Johann Cobenzl (Diplomat)

Johann „Hans“ Cobenzl, a​uch Giovanni Cobenzl, Kobenzl v​on Prossegg, s​eit 1564 erbländischer Freiherr, s​eit 1588 Reichsfreiherr (* u​m 1530 i​n Štanjel; † 16. August 1594[1] i​n Regensburg) w​ar Diplomat i​m Auftrage d​er Habsburger, Innerösterreichischer Beamter, zuletzt Landeshauptmann d​er Krain u​nd als Vertrauter d​es Kaisers Landcomtur d​es Deutschen Ordens. Er verfasste d​en in seiner Zeit s​ehr erfolgreichen Reisebericht über Russland, d​er „Relatione d​elle cose d​i Moscovia“.

Das Wappen Cobenzls an der Höhlenburg Predjama

Leben

Johann Cobenzl war der Sohn von Christoph Cobenzl zu Prossegg und Anna Burggräfin von Lueg (heute Höhlenburg Predjama). Nach dem Besuch der Lateinschule in Laibach arbeitete er in der Kanzlei des Bischofs von Laibach, wurde dann Kastner der bischöflichen Herrschaft Oberburg (heute Gornji Grad), dann Administrator von Stift Millstatt in Kärnten. Von 1548 bis 1552 studierte er in Wien und anschließend in Bologna. In den ersten Monaten des Jahres 1554 besuchte er das Collegium Germanicum in Rom und nahm 1558 in der kaiserlichen Kanzlei seinen Dienst als Chef der österreichischen Kanzlei auf. Johann war von 1571 bis 1573 kaiserlicher Gesandter in Rom, von 1575 bis 1576 und nochmals 1581 Gesandter Maximilian II. und Rudolf II. in Moskau beim Zaren Iwan IV. (der Schreckliche). Nach 1581 war Johann von Cobenzl dann Minister bei verschiedenen Reichskreisen und am Reichstag und unterzeichnete 1584 und 1594 als vom Kaiser bevollmächtigter Minister die Reichsabschiede. Johann Cobenzl war kaiserl. Rat und geheimer Rat, oberster Hofkanzler und von 1576 bis 1591 Kammerpräsident (Vorsitzender der Erzherzöglichen Kammer) von Erzherzog Karl II. Ebenso war er Hauptmann zu Triest und Gradisca und 1592–1593 Landeshauptmann der Krain.

Auf Wunsch d​es Kaisers w​urde Johann Cobenzl 1566 i​n den Deutschen Orden aufgenommen u​nd Landcomtur z​u Laibach, d​ann zu Graz u​nd Wiener Neustadt. Von 1577 b​is 1590 w​ar er Komtur d​er Commende Leech i​n Graz.[2] Ebenso w​ar er Prior d​es Deutschen Ordens i​n Brixen u​nd Koadjutor d​er Ballei Österreich. Er w​ar der Vertrauensmann d​er Habsburger i​m Deutschen Orden.

Laut Wißgrill wurde Johann und sein Bruder Ulrich von Kaiser Ferdinand I. am 16. Juli 1564 als Freiherren von Prossegg zu Lueg, Leittenburg und Mossau in den Herrenstand aufgenommen. Johann Kobenzl von Prossegg wurde am 30. August 1588 in Prag von Rudolf II. als Freiherr zu Lueg, Mossau und Leittenburg Reichsfreiherrnstand erhoben.[3] 1570 ließ er die von seiner Mutter ererbte Burg Lueg neu errichten. Er starb am 16. August 1594 auf dem Reichstag von Regensburg (nach anderen Angaben 1598).

Werk als Schriftsteller

Berühmt w​urde Cobenzl v​or allem d​urch seinen Reisebericht „Relatione d​elle cose d​i Moscovia“, d​en er v​on seiner diplomatischen Reise n​ach Russland i​m Jahre 1575/76 anfertigte u​nd der i​n zahlreichen Manuskripten u​nd mehreren Sprachen überliefert ist. 1589 w​urde die „Relatione“ u​nter dem falschen Autorennamen Filippo Prenestain a​ls Teil d​es „Tesoro politico“ abgedruckt, e​iner in seiner Zeit populären Sammlung v​on diplomatischen Dokumenten, Verträgen u​nd Berichten. Cobenzl w​ar im Jahre 1575 i​m Auftrag v​on Kaiser Maximilian II. a​ls Leiter e​iner diplomatischen Delegation n​ach Moskau gereist, u​m mit d​em Zaren über d​ie Nachfolgefrage d​es polnischen Königs Sigismund II. August z​u verhandeln, nachdem Heinrich III. König v​on Frankreich geworden war.

Literatur

  • Silvano Cavazza: Giovanni Cobenzl fino al 1564: la formazione di un ministro austriaco, in: Oltre i confini: Scritti in onore di don Luigi Tavano per i suoi 90 anni; a cura di Liliana Ferrari e Paolo Iancis; Gorizia 2013, S. 143–152. Artikel auf www.academia.edu
  • Silvano Cavazza: La Relatione delle Cose di Moscovia di Giovanni Cobenzl, in: Quaderni Giuliani di Storia, 34 (2013/1), S. 53–98.
  • B. Mitchell; R. Zguta: The Sixteenth-Century “Account of Muscovy” attributed to Don Felippo Prenestein, «Russian History/Histoire Russe», 8 (1981), S. 390–412
  • Hellmuth Rößler: „Cobenzl“ in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 297 Onlinefassung
  • H. Uebersberger: Österreich und Russland seit dem Ende des 15. Jahrhunderts, I, Wien und Leipzig, W. Braumüller, 1906, S. 439–464
  • Franz Karl Wißgrill: Schauplatz des landsässigen Nieder-Österreichischen Adels vom Herren- und Ritterstande ..., Wien 1795, Band 2, S. 95
  • P. v. Radics: Der kaiserliche Gesandte Johann Khobentzl von Prosseck, des Deutschen Ordens Comthur in Laibach. in Fedor Bamberg, Ignaz v. Kleinmayr. Blätter aus Krain, 18. März 1864. PDF
Commons: Johann Cobenzl zu Prossegg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1598 laut der Neuen Deutschen Biographie
  2. siehe Radics: Johann Khobentzl von Prosseck.., Blätter aus Krain. S. 43
  3. siehe www.nobility.eu
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