John Siegfried Mehnert
John Siegfried Mehnert (geboren am 19. Januar 1940 in Leipzig), auch John S. Mehnert, ist ein deutscher Whistleblower und Schauspieler.
Leben
In Bremen verbrachte er seine Schulzeit und machte Abitur. Er studierte Politik in Heidelberg und Berlin. 1967 machte er seinen Abschluss als Diplom-Politologe bei Ernst Fraenkel am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin. 1968 wurde er zunächst Assistent von Berthold Beitz und bald darauf Pressesprecher bei Krupp. 1970 wechselte er zum Spiegel, wo er bis 1974 als Wirtschaftsredakteur und -korrespondent arbeitete. 1977 startete er als Pressedirektor in der Konzernzentrale der Neuen Heimat (NH) mit Sitz im Vorstand.
Der größte Wirtschaftsskandal der Nachkriegsgeschichte
Mehnert wurde nach drei Jahren von Konzern-Chef Albert Vietor gekündigt, weil er einen negativen Bericht im Stern über den Konzern nicht verhindert hatte. Er fand am Ende seiner Amtszeit Belege über umfangreiche Privatgeschäfte fast aller NH-Vorstandsmitglieder zu Lasten der NH-Mieter, ließ diese 1982 im Spiegel veröffentlichen und löste damit zunächst die Entlassung des gesamten Vorstandes und als Folge davon den Untergang des Konzerns Neue Heimat innerhalb von rund zehn Jahren aus.
Der Konzern verklagte Vietor daraufhin auf Schadensersatz, doch wenige Wochen vor Prozessbeginn verstarb er. Durch Verkäufe fast aller Wohnungsbestände versuchten die Anteilseigner, die Gewerkschaften, ihre durch die Neue Heimat verursachte hohe Verschuldung zu bremsen. Dies gelang schließlich nur durch den weiteren Verkauf der Gewerkschaftsanteile an der Bank für Gemeinwirtschaft und am Versicherungskonzern Volksfürsorge. Anfang der 1990er-Jahre hörte die Neue Heimat auf zu existieren. Mehnert wechselte danach den Beruf.
Zweite Karriere als Schauspieler
Er ging ans Theater. Anfangs eröffnete er eine eigene Kabarettbühne auf der Reeperbahn in Hamburg und wurde anschließend Mitglied des Schauspiel-Ensembles am Bremer Theater (Theater am Goetheplatz) unter Leitung von András Fricsay. Dort spielte er in Stücken von Shakespeare, Brecht und Beckett.
Er wurde Gast auf zahlreichen Bühnen u. a. dem Hamburger Schauspielhaus, Schlosstheater Celle, Theater Dortmund und der Kampnagelfabrik Hamburg. Mehnert spielte neben Peter Lohmeyer im Film Die Eroberung der Mitte, ebenso in vielen Fernsehnebenrollen u. a. im Tatort der ARD und beim ZDF in Faust. Er wirkte mit bei Hörspielen und gab Rezitations-Abende über Rilke und Saint-Exupéry und tourte mit einem Solo-Stück unter dem Titel Jenseits des Zauns u. a. bei den Emsdettener Theatertagen.[1]
Hörspiele (Auswahl)
- 1990: David Cregan: Der Sturz zum Gipfel – Regie: Gerhard Willert (Hörspiel – RB)
Publikationen
- Die Gewerkschaftsbande. Rotbuch, Hamburg 1997, ISBN 3-88022-643-1.
Weblinks
- Ute Wiedemeyer: Der Skandal um die Neue Heimat. In: Spiegel online. 23. Juni 2019 .
- Gut getarnt im Dickicht der Firmen. Neue Heimat: Die dunklen Geschäfte von Vietor und Genossen. In: Der Spiegel. Nr. 6, 1982, S. 92–104 (online).
- Uwe Bahnsen: Als die „Neue Heimat“ plötzlich ganz alt aussah. In: welt.de. 6. Februar 2017 .
- Der Enthüller und die Verdränger. Der ehemalige Pressechef der Neuen Heimat meldet sich zu Wort. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 26. Januar 1998 (Rezension).
- Die Neue Heimat. Eine sozialdemokratische Utopie und ihre Bauten. In: shmh.de. Museum für Hamburgische Geschichte
- Das Ende der Neuen Heimat. In: Capital. 14. Juni 2020 .
- Strohmänner, Scharlatane und Spekulanten. In: Deutschlandfunk. 8. Februar 2007 .
- John Siegfried Mehnert in der Internet Movie Database (englisch)
- Die Eroberung der Mitte. In: filmportal.de.