Johann Gottfried Eichhorn

Johann Gottfried Eichhorn (* 16. Oktober 1752 i​n Dörrenzimmern i​m Fürstentum Hohenlohe-Öhringen; † 25. Juni 1827 i​n Göttingen) w​ar ein Orientalist, Historiker u​nd Theologe u​nd wird z​ur Gruppe d​er supranaturalistischen Rationalisten d​er Zeit gerechnet.

Johann Gottfried Eichhorn, Porträt von Anton Graff, 1779
Johann Gottfried Eichhorn, Stich von Ludwig Emil Grimm (1823)
Eichhorns Grab auf dem Albanifriedhof im Göttinger Cheltenhampark

Leben

Eichhorn, e​in Sohn d​es Pfarrers Johann Georg Nikolaus Eichhorn (1716–1789), studierte i​n Göttingen, w​urde Rektor z​u Ohrdruf, 1775 Professor d​er orientalischen Sprachen z​u Jena u​nd 1788 z​u Göttingen, w​o er a​uch über d​ie politische Geschichte a​lter und n​euer Zeiten u​nd über Literaturgeschichte las. Er w​urde 1810 z​um ordentlichen Mitglied d​er Königlichen Societät d​er Wissenschaften (der heutigen Akademie d​er Wissenschaften z​u Göttingen) gewählt,[1] d​eren Mitsekretär e​r von 1812 b​is 1814 zusammen m​it Johann Friedrich Blumenbach war.[2] Seit 1808 w​ar er auswärtiges Mitglied d​er Bayerischen Akademie d​er Wissenschaften.[3] Er w​urde 1819 Geheimer Justizrat u​nd 1825 Mitglied d​er American Academy o​f Arts a​nd Sciences. Er s​tarb am 25. Juni 1827. Unter seinen Studenten w​aren der spätere Orientalist Friedrich Wilken, d​er jüdische Historiker Isaak Markus Jost u​nd der Tibetologe Sándor Csoma. Sein Sohn, d​er spätere Jurist Karl Friedrich Eichhorn, w​urde 1781 i​n Jena geboren.

Wirken

In seinen Bearbeitungen der Historisch-kritischen Einleitung in das Alte Testament (Leipzig 1780–1783, 3 Bände; 4. Auflage. Göttingen 1824, 5 Bände) und der Einleitung in das Neue Testament (Göttingen 1804–1814, 3 Bände; neue Auflage 1820–1827, 5 Bände) lieferte er das erste Beispiel einer rein literarhistorischen, auf Kenntnis des Altertums und Morgenlandes gegründeten Behandlung von Urkunden im biblischen Zusammenhang. Gleichwohl haben seine berühmtesten Theorien und Rekonstruktionen, wie etwa die kühne Urevangeliumshypothese, heute meist nur noch historischen Wert. Er gab auch das Repertorium für biblische und morgenländische Literatur (Göttingen 1777–1786, 18 Bände) und die Allgemeine Bibliothek der biblischen Literatur (Leipzig 1787–1801, 10 Bände) heraus.

Siehe auch

Schriften (Auswahl)

  • Urgeschichte. (herausgegeben von I. Ph. Gabler). Nürnberg 1790–1793, 2 Bände.
  • Die hebräischen Propheten. Göttingen 1816–1820, 3 Bände.
  • Allgemeine Geschichte der Kultur und Literatur des neuern Europa. Göttingen 1796–1799, 2 Bände; unvollendet.
  • Übersicht der französischen Revolution. Göttingen 1797, 2 Bände.
  • Literaturgeschichte. Band I, Göttingen 1799; 2. Auflage. 1813; Band II, 1814.
  • Geschichte der Litteratur von ihrem Anfang bis auf die neuesten Zeiten. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1805–1813, 6 Bände in 12 Teilen; Band 1, 2. Auflage. 1828, unvollendet.
    • Erster Band. 1805 (Digitalisat).
    • Zweyter Band, Erste Hälfte: Neue Literatur in Europa. 1805 (Digitalisat).
    • Zweyter Band, Zweyte Hälfte. 1807 (Digitalisat).
    • Dritter Band, Erste Abtheilung: England, Schottland, Irland, Deutschland. 1810 (Digitalisat).
    • Dritter Band, Zweyte Abtheilung. 1812 (Digitalisat).
    • Vierter Band, Erste Abtheilung. 1807 (Digitalisat).
    • Vierter Band, Zweyte Abtheilung. 1808 (Digitalisat).
    • Vierter Band, Dritte Abtheilung. 1810 (Digitalisat).
    • Fünfter Band, Erste Abtheilung: Geschichte der neuern Sprachenkunde. 1807 (Digitalisat).
    • Fünfter Band, Zweyte Abtheilung. 1807.
    • Sechster Band, Erste Abtheilung. 1810 (Digitalisat).
    • Sechster Band, Zweyte Abtheilung. 1811 (Digitalisat).
  • Weltgeschichte. Göttingen 1799–1814, 5 Bände; 3. Auflage. 1818–1820.
  • Geschichte der drei letzten Jahrhunderte. Göttingen 1803–1806, 6 Bände; 3. Auflage. 1817–1818
  • Geschichte des 19. Jahrhunderts. Göttingen 1817.

Literatur

Commons: Johann Gottfried Eichhorn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 74.
  2. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 13.
  3. Mitgliedseintrag von Johann Gottfried Eichhorn bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 30. Januar 2017.
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