Jochen Ott
Jochen Ott (* 9. Mai 1974 in Porz) ist ein deutscher Politiker (SPD). Seit dem 9. Juni 2010 ist er Abgeordneter des Landtags von Nordrhein-Westfalen für den Wahlkreis Köln V. Von 2001 bis 2019 war er Vorsitzender der Kölner SPD, sowie von 2008 bis 2018 stellvertretender Vorsitzender der SPD Nordrhein-Westfalen.
Leben
Ott wuchs in Köln-Höhenberg auf. Nach dem Besuch der Grundschule in Höhenberg wechselte Ott auf das Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium in Köln-Buchheim, wo er 1993 das Abitur machte. In seiner Freizeit machte er Leichtathletik, spielte Tennis und Handball. Gleichzeitig war er in der Katholischen junge Gemeinde (KjG) als Gruppen- und später Pfarrleiter aktiv. Nach seinem Abitur absolvierte Ott den Zivildienst in der Pfarrgemeinde St Elisabeth in Höhenberg.[1]
Danach entschied sich Ott für ein Lehramtsstudium in den Fächern Geschichte, Sozialwissenschaften und Katholische Religion an der Universität zu Köln. Während des Studiums hatte Ott im Rahmen des Erasmus-Programms, einen Auslandsaufenthalt am King’s College in London.[1]
1999 beendete Jochen Ott das Studium mit dem ersten Staatsexamen und ging für ein zweijähriges Studienreferendariat an das Rhein-Gymnasium in Köln, welches er Ende 2001 abschloss. Ab 2002 unterrichtete Ott als Lehrer an der Gesamtschule in Brühl die Fächer Geschichte, Sozialwissenschaften und Katholische Religion. Mit der Direktwahl als Landtagsabgeordneter und der Übernahme seiner Mandatsaufgaben im Jahr 2010 schied Ott als Oberstudienrat a. D. aus dem Schulunterricht aus.[1]
Mit seiner Familie lebt Ott in Köln-Nippes. Er ist seit 2005 verheiratet, und hat drei Töchter.[1]
Politik
Politische Anfänge und Kommunalpolitik
Ott trat 1992 in die SPD ein und war von 1997 bis 2001 Ortsvereinsvorsitzender in Köln-Höhenberg. In den Jahren 2000 und 2001 war er Stadtbezirksvorsitzender im Stadtbezirk Köln-Kalk. Nach dem Rückzug des Kölner SPD-Vorsitzenden Kurt Uhlenbruch wurde er im Jahre 2001 mit 26 Jahren zu dessen Nachfolger gewählt. In dieser Funktion arbeitete er unter anderem am Thema der sozialen Gerechtigkeit. So hat er dagegen gekämpft, dass die Schere zwischen armen und reichen Stadtteilen noch weiter zunimmt. Als eine Niederlage während seines Vorsitzes nennt Ott, dass er den Neubau des Schauspielhauses nicht durchsetzen konnte. Sein größter Erfolg war nach eigenen Angaben – in Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden der SPD Ratsfraktion der Stadt Köln, Martin Börschel – die Verhinderung des geplanten Verkaufs der Wohnungsgesellschaften GAG und GRUBO gewesen.[2]
Mitte Januar 2019 gab Ott bekannt, dass er sich aus der Kölner Lokalpolitik zurückziehen werde und nicht mehr erneut als Kandidat für den Vorsitz der Köln SPD zur Verfügung stehe.[3] Nach 18 Jahren trat er am 16. März 2019 nicht mehr zu einer Wiederwahl als Parteichef der Kölner SPD an. Seine Nachfolgerin wurde Christiane Jäger.[2]
Von 2004[4] bis zum 24. November 2010[5], sowie ab 2014 war er Mitglied des Rates der Stadt Köln. Nachdem das Verwaltungsgericht eine Neuauszählung der Ergebnisse der Kommunalwahlen 2014 in einem Kölner Wahlbezirk angeordnet hatte, verlor Ott im Mai 2015 sein Mandat im Rat der Stadt Köln (siehe Kommunalwahlen 2014 in Köln).
2009 bis 2010 war er Mitglied der Landschaftsversammlung Rheinland.[1]
Am 1. Februar 2015 stellte sich Ott als Kandidat für das Amt des Kölner Oberbürgermeisters vor. Auf dem Unterbezirksparteitag am 14. März 2015 wurde Ott mit 92 Prozent der Delegiertenstimmen nominiert.[6] Am 18. Oktober 2015 trat Ott gegen die parteilose Kandidatin Henriette Reker,[7] Mark Benecke von Die PARTEI und vier andere Kandidaten an. Ott erreichte 32,02 % und Henriette Reker wurde mit 52,66 % zur Oberbürgermeisterin gewählt.[8]
Landespolitik
Seit 2004 ist er Mitglied des Präsidiums der SPD Nordrhein-Westfalen,[4] von 2008 bis 2018 stellvertretender Landesvorsitzender.
Bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 22. Mai 2005 trat Jochen Ott in seinem Wahlkreis Köln V an, scheiterte jedoch am Gegenkandidaten, dem Kölner CDU-Kreisverbands-Vorsitzenden Jürgen Hollstein. 2010 trat Ott wieder für den Landtag an, dieses Mal wurde er als Direktkandidat gewählt und wurde bau- und verkehrspolitischer Sprecher. Sein Gegenkandidat (wieder Jürgen Hollstein) schied aus dem Landtag aus. Bei der vorgezogenen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2012 am 13. Mai 2012 erhielt Ott als gewählter Direktkandidat im Wahlkreis Köln V 43,8 Prozent der Erststimmen.[9] Seit Sommer 2012 ist er stellvertretender Vorsitzender der Landtagsfraktion.
Bei der vorgezogenen Landtagswahl 2017 wurde Ott erneut als Landtagsabgeordneter für die SPD aufgestellt. Mit 35,5 Prozent verlor er seinen Wahlkreis Köln V an Florian Braun (CDU), welcher 36,1 Prozent erhielt.[10] Ott zog aber dank seines Landeslistenplatzes 8 dennoch in den Landtag ein.[11] Jochen Ott ist zusätzlich zu seiner Funktion als stellvertretender Fraktionsvorsitzender nun auch Schulpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion NRW. Seine Schwerpunkte sind Schule und Bildung, Bauen und Wohnen sowie Verkehr.[12]
Gremien und Ehrenämter
- GAG Immobilien AG: Aufsichtsratsvorsitzender von 2004 bis September 2021[13][14]
- Von der Stadt Köln ist Jochen Ott als städtischer Vertreter in Aufsichtsgremien der GWG Wohnungsgesellschaft mbH Rhein-Erft (Aufsichtsratsmitglied), Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK)/RheinCargo GmbH & Co. KG (Aufsichtsratsmitglied der HGK und der RheinCargo), Flughafen Köln/Bonn GmbH (stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender) benannt.[15]
- Beirat für Wohnraumförderung bei der NRW.Bank: Mitglied
- WDR-Rundfunkrat: Stellvertretendes Mitglied[16]
- Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Köln e.V.: Vorsitzender[17]
- Umweltbildungszentrum Heideportal Gut Leidenhausen: Vorstandsvorsitzender[18]
Veröffentlichungen
- Köln Rot. Sozialdemokratische Politik von 1945 bis heute mit Thomas Deres und Wolfgang Uellenberg-van Dawen; Greven, Köln 2008, ISBN 3-7743-0416-5.
- Rheinischer Kapitalismus. Eine Streitschrift für mehr Gerechtigkeit mit Franz Meurer und Peter Sprong; Greven, Köln 2014, ISBN 978-3-7743-0631-8.
- Mehr Politik wagen! Wie wir die Demokratie vor dem Kapitalismus retten. Greven, Köln 2019, ISBN 978-3-7743-0916-6.
- Solidarischer Individualismus. Wie wir die wunderbare Freiheit der Einzelnen mit der Kraft der Solidarität verbinden. Greven, Köln 2021, ISBN 978-3-7743-0944-9.
Einzelnachweise
- Persönlicher Lebenslauf auf www.jochen-ott.de (Memento des Originals vom 17. April 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 11. Mai 2010
- Kölner Stadt-Anzeiger Köln vom 16. März 2019: Schlimmstes Jahr war 2015. Jochen Ott geht nach 18 Jahren als Parteichef der Kölner SPD, von Tim Attenberger, abgerufen am 16. März 2019
- Kölner Stadt-Anzeiger vom 15. Januar 2019: Führungswechsel Kölner SPD-Chef Jochen Ott hört auf – Christiane Jäger soll folgen, von Helmut Frangenberg, abgerufen am 16. Januar 2019
- Politischer Lebenslauf auf www.jochen-ott.de (Memento des Originals vom 4. Juli 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 11. Mai 2010
- Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Jochen Ott legte Ratsmandat nieder, abgerufen am 24. November 2010
- Kölner Stadt-Anzeiger (KStA) vom 14. März 2015 Köln: Oberbürgermeisterkandidat der SPD Jochen Ott mit beeindruckendem Ergebnis nominiert (fra), abgerufen am 15. März 2015
- Ronald Larmann: SPD-Oberbürgermeister-Kandidat: Ott will „das Ganze im Blick behalten“. In: rundschau-online.de. 1. Februar 2015, abgerufen am 2. Februar 2015.
- Homepage Stadt Köln Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Köln hat gewählt, von Inge Schürmann, abgerufen am 19. Oktober 2015
- Wahlpräsentation der Stadt Köln zum Wahlkreis Köln V
- NRW-Wahl live: Linke verpasst den Landtag – Ott verliert Direktmandat. 15. Mai 2017, abgerufen am 10. Juli 2020 (deutsch).
- Wahlergebnisse der Landtagswahlen NRW von 2017. Abgerufen am 10. Juli 2020.
- Landtag Nordrhein-Westfalen: Landtag NRW: Abgeordnetendetail. Abgerufen am 10. Juli 2020.
- GAG vom 24. September 2021: GAG verabschiedet Jochen Ott, abgerufen am 16. Oktober 2021
- Aufsichtsrat. In: GAG Immobilien AG. Abgerufen am 10. Juli 2020 (deutsch).
- Benennung von Herrn Jochen Ott als städtischer Vertreter in den Aufsichtsgremien von Beteiligungsunternehmen. Abgerufen am 10. Juli 2020.
- Jochen Ott MdL. 28. Oktober 2016, abgerufen am 10. Juli 2020.
- Vorstand | Haus des Waldes Köln. Abgerufen am 10. Juli 2020.
- Vorstandswahlen Portalverein Gut Leidenhausen. In: porz erleben.de - Nachrichten aus Köln-Porz -. 9. Juli 2018, abgerufen am 10. Juli 2020 (deutsch).