Johannes Kentmann
Johannes Kentmann (* 21. April 1518 in Dresden; † 14. Juni 1574 in Torgau) war ein deutscher Mediziner und Naturforscher.
Leben
Johannes Kentmann wurde geboren als Sohn des Kürschners und Dresdner Ratsherrn sowie mehrmaligen Bürgermeisters Christoph Kentmann und seiner Frau Martha. Sein Bruder Christoph Kentman war ebenfalls Mitglied des Rates und ab 1556 Bürgermeister von Dresden.
Zuerst die Schule in Dresden besuchend, erfolgte das 1532 bis 1534 in Annaberg, wo er bei dem Schulreformer Johannes Rivinus (1500–53) Unterricht erhielt. Von 1538 bis 1540 lässt sich Kentmann als Schüler an der Nicolaischule Leipzig nachweisen. Hier war der, sich sehr für Mineralien, aber auch Botanik interessierende Wolfgang Meurer (1513–85) sein Lehrer. Im Anschluss daran begann Kentmann in Leipzig ein Studium der Medizin, wo er Schüler des berühmten Heinrich Stromer von Auerbach (1483–1542) war. 1542 ging wechselte Kentmann an die Universität in Wittenberg. Hier gehörten zu seinen Lehrern der Mediziner und Physiker Melchior Fend sowie die Anatomen Jacob Milichius und Augustin Schurff. 1546 beendete Kentmann das Studium mit dem Erwerb des Magister artium in Leipzig. Sich zusammen mit mehreren Studenten, so Christoph Leuschner und Johann Brambach auf dem Weg nach Italien aufmachend, verweilte er offenbar kurze Zeit an der St.-Lorenz-Schule in Nürnberg. In Italien weilte Kentmann schließlich einige Zeit in Padua und Bologna, wo er seine Studien fortführte, besuchte allerdings auch Rom, Pisa und Venedig. Am 2. September 1549 promovierte er zum Doktor der Medizin in Bologna. Danach trat er seine Heimreise an, auf welcher er den Zürcher Arzt und Naturforscher Conrad Gessner besuchte. Kentmanns Interesse für die Naturgeschichte wurde durch seinen Aufenthalt in Padua sehr gefördert, wo er dem Direktor des Botanischen Gartens bekannt gemacht wurde. Nach seiner Rückkehr in die Heimat, offenbar kurz als Arzt in Dresden wirkend, wurde Kentmann am 11. November 1550 Stadt- und Schularzt an der Fürstenschule Sankt Afra in Meißen. Hier ging er 1551 die Ehe mit Magdalena Sporer ein.1554 wechselte er nach Torgau und wurde dort Stadtarzt sowie kurfürstlicher Leibarzt. Zuerst im Ärztehaus des Rates am Kirchhof wohnend, vermochte der ökonomisch sehr erfolgreich agierende Kentmann schließlich 1566 ein eigenes großes Haus (heute: Schloßstraße 25) erwerben. Die Stellung in Torgau behielt Kentmann er bis zu seinem Tode 1574.
Johannes Kentmann ist auch auf dem Denkmal seines Schülers Franziskus Faber in der Schlosskirche Wittenberg erwähnt.
Werke
In seinen Werken beschäftigte sich Johannes Kentmann mit Medizin, Biologie, Botanik und Mineralogie. Er verfasste im Auftrag von Kurfürst August ein 1563 veröffentlichtes Kräuterbuch, das etwa 600 Kräuter beschreibt und mit Illustrationen des Torgauer Künstlers David Redtel ausgeschmückt wurde.[1] Des Weiteren verfasste Kentmann Werke über das richtige Verhalten beim Auftreten der Pest sowie über Steine im menschlichen Körper.[2] Ein Teil seiner Medikamentenrezepte fand 1584 Aufnahme in dem von Kurfürstin Anna von Sachsen zusammengestellten Arzney Buch.
Ein weiteres Interessengebiet des Wissenschaftlers waren Mineralien und Gesteine. Er stellte eine umfangreiche Sammlung von Gesteinen und Mineralien zusammen, meist aus dem sächsischen Raum, die er nach dem System von Georgius Agricola ordnete. Seinen Katalog mit über 1600 Exemplaren veröffentlichte 1565 Conrad Gessner in einem Kompendium.[3] Diese Veröffentlichung stellt die erste erhaltene vollständige Darstellung einer Mineral- und Gesteinssammlung dar.
Gedenken
In Torgau sind ein Krankenhaus und ein Kunst- und Kulturverein, der eine Ausstellung über 500 Jahre Torgauer Medizingeschichte betreibt, nach ihm benannt.
Literatur
- Doris Kutschbach: Schönheit und Nutzen der Kräuter – Das Kräuterbuch des Johannes Kentmann von 1563. Prestel Verlag, München 2005, ISBN 3-791334-69-7
- Johannes Helm: Johannes Kentmann (1518–1574). Ein sächsischer Arzt und Naturforscher. F. Steiner, Wiesbaden 1971 (= Sudhoffs Archiv, Beiheft 13), ISBN 3-515-00297-9.
- Thomas Bürger, Hansjochen Hancke und Marina Heilmeyer: Das Kräuterbuch des Johannes Kentmann von 1563 Prestel Verlag, München 2004, ISBN 3-7913-3060-8
- Johannes Keller: Johannes Kentmann und seine Schrift über Steine im menschlichen Körper vom Jahre 1565, in: Sudhoffs Archiv für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften, Bd. 47, Heft 3 (Sept. 1963), S. 301–305.
- Wilhelm von Gümbel: Kenntmann, Johann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 603.
- Jürgen Konert / Hermann Hausmann / Holger G. Dietrich: Johannes Kentmann (1518–1574) und Sigismund Kohlreuter (1534–1599). Heidelberg 2009.
Weblink
- Land. Fluss. Kentmanus. Natur erforschen im 16. Jahrhundert – Virtuelle Ausstellung der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek, Weimar
Einzelnachweise
- Johannes Helm, Peter Hanelt: Das „Kreutterbuch“ von Johannes Kentmann aus dem Jahre 1563. In: Johannes Helm (1971), S. 89–177.
- Johannes Kentmann: Ein kurtz, nütz, und sehr tröstlich Regiment, wie man sich mit der hülffe Gottes, vor der schwinden und gifftigen Seuch der Pestilentz behüten, und so jemand so jemand damit angegriffen würde, was mittel man darvor brauchen sol. Peter Seitz, Wittenberg 1568.
- Conrad Gessner: De omni rerum fossilium genere, gemmis, lapidibus, metallis et huiusmodi libri aliquot (Zürich 1566) (online)