John Vereker, 6. Viscount Gort
John Standish Surtees Prendergast Vereker, 6. Viscount Gort, VC, GCB, CBE, DSO, MVO, MC (* 10. Juli 1886 in London; † 31. März 1946 in London), meist Lord Gort genannt, war ein britischer Feldmarschall. Er kommandierte die British Expeditionary Force während der deutschen Eroberung Frankreichs, war Gouverneur von Gibraltar und Malta und Hochkommissar in Palästina und Transjordanien.
Leben
John Vereker wurde in London geboren und wuchs in Durham und auf der Isle of Wight auf. Er stammte aus einer Familie des britischen Adels. Er ging in Harrow zur Schule. Als sein Vater John Gage Prendergast Vereker 1902 starb, erbte er im Alter von 16 Jahren die Würde eines Viscount Gort.
Im Jahre 1904 trat Vereker in die Armee ein und besuchte die Royal Military Academy. Im folgenden Jahre wurde er als Offizier den Grenadier Guards zugewiesen. Bei dem Staatsbegräbnis für König Edward VII. 1910 befehligte er die Sargträger.
Vereker heiratete im darauf folgenden Jahr Corinna Vereker, eine Cousine zweiten Grades, mit der er in den nächsten Jahren zwei Söhne und eine Tochter hatte. Die Ehe wurde 1925 geschieden.
1913 wurde er Adjutant des Kommandierenden Generals des Militärdistrikts London.
Erster Weltkrieg
Vereker hatte bei Beginn des Ersten Weltkrieges den Rang eines Hauptmanns erreicht. Er diente während des gesamten Krieges mit seiner Einheit an der Westfront.
Aufgrund seiner herausragenden Tapferkeit wurde er neunmal namentlich in den offiziellen Kriegsberichten in der London Gazette erwähnt (Mentioned in Despatches, vergleichbar der Nennung im Wehrmachtbericht für deutsche Soldaten im Zweiten Weltkrieg), was im Ersten Weltkrieg von keinem anderen Soldaten der britischen Streitkräfte erreicht wurde. Ihm wurden das Military Cross sowie – dreimal – der Distinguished Service Order verliehen, beides Kriegsauszeichnungen.
Am 27. November 1918 erhielt er, inzwischen zum Oberstleutnant befördert, das Victoria-Kreuz, die höchste Auszeichnung Großbritanniens für überragende Tapferkeit im Angesicht des Feindes. Er hatte am 27. September 1918 bei Flesquières, trotz schweren Abwehrfeuers in offenem Terrain und obgleich er dabei mehrfach verwundet wurde, einen erfolgreichen Angriff seines Bataillons, den Grenadier Guards, über den Canal du Nord persönlich angeführt.[1]
Zwischenkriegszeit
Nachdem er den Stabsoffizierslehrgang absolviert hatte, wurde Vereker in der Infanterieausbildung eingesetzt. Nach einer Auslandsverwendung in China befehligte er zwei Jahre lang die Guards Brigade in London. Es folgte ein Einsatz bei der British Indian Army, bis er für ein Jahr Kommandant des Staff College Camberley wurde.
1937 wurde Vereker vom Major-General unter Auslassung des Ranges Lieutenant General direkt zum General befördert und zur Überraschung vieler zum Chef des Imperialen Generalstabes ernannt. Er setzte sich für den verstärkten Ausbau des Heeres ein.
Zweiter Weltkrieg
Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Vereker zum Oberbefehlshaber der British Expeditionary Force (BEF) in Frankreich ernannt. Nachdem der deutsche Vorstoß durch die Ardennen die alliierten Streitkräfte gespalten hatte, zog er die britischen Truppen zusammen mit alliierten Verbänden an die Küste zurück, von wo aus sie während der Schlacht um Dünkirchen nach Großbritannien evakuiert werden konnten (Operation Dynamo).
Verekers Rolle als Kommandeur wird dabei bis heute kontrovers diskutiert. Einerseits war die Disposition der Truppen konventionell und der deutschen Taktik nicht gewachsen, andererseits ermöglichten seine Befehle die Rückführung von Tausenden gut ausgebildeten Soldaten.
Ein weiteres Truppenkommando erhielt Vereker nicht mehr. Er wurde zunächst persönlicher Militäradjutant von König Georg VI., dann Gouverneur von Gibraltar (1941/42) und Malta (1942–1944), wo er sich wiederum durch persönlichen Mut und Führungsqualitäten auszeichnete. 1943 wurde er zum Feldmarschall ernannt. Das Kriegsende erlebte er als britischer Hochkommissar im Völkerbundsmandat für Palästina.
Nachkriegszeit
Im November 1945 wurde bei Vereker Krebs diagnostiziert. Drei Monate später erhielt er den Titel eines Viscount Gort in der Peerage of the United Kingdom verliehen, womit er auch einen Sitz im House of Lords erhielt. Zwar hatte Gort einen gleichnamigen Titel bereits seit dem Tod seines Vaters inne, doch gehörte der ererbte Titel zur Peerage of Ireland, deren Inhaber nicht automatisch Mitglieder des House of Lords waren.
Als Viscount Gort in der Peerage of the United Kingdom konnte er nun zwar in das House of Lords einziehen, doch erlosch der neue Titel im folgenden Monat mit dem Tod des Feldmarschalls, da seine eigenen Söhne bereits 1915 und 1941 kinderlos verstorben waren. Der Titel des Viscount Gort in der Peerage of Ireland ging auf seinen jüngeren Bruder über.
Feldmarschall Lord Gort war der Schwiegervater von William Sidney, 1. Viscount De L’Isle. Bei der Verleihung des Victoria-Kreuzes an diesen im Jahre 1944 war er anwesend.
Literatur
- J. R. Colville: Man of valour. The life of Field-Marshal the Viscount Gort, VC, GCB, DSO, MVO, MC. Collins, London 1972, ISBN 0-00-211290-6.
Weblinks
- Bild von Grabstätte und Victoria-Kreuz (Memento vom 11. November 2014 im Internet Archive) (englisch)
- Zeitungsartikel über John Vereker, 6. Viscount Gort in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Einzelnachweise
- The London Gazette: Nr. 31034 (Supplement), S. 14039, 26. November 1918.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Cyril Deverell | Chef des Imperialen Generalstabes 1937–1939 | Edmund Ironside |
Clive Gerard Liddell | Gouverneur von Gibraltar 1941–1942 | Noel Mason-MacFarlane |
William Dobbie | Gouverneur von Malta 1942–1944 | Edmond Schreiber |
Harold MacMichael | Hochkommissar von Palästina 1944–1945 | Alan Gordon Cunningham |
John Gage Prendergast Vereker | Viscount Gort (Peerage of Ireland) 1902–1946 | Standish Vereker |
Titel neu geschaffen | Viscount Gort (Peerage of the United Kingdom) 1945–1946 | Titel erloschen |