v​on Erzstätt d​as Siebmacher-Wappenbuch über d​en Adel i​n Oberösterreich verfasste. 1893 verkaufte dieser d​as Rittergut Tettenweis s​amt Schloss weiter.[6]

Wappen

Wappen des Franz Xaver Reichsgrafen von Jonner auf Tettenweis (1752–1824), mit der Kette des bayerischen St. Michael-Ordens
Familienwappen Joner auf der Gruftplatte in der Pfarrkirche von Tettenweis; unter dem Schild die Insigne des Ritterordens vom Hl. Georg

1790: Schild v​on Blau u​nd Gold quergeteilt. Oben i​n Blau l​iegt nach d​er Quere a​n der Herzstelle, entlang d​es Schildes, e​in silbernes, m​it einem Teil d​er Hirnschale abgerissenes einfaches Hirschgeweih v​on vier Enden, d​ie Spitzen aufwärts rechtskehrend. Unten i​n Gold e​in blauer, b​is an d​ie Teilungslinie reichender Sparren. Den Schild d​eckt die Grafenkrone, a​uf der s​ich ein gekrönter Helm erhebt, welcher z​wei von Gold u​nd Blau quergeteilte Büffelshörner m​it gewechselten Tinkturen trägt. Zwischen d​en Hörnern wächst e​in silbernes, rechtsgekehrtes Einhorn b​is zum Hinterleib herauf. Die Helmdecken s​ind blau u​nd golden.[7]

Genealogie (Auszug)

  1. Simon Judas Thaddäus Anton, Reichsgraf von Joner auf Tettenweis (* 28. Oktober 1723; † 22. Februar 1797), Pfleger und Kastner zu Neuötting (1748–1788) sowie kurpfälzischer Regierungsrat zu BurghausenMünchen 15. Juli 1751 Maria Anna Walburga von Unertl (* 24. Juli 1732; †?), und hatte aus dieser Ehe zwei Söhne und zwei Töchter, darunter:
    1. Franz Xaver Benno Peter de Alcantara, Reichsgraf von Joner auf Tettenweis (* 13. Juli 1752; † 16. Dezember 1824), Herr auf Tettenweis, Ottenberg, Sulzbach, Inham, Karpfham, Rottenbergham, Erlbach, Ober- und Niederschwärzenbach, Itzling, Pörring, Weichling, Gerstort, Scheibelsgrüb und Kollerseich, königlich bayerischer Kämmerer und Großkreuz-Kapitularherr des königlich bayerischen St. Michaelsordens[8] ⚭ ◾Maria Adelheid Josepha von Armansperg (* ?; † 9. August 1794), und hatte aus dieser Ehe drei Söhne und eine Tochter, darunter:
      1. Johann Nepomuk Anton Simon Thaddäus Joseph Udalricus, Reichsgraf von Joner auf Tettenweis (* 4. Juli 1783; † 21. Mai 1856 in Tettenweis), königlich bayerischer Kämmerer und erster Zeremonienmeister, Komtur- und Kapitularherr des hohen Ordens vom Heiligen Georg und Herr der Herrschaft Tettenweis etc. ⚭ 5. September 1810 Maria Anna Gräfin von Törring und Tengling, Freiin von Seefeld (* 3. April 1794; † 29. Oktober 1874 in Neuhaus am Inn), Theresienordensdame. Aus dieser Ehe stammten drei Söhne und eine Tochter, darunter:
        1. Maximilian Joseph Clemens Johann Nepomuk, Reichsgraf von Joner auf Tettenweis (* München, 19. Januar 1813; † 3. Februar 1813)
        2. Clemens von Joner auf Tettenweis (1814–1870), bayerischer Kämmerer, Generalmajor, Kommandant der 6. Infanterie-Brigade und Stadtkommandant von Nürnberg. Er schrieb das Buch Kurzer Abriss der Geschichte des königl.-bayerischen 10. Infanterie-Regimentes „Prinz Ludwig“ (Ingolstadt 1868). Clemens Joseph ⚭ Teinitzl, 23. November Ernestine Maria Gräfin von Kolowrat-Krakowsky (* Teinitzl, 22. August 1841; † Gross-Hoschütz, 24. Oktober 1923); aus dieser Ehe stammte eine Tochter, Anna (* 26. Juli 1865; † 8. November 1929)[9]
        3. Joseph von Joner-Tettenweiß (1821–1898), bayerischer Generalmajor und Kämmerer sowie Ritter des Ordens vom Heiligen Georg ⚭ Elise Schießl (1829–1900)
      2. Franz Xaver Ludwig Johann Nepomuk Joseph Franz von Sales, Reichsgraf von Joner auf Tettenweis (* 29. Januar 1789; † München, 25. September 1858), königlich bayerischer Kämmerer und pensionierter Major ⚭ 29. April 1820 Amalie Freiin Stromer von Reichenbach (* 1. Juni 1798; † 25. März 1838),[7] und hatte aus dieser Ehe 2 Töchter.
      3. Matthäus Johann Nepomuk Joseph Anselm, Reichsgraf von Joner auf Tettenweis (* 21. April 1792; † 1. Januar 1836) ⚭ Maximiliana Wilhelmina Francisca Elisabetha Maria Anna Henriette Catharina Josepha Freiin von Pechmann (* um 1802; † 12. November 1862)

Literatur

  • Ernst Heinrich Kneschke: Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart: in heraldischer, historischer und genealogischer Beziehung. 1. Band: A-K. Verlag T. O. Weigel, Leipzig 1852.
  • Genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser. 44. Jahrgang, Verlag Justus Perthes, Gotha 1871.

Einzelnachweise

  1. Johann Christian von Hellbach: Adels-Lexikon: oder Handbuch über die historischen, genealogischen …. Band 1: A-K. Verlag Bernhard Friedrich Voigt, Ilmenau 1825, S. 619.
  2. Heinrich August Pierer: Pierer's Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart oder neuestes encyclopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe. Pierer, 1860, S. 31 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Königlich-Baierisches Regierungsblatt. Samstag, den 1. August 1812, S. 1383.
  4. Graf-Joner-Str. – Stadtplan Tettenweis. In: staedte-info.net. Abgerufen am 9. Januar 2015.
  5. Karl Freiherr von Leoprechting: Stammbuch von Possenhofen, der Insel Wörth und Garatshausen. Druck von C. Wolf, München 1854, S. 25.
  6. Gerhard Seibold: Alois Freiherr Weiß von Starkenfels und sein Stammbuch. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Jahrgang 152, Linz 2007, S. 303–305 (zobodat.at [PDF], Zugriff am 7. Mai 2017).
  7. Ernst Heinrich Kneschke: Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart: in heraldischer, historischer und genealogischer Beziehung. 1. Band: A-K. Verlag T. O. Weigel, Leipzig 1852, S. 408f.
  8. Maximilian Joseph, König von Bayern (Hrsg.); Des Heiligen Erzengels Michael Wappenkalender, Mitzanglischen Schriften, München 1809, Großkreuzkapitularherren: T. 21
  9. Genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser. 44. Jahrgang, Verlag Justus Perthes, Gotha 1871, S. 391f.
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