Johann Friedrich August Tischbein
Johann Friedrich August Tischbein (* 9. März 1750 in Maastricht; † 21. Juni 1812 in Heidelberg), der sogenannte „Leipziger Tischbein“, war ein deutscher Maler. Er wurde vor allem durch Familienporträts bekannt und war einer der bedeutendsten Vertreter der zweiten Generation der Künstlerfamilie Tischbein.
Leben
Johann Friedrich August Tischbein war der Sohn des Theatermalers Johann Valentin Tischbein, bei dem er auch seinen ersten künstlerischen Unterricht erhielt. Der „Goethe-Tischbein“, der Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, war sein Cousin.
Um 1768 wechselte Tischbein nach Kassel in das Atelier seines Onkels, des Malers Johann Heinrich Tischbein („der Ältere“, auch „Kasseler Tischbein“, 1722–1789), wo er in die Freimaurerloge Zum gekrönten Löwen aufgenommen wurde, der auch sein Onkel angehörte. Nach einer längeren Reise durch Frankreich und einem Studienaufenthalt in Paris, wo er ab 1772 der Schüler von Johann Georg Wille wurde, unternahm Tischbein ab 1777 eine ausgedehnte Reise nach Rom und Neapel. Dort befreundete er sich unter anderem mit Jacques Louis David und Anton Raphael Mengs und arbeitete auch mit ihnen. Mitte 1780 kehrte Tischbein wieder nach Deutschland zurück.
Noch im selben Jahr erhielt er eine Anstellung als Hofmaler am Hof des Fürsten Friedrich von Waldeck in Arolsen und schon kurze Zeit darauf ernannte der Fürst Tischbein zum Rat und Kabinettsmaler. In den Jahren 1781/82, sowie 1786 und 1788/89 unternahm Tischbein immer wieder Studienreisen nach Holland, zu denen er zum Teil von seinem Dienstherrn auch beauftragt wurde. Diese Reisen bewirkten mit der Zeit eine Entwicklung zum Porträtisten der erstarkten bürgerlichen Gesellschaft. Der reine Hofmaler eines absolutistischen Hofes hatte ausgedient.
1795 berief ihn Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau als Hofmaler nach Dessau, wo er in den folgenden Jahren vor allem Angehörige der Fürstenfamilie malte. Mehrere Bildnisse entstanden von der Erbprinzessin Christiane Amalie, den Enkeln des Fürsten und der Fürstin Luise von Anhalt-Dessau. Unterbrochen wurde sein Aufenthalt in der kleinen Residenzstadt von mehrwöchigen Reisen, um auch auswärtige Porträtaufträge anzunehmen. So weilte er 1796 in Berlin, um dort die spätere Königin Luise und ihre Schwester Friederike zu malen. 1799 porträtierte Tischbein in Dresden und bemühte sich um eine Anstellung an der Kurfürstlichen Akademie. 1800 zog Tischbein von Dessau nach Leipzig, um als Nachfolger von Adam Friedrich Oeser die Leitung der dortigen Kunstakademie zu übernehmen. Sein dortiges Schaffen zeigen seine großformatigen Bildnisse von Vertretern des Leipziger Großbürgertums.
1803 entstand das 205,8 cm[1] hohe Gemälde der Amalie von Levetzow geborene Brösigke, das heute im Goethe-Haus in Frankfurt am Main zu sehen ist. 1805 malte er Wilhelmine Rummel mit Tochter.[2]
1806 ging Tischbein nach Sankt Petersburg, um den Nachlass seines Bruders Ludwig Philipp Tischbein zu regeln. Kurz entschlossen blieb er dann fast drei Jahre, um äußerst lukrative Aufträge auszuführen. Dort entstanden in Folge mehrere Porträts von Mitgliedern des russischen Hochadels. Großes Vorbild gerade bei Frauenbildern waren für Tischbein die Engländer Thomas Gainsborough und George Romney.
Tischbein war der Vater der Zeichnerinnen Caroline (1783–1843) und Elisabeth Tischbein (1787–1867), und des Hofmalers Carl Wilhelm Tischbein (1797–1855). Im Alter von 62 Jahren starb Johann Friedrich August Tischbein am 21. Juni 1812 in Heidelberg.
Galerie
- Lady Louisa Hervey (1778)
- Porträt des Herrn Chatelain (1791)
- Porträt von Friedrich Justin Bertuch (1796)
- Friederike von Preußen mit Turban (1796–97)
- Christiane Amalie von Anhalt-Dessau mit drei ihrer Kinder (1798)
- Caroline Schlegel (1798)
- Porträt des Leipziger Kaufherrn Jacob Ferdinand Dufour-Féronce (1802)
- Amalie von Levetzow (1803)
Literatur
- Edmond Michel: Etude biographique sur les Tischbein, peintres allemands du 18me siècle. Lyon 1881.
- Adolf Stoll: Der Maler Johann Friedrich August Tischbein und seine Familie. Ein Lebensbild nach den Aufzeichnungen seiner Tochter Caroline. Strecker & Schröder, Stuttgart 1923, urn:nbn:de:hbz:466:1-43628 (mit Werkverzeichnis).
- Hans Vollmer: Tischbein, Friedrich (Joh. Fr. August). In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 33: Theodotos–Urlaub. E. A. Seemann, Leipzig 1939, S. 207–209.
- Martin Franke: Johann Friedrich August Tischbein. Leben und Werk. Egelsbach 1993 (Mikrofiche, ISBN 978-3-89349-698-3, zugleich: Stuttgart Univ.-Diss. 1992).
- Karin Schrader: Tischbein Johann Friedrich August. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, ISBN 978-3-428-11207-5, S. 302 f. (Digitalisat).
- Ruben Rebmann: Tischbein, Johann Friedrich August. In: De Gruyter Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Hg. v. Andreas Beyer, Bénédicte Savoy and Wolf Tegethoff. Band 109. Walter de Gruyter, Berlin. 2020, ISBN 978-3-598-41800-6, S. 276.
Weblinks
- Literatur von und über Johann Friedrich August Tischbein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Johann Friedrich August Tischbein bei Zeno.org
- Gemälde und Ölskizzen Tischbeins in der Gemäldegalerie Alte Meister, Kassel
- artcyclopedia.com
- Tischbein, Johann Friedrich August. Hessische Biografie. (Stand: 2. August 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Größenangabe
- Auktion Karl&Faber, München, November 2015.