Joel McCrea
Joel Albert McCrea (* 5. November 1905 in South Pasadena, Kalifornien; † 20. Oktober 1990 in Woodland Hills, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schauspieler.
Leben und Karriere
Joel McCrea war Sohn eines Geschäftsmannes, absolvierte ein Schauspielstudium am Pomona College und begann 1928 als Komparse und Stuntman zu arbeiten. Seine erste größere Rolle erhielt er 1929 in The Jazz Age, die ihm einen Vertrag bei MGM einbrachte. Dort schloss er unter anderem Freundschaften mit Marion Davies und Greta Garbo.
1930 ging er zur neu gegründeten RKO. Seine Beziehung zu Constance Bennett, dem größten Star des Studios, brachte ihm mediale Aufmerksamkeit und zahlreiche Rollen neben Bennett in romantischen Liebesfilmen wie Born to Love, The Common Law oder Rockabye. 1932 bekam er von David O. Selznick die Hauptrolle in Bird of Paradise übertragen. Unter der Regie von King Vidor war der Film als Antwort auf den Erfolg von Tarzan, der Affenmensch gedacht, der bei MGM für Rekordeinnahmen sorgte. Dolores del Río spielte eine Eingeborenenprinzessin, die eine stürmische Liebesbeziehung zu einem Amerikaner hat. Beide Schauspieler waren den größten Teil des Films, der teilweise auf Hawaii gedreht wurde, fast nackt zu sehen, was auf Grund der seinerzeit noch großzügig gehandhabten Zensurbestimmungen möglich war. Diese Rolle brachte McCreas Karriere weiter voran. Im selben Jahr agierte er neben Fay Wray in Graf Zaroff – Genie des Bösen, der die Flucht von Schiffbrüchigen vor einem Menschenjäger im wahrsten Sinne des Wortes erzählt. Auch dieser Film entstand vor Inkrafttreten des strengen Production Code und ging hinsichtlich Darstellung von Sex und Gewalt bis an die Grenzen des seinerzeit Üblichen. Nach seinem Auftritt an der Seite von Richard Dix und Erich von Stroheim in dem lange vergessenen Drama Die letzten Vier erhielt er 1933 neben Irene Dunne die männliche Hauptrolle in der Verfilmung von Sidney Howards gleichnamigem Bühnenstück The Silver Cord. Bei den Dreharbeiten lernte er auch seine zukünftige Frau Frances Dee kennen, die er noch im selben Jahr heiratete und mit der er bis zu seinem Tod zusammenlebte.
Nach dem Weggang von RKO arbeitete Joel McCrea auf Basis nichtexklusiver Verträge, unter anderem auch für den Filmproduzenten Samuel Goldwyn, was ihm zunehmend anspruchsvollere Rollen einbrachte. So auch in dem Drama Infame Lügen von 1936, das ihn neben Miriam Hopkins und Merle Oberon in einer entschärften Fassung von Lillian Hellmans Theaterstück The Children's Hour zeigte. Seine Zusammenarbeit mit Barbara Stanwyck in Internes Can't Take Money von 1937 war insoweit interessant, als McCrea darin den Charakter des Dr. Kildare verkörperte, den ab 1939 dann Lew Ayres in eine Serie von mehreren Filmen bei MGM spielte. Ein weiterer bedeutsamer Film für McCrea war Sackgasse, die Verfilmung des gleichnamigen Bühnenerfolges von Lillian Hellman. Mit dem Western Union Pacific aus dem Jahr 1939 unter der Regie von Cecil B. DeMille begann schließlich der Aufstieg von McCrea zu einem der männlichen Topstars der Kriegsjahre. In den Folgejahren drehte er unter anderem mit Alfred Hitchcock den Film Der Auslandskorrespondent sowie einige Streifen mit Preston Sturges, darunter Sullivans Reisen, der ihn an der Seite von Veronica Lake zeigte, und Atemlos nach Florida mit Claudette Colbert als Partnerin. Zu seinen persönlichen Lieblingsfilmen aus der Zeit gehörten Primrose Path von 1940, eine Liebesgeschichte zwischen einer jungen Frau mit zwielichtigem Hintergrund und einem aufrechten jungen Mann, und Immer mehr, immer fröhlicher aus dem Jahr 1943. Die Komödie, die sich mit der kriegsbedingten Wohnungsnot in Washington beschäftigte, zeigte McCrea unter der Regie von George Stevens als Partner von Jean Arthur. Arthur spielte eine patriotische junge Frau, die eine Hälfte ihres Hauses an Charles Coburn vermietet, der, ohne ihr Bescheid zu sagen, seine Hälfte wiederum zur Hälfte an einen jungen Offizier untervermietet. Der Film wurde für den Oscar als Bester Film nominiert.
Seit seiner Rolle als Buffalo Bill unter der Regie von William A. Wellman im gleichnamigen Film aus dem Jahr 1944 arbeitete McCrea hauptsächlich in Western und wurde zu einem der renommiertesten Darsteller dieses Genres. Rollen in anderen Filmgenres lehnte er dagegen nunmehr meistens ab, da er das Drehen von Westernfilmen spannender fand. Zwischen 1959 und 1960 spielte er neben seinem Sohn Jody McCrea die Hauptrolle in der Fernsehserie Wichita Town. 1962 war er an der Seite von Randolph Scott im Western Sacramento unter der Regie von Sam Peckinpah zu sehen und verkündete danach seinen Rückzug aus dem Filmgeschäft. In späteren Jahren kehrte er für einige Charakterrollen wieder auf die Leinwand zurück, zuletzt 1976 im Film Mustang Country.
Dank guter Investitionen war McCrea neben Corinne Griffith, Paulette Goddard, Bing Crosby und Bob Hope einer der wohlhabendsten Schauspieler von Hollywood, dessen Vermögen weit über 200 Mio. US-Dollar betrug. In dem Buch People Will Talk von John Kobal gab McCrea dem Autor ein sehr offenes Interview, in dem er neben seinen zahlreichen Affären auch Auskunft über seine langjährige Freundschaft mit dem Regisseur Gregory La Cava gab.
Filmografie (Auswahl)
- 1927: The Fair Co-Ed
- 1927: Der Herzschlag der Welt (The Enemy)
- 1929: Unsichtbare Fesseln (The Single Standard)
- 1931: The Common Law
- 1932: Business and Pleasure
- 1932: Luana (Bird of Paradise)
- 1932: Graf Zaroff – Genie des Bösen (The Most Dangerous Game)
- 1932: Die letzten Vier (The Lost Squadron)
- 1933: The Silver Cord
- 1935: Oberarzt Dr. Monet (Private Worlds)
- 1936: Infame Lügen (These Three)
- 1937: Sackgasse (Dead End)
- 1937: Frisco-Express (Wells Fargo)
- 1939: Union Pacific
- 1940: Der Auslandskorrespondent (Foreign Correspondent)
- 1940: Primrose Path
- 1941: Sullivans Reisen (Sullivan's Travels)
- 1942: Atemlos nach Florida (The Palm Beach Story)
- 1943: Immer mehr, immer fröhlicher (The More, the Merrier)
- 1944: Buffalo Bill, der weiße Indianer (Buffalo Bill)
- 1944: The Great Moment
- 1945: Der Tod wohnt nebenan (The Unseen)
- 1947: Die Farm der Gehetzten (Ramrod)
- 1948: Flucht nach Nevada (Four Faces West)
- 1949: Vogelfrei (Colorado Territory)
- 1950: Stars in My Crown
- 1951: Der große Zug nach Santa Fé (Cattle Drive)
- 1952: Menschenjagd in San Francisco (The San Francisco Story)
- 1954: Der blaue Mustang (Black Horse Canyon)
- 1954: Die Teufelspassage (Border River)
- 1955: Einer gegen alle (Stranger on Horseback)
- 1955: Wichita
- 1957: Von allen Hunden gehetzt (Gunsight Ridge)
- 1957: Der große Fremde (The Tall Stranger)
- 1958: Die Letzten der 2. Schwadron (Fort Massacre)
- 1959: Drauf und dran (The Gunfight at Dodge City)
- 1959–1960: Wichita Town (Fernsehserie, 26 Folgen)
- 1962: Sacramento (Ride the High Country)
- 1970: Schreit, wenn wir verrecken! (Cry Blood, Apache)
- 1976: Mustang, Bär und Jäger (Mustang Country)
Literatur
- Gregor Hauser: Mündungsfeuer: Die 50 besten B-Western der 50er Jahre und ihre Stars. Verlag Reinhard Marheinecke 2015, ISBN 978-3-932053-85-6. S. 207–209.
Weblinks
- Joel McCrea bei Turner Classic Movies (englisch, derzeit von Deutschland aus nicht zugänglich)
- Joel McCrea in der Internet Movie Database (englisch)
- umfangreiches Essay – englisch
- Essay – englisch